1. Leseabschnitt: April (Seite 9 - 63)

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Was ist los? Noch keiner hier? Das ich das noch erleben darf... :rolleyes:

Der erste Abschnitt ist gelesen - und es gefällt mir bislang gut. Der Ton rotzig-lakonisch, bietet der Roman Raum für die Wut eines heranwachsenden Mädchens in der Pubertät. Es findet sich hässlich, widersetzt sich den Anweisungen und Erwartungen der Eltern - v.a. der Mutter - und wirkt (z.T. selbst gewählt) sehr einsam. Nur mit ihrem Bruder zusammen, die eine Stunde am Tag, kann sie am ehesten die sein, die sie ist. Antonio, der aus einer ganz anderen sozialen Welt kommt, scheint ein echtes Interesse an ihr zu haben. Und sein Bruder nimmt so unbkümmert Kontakt zu Paolas Bruder Richie auf, dass es einen baff erstaunt. Paola ist in einer ständigen Hab-Acht-Stellung, so selbstverständlich erwartet sie schon die Verletzungen, die ihr von allen Seiten zugefügt werden. Sie scheint bei allem Trotz und aller lakonischen Haltung doch sehr empfindsam zu sein. Ein Coming-of-Age-Roman?
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Was ist los? Noch keiner hier? Das ich das noch erleben darf... :rolleyes:
:D Eine:r muss ja die/der Erste sein. Ich scheue mich meistens davor, den ersten Beitrag zu schreiben - bin da vieeeel zu schüchtern für :p:D.
Der erste Abschnitt ist gelesen - und es gefällt mir bislang gut. Der Ton rotzig-lakonisch, bietet der Roman Raum für die Wut eines heranwachsenden Mädchens in der Pubertät.
Absolute Zustimmung.
Nur mit ihrem Bruder zusammen, die eine Stunde am Tag, kann sie am ehesten die sein, die sie ist.
Ich finde es rührend, wie sie sich um Richi kümmert.
Sie scheint bei allem Trotz und aller lakonischen Haltung doch sehr empfindsam zu sein.
Ja, diese Empfindsamkeit ist mir auch sofort aufgefallen.
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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Sie scheint bei allem Trotz und aller lakonischen Haltung doch sehr empfindsam zu sein.
Das scheint mir auch so. Hinter ihrer zynischen, ironischen und rotzingen Fassade steckt viel Not. Vordergründig passt sie sich an, um nicht ausgelacht und zurückgewiesen zu werden. In ihr stecken Einsamkeitsgefühle und Misstrauen. Zudem das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Außerdem ein massives Selbstwertdefizit.
Was mir gefällt, sind ihre im Moment noch passive Aggressivität und ihre im Moment noch heimliche Rebellion. Beides etwas, das in der Pubertät nicht so selten und ausbaufähig ist und sich möglicherweise und hoffentlich im Laufe des Romans in eine gute Richtung entwickelt: Gesunde gelebte Aggressivität und gesunde gelebte Rebellion, die zu einem Ich-Gefühl und Autonomie führen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich mag Paola, sie hat auf vieles eine sehr realistische Sicht, nur auf sich selbst wohl eher nicht. Sie ist mit ihrem Aussehen sehr unglücklich, aber ich denke, dass hängt mit ihrem geringen Selbstwertgefühl diesbezüglich zusammen. Die Mutter und die Oma wirken so perfekt auf sie, da ist es bestimmt schwer mitzuhalten.Obendrein scheint die Mutter nicht die einfühlsamste zu sein, was solche Dinge angeht.
In der Schule hat sie es auch nicht leicht, sie scheint sich allerdings auch ein wenig zu isolieren. Die sozialen Medien nutzt sie nicht aus Spaß, es scheint eher ein Teil auf einer Liste zu sein, der abgehakt werden muss.
Antonio nimmt sie wie sie ist, mag sie, dass schmeichelt ihr, auch wenn sie es nicht zugeben will. Sie kann sich wohl noch nicht vorstellen, dass jemand sie um ihrer selbst Willen mag. Schade! Ich hoffe die beiden finden öfter die Gelegenheit dorthin zu gehen, denn auch ihrem Bruder scheint dieser ungezwungene Kontakt sehr gut zu tun.
Ricci und sie sind ein eingeschworenes Team, vorallem wenn es darum geht, die Regeln zu umgehen.
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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So wie ich Paola bis jetzt einschätze, könnte sie gut aus dieser Geschichte herauskommen.
Sie hat eindeutig erschwerte Entwicklungsbedingungen. Es ist immer schwierig, neben einem Geschwister auf zu wachsen, das von den Eltern viel Zeit und psychische Kraft erfordert.
Dann noch die Eltern, bei denen sich so vieles um die Fassade dreht.
Mobbing.
Selbstwert-Problematik...
Alles nicht einfach. Aber sie hat etwas, das mich darauf vertrauen lässt, dass sie da psychisch gut rauskommt: Das noch heimlich gelebte Rebellische und Aggressive, die Ironie, der Zynismus, ihre Intelligenz...
Hoffentlich macht sie gute Erfahrungen mit Antonio.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Eine Ich- Erzählerin, die einem gleich packt. Sie hat einen klaren Blick auf ihre Umwelt, wobei sie wahrscheinlich nicht alles richtig einordnen kann.
Der Blick auf sich selbst ist gnadenlos. Der kritische Blick einer Jugendlichen, die nicht dem allgemeinen Schönheitsideal entspricht. Wobei sie sicher hier eine verzerrte Wahrnehmung hat.
Insgesamt eine spannende Familie mit viel Stoff für jeden Psychologen.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ich habe noch den munteren Ich-Erzähler Sebi (14. Jh, Schweiz) aus "Der Halbbart" im Ohr und jetzt eine so ganz andere Ich-Erzählerin. Ehrlich sind sie beide, der Realität sehen sie beide ins Gesicht. Paola hadert mit sich, sie entspricht überhaupt nicht dem, was ihre Mutter/ihre Eltern sich erträumt haben und sie geht gnadenlos mit sich selbst ins Gericht. In ihrer Familie scheinen alle einsam zu sein, nicht nur sie. Die Konstellation mit dem behinderten jüngeren Bruder überfordert die Eltern, der Vater hat sich völlig zurückgezogen, die Mutter kommt nicht damit klar. Paolas Esssucht wirkt wie eine Reaktion darauf, bis zu Richis Geburt war sie schlank.
Antonio scheint es ernst zu meinen, aber Paola hat kein Vertrauen, zu niemandem, außer zu Richi. Sie hat Angst, sich auf Antonio einzulassen, kein Wunder bei diesem Selbstbild...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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[zitat]Ich bin hässlich. Das ist die Wahrheit.[/zitat]
Was ein Einstieg für einen ersten Satz! Wie Paola sich schildert, muss sie ja ein wandelndes Fass sein. Allerdings sind selbst 80 Kilo bei einer Größe von 1,74 m zwar deutlich über dem Durchschnitt, passen aber nicht zu ihrer Selbstbeschreibung. Jeder, der Teenager kennt, weiß allerdings auch, wie hart sie mit sich selbst ins Gericht gehen...

Paolas Esssucht ist für mich nachvollziehbar. Diese reiche Familie liebt den Glanz und die Fassade. Der retardierte Bruder (ist er das wirklich?!) passt da nicht hinein. Dadurch verändern sich die Strukturen. Keiner der Eltern will mehr zu Hause sein, Paola fühlt sich nicht wahrgenommen und isst zuviel. Sei es als Ersatzbefriedigung, aus Rebellion, aus Frust, um Aufmerksamkeit zu bekommen...?
Die Mutter initiiert sich als Fitness-Guru, der totale Gegensatz zur Tochter. Beide Kinder haben keine intensive Beziehung zu den Eltern. Sie spielen Theater, genießen ihre unbeobachtete Stunde auf der anderen Seite.

In der Schule wurde Paola Opfer von Cybermobbing. Infolgedessen wurde Antonio überhaupt auf sie aufmerksam, will mir scheinen. Er hilft ihr und leitet Treffen im "Park" mit ihr herbei. Ein sehr sympathischer, verständiger Typ ist er. Ich möchte ihm vertrauen und hoffe, dass er sich nicht als Schlange entpuppt.

Richi scheint viel mehr von seiner Umwelt mitzubekommen, als er den Eltern gegenüber zugibt. Schön, dass er mit Filippo Schach spielen kann, vielleicht freunden sich die beiden auch an.

Das Setting hat mich sofort gefangen. Thematik und Schreibstil sagen mir zu und wirken glaubwürdig. Allerdings hoffe ich, dass sich zwischen Antonio und Paola nicht zu schnell eine Liebesgeschichte entwickelt. Das käme mir zu sehr nach Wunschdenken und unrealistisch vor. Zu einfach.
Die Oma möchte ich noch besser kennenlernen. Sie scheint eine Vertraute Paolas zu sein.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ha. Das ist ja ... bezaubernd! Mein zweites Buch von der Romagnolo wird mich nicht enttäuschen! Es ist total anders als Bella Ciao. Nicht nur von der Handlung, auch vom Ton.
Mal gucken mal gucken mal gucken Hoffnung wallt auf, man weiß, Wanda ist auf der Suche nach einem Jahreshighlight. Der Halbbart war schon nahe dran, war es dann aber doch nicht.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ha. Das ist ja ... bezaubernd! Mein zweites Buch von der Romagnolo wird mich nicht enttäuschen! Es ist total anders als Bella Ciao. Nicht nur von der Handlung, auch vom Ton.
Mal gucken mal gucken mal gucken Hoffnung wallt auf, man weiß, Wanda ist auf der Suche nach einem Jahreshighlight. Der Halbbart war schon nahe dran, war es dann aber doch nicht.
Meine Stimmung ist angesichts der neuen Corona-Maßnahmen gerade nicht rosig, insofern hätte ich im Augenblick ein positiveres Buch gebraucht. Aber dafür kann Raffaela Romagnolo nichts und erzählt ist es sehr stark. Ob es ein solches Highlight wie "Bella Ciao" für mich wird, weiß ich noch nicht.