1. Leseabschnitt: Annäherung an das Monster (S. 9 - 50)

Wandablue

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18. September 2019
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Oh mei, was schreibt ihr da alles! Ich habe den Text einfach mal so über mich ergehen lassen und bin von seiner Schönheit berührt. Leider erst auf Seite 54 sagt der Autor in Person von G. von dessen Geschribbsel, es läge "ungeahnte Schönheit in den Sätzen". Genau das empfinde ich gegenüber dem Text.

Sonst mache ich mir keine Gedanken. Ich lasse wirken und warte ab.

ich hab noch gedacht, ach, deshalb haben sie neulich von diesem "Leoparden" geredet und werde ihn gleich googeln.

Ach ja, die Ehe: Diese Fürstenehen sind doch anders als unsere. Meistens arrangiert. Für die Ewigkeit gebaut, weil aus Interessen geschlossen und nicht auf schwankenden Gefühlen.
 

Wandablue

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Melancholisch - von wegen! Der Roman ist todtraurig. Ich brauche einen Stimmungsaufheller, sonst werde ich depressiv.

Ohhhh, Eia Popeia. Ich mag das. Das Bild von Palermo nach dem Krieg. Der Herr, der nie aufhört, Herr zu sein. Wie arm er sich findet, obwohl er in einem Palast wohnt. Schade, dass Mussolini sich früh vom Kommunismus verabschiedet hat und von den Enteignungen. Der Herr ist eigentlich genau mein Feindbild. Abgesehen von der feinen Bildung der Herren Pinkel. Der Cousin kann persisch lesen.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Ha ha ha, ich erwische mich auch öfter bei dem Gedanken, dass ich mit vielem nicht mehr mithalten kann. Ich merke das insbesondere auf Arbeit, wenn meine jüngeren Kollegen mit etwas ankommen, wo ich nur denke "Äh, what?" :D
Du hast sicher recht, aber er kommt mir schon SEHR alt vor, dafür, dass er noch keine 60 ist. War das 1955 noch so? Oder machen es das Kettenrauchen und das Übergewicht?

Die Mutter war schon eine Ansage. Ich sehe sie bildlich vor mir: eine stolze Dame, komplett in schwarz gekleidet, die mit strengem Regiment versucht, die Regeln der Aristokratie aufrechtzuerhalten.
Mich wundert, dass sie Mussolini-Fan war. Ohne sicher zu sein, hätte ich gedacht, dass Mussolini ihr zu bürgerlich war bzw. dass Mussolini dem Adel nicht wohlgesonnen war.
Ist nicht in Deutschland der Adel auch scharenweise zu Hitler übergelaufen? Viele Adelige waren in der Wehrmacht und waren nicht gegen den 2. Weltkrieg.

So weit würde ich in dieser Situation nicht gehen. Mit solch einer Diagnose in der Tasche hast du erstmal genug mit dir selbst zu tun. Deinem Partner dann noch sagen zu müssen, dass Du nicht mehr lange zu leben hast, ist fast noch schlimmer. Der Gedanke, wie dessen Reaktion auf Deine Nachricht sein könnte, ist dabei in dieser Situation unerträglich. Diese Kraft musst Du erstmal aufbringen. Und Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben.
Ich denke gar nicht, dass es die Angst vor der Reaktion seiner Frau ist. Vielmehr möchte er die Diagnose nicht laut aussprechen, denn sonst wird sie umso realer. Er raucht weiter und schlemmt Kuchen, das heißt, die Verdrängung gelingt ihm im Moment noch ganz gut.

Ich wäre emotional wahrscheinlich gar nicht in der Lage, das Ergebnis einer solchen Untersuchung lange vor meiner Frau zu verbergen...Aber jede:r reagiert da anders. :cool:
Sie ist doch Psychologin, sollte sie da nicht etwas merken? ;)
 

Barbara62

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Ach ja, die Ehe: Diese Fürstenehen sind doch anders als unsere. Meistens arrangiert. Für die Ewigkeit gebaut, weil aus Interessen geschlossen und nicht auf schwankenden Gefühlen.

In diesem Fall scheint es nicht so zu sein, denn seine Mutter hat die Schwiegertochter ja wohl gehasst. Also war die Heirat vielleicht sogar ein Zeichen der Opposition gegen seine Mutter, auch wenn er und seine Frau zunächst auf ihren heimatlichen Gütern blieben. Erst nachdem Lettland verloren ging (und die Schwiegermutter unter der Erde war?), zog seine Frau wohl zu ihm nach Palermo.
 

Wandablue

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@Barbara62 : Mag wohl sein. Aber trotzdem ... heiratet man in bestimmte Kreise ein, man bleibt unter sich. Mehr oder weniger. Guck, was ein Aufschrei, bei Meghan. Und dabei ist das ne reiche Tante.
 
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Literaturhexle

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War das 1955 noch so? Oder machen es das Kettenrauchen und das Übergewicht?
Ich denke, ein Stückweit war es früher anders. Man denke nur an die Kleidung der eigenen Großmütter: immer braun bis schwarz. Das macht alt.
Aber Guiseppe ist ein bequemer Charakter. Er hat es nicht mit Bewegung, ist ein Genussmensch. Dadurch wird die Behäbigkeit noch gefördert.
Ist nicht in Deutschland der Adel auch scharenweise zu Hitler übergelaufen
Ja, gewiss. Aber Mussolini war meines Wissens ernsthafter Sozialist und wollte dem Adel und den Reichen an den Kragen. Hitlers Partei nannte sich zwar auch sozialistisch, hatte aber andere traurige Prioritäten. Da mussten die Juden Angst vor Enteignung haben, aber nicht die von und zus.
raucht weiter und schlemmt Kuchen, das heißt, die Verdrängung gelingt ihm im Moment noch ganz gut.
Jetzt im zweiten Teil denke ich auch, es geht um Verdrängung.
 

Literaturhexle

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Bestimmt. Aber Frau braucht keine Psychologin zu sein. Frauen haben bei solchen Sachen einen Sinn dafür, dass etwas nicht stimmt.;)
Erstens das und zweitens hat der Schuster die schlechtesten Sohlen. Will damit sagen, dass man auch als Fachfrau in den eigenen Reihen betriebsblind sein kann, wenn z.B. zu viele Gefühle im Spiel sind.
 

Wandablue

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Es waren nicht zu viele Gefühle im Spiel, sondern es herrschte gleichermaßen Nähe wie Distanz. Sie waren daran gewöhnt, sich größtmögliche Freiheit zu lassen. Und wenn einer etwas nicht sagen wollte, auch nur andeutungsweise, hat der andere das respektiert.