1. Leseabschnitt: Anmerkungen und Teil Eins (Beginn bis S. 68)

Sassenach123

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Auch wenn ich mit dem Abschnitt noch nicht komplett durch bin, kann ich definitiv sagen, dass ich mich beim lesen sehr wohl fühle. Die Autorin hat ein tolles Gespür dafür sich in Elisabeth hineinzuversetzen. Die Schilderungen des Todes des Vaters und die herrliche, wenn auch kurze, unbeschwerte Zeit bei ihrem Großvater, lassen mich ein gutes Gefühl über das derzeitige Leben bekommen. Schlimme Erlebnisse, wie die Ablehnung der Mutter, lassen sie scheinbar nicht verzweifeln. Ihre Frendin Bridie und die Aufnahme in deren Familie scheinen ihr gutgetan zu haben.
Schmunzeln musste ich beim Versuch der Aufklärung, da merkt man wie anders die Zeit damals doch war. Zumindest fand ein Versuch statt, damals kam es auch vor, dass die jungen Mädchen überhaupt nichts wussten. Außer dem Anschauungsunterricht in der Natur, den Elisabeth ja durch die Schafzucht des Opas auch genossen hat.
Ich lese interessiert weiter
 
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MRO1975

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Mir hat der Auftakt auch gut gefallen. Die Idee mit den vermeintliche Memoiren ist nett, der Stil geschmeidig.

In den ersten kurzen Kapiteln geht es um die Kindheit und Jugend von Elizabeth. Sie musste tatsächlich einiges durchstehen. Den Tod der kleinen Schwester hat sie noch gut verkraftet, aber dann stirbt erst ihr Vater, sie werden vom erbenden Vetter aus ihrem Haus vertrieben und die Mutter wendet sich schließlich einem neuen Leben mit einem neuen Mann zu. Etwas Licht gab es allerdings auch. Sie hat eine herzliche Beziehung zu ihrem Großvater. Von dem hat sie auch alles Nützliche über die Schafzucht gelernt, was erklärt, wie sie später die Geschäfte ihres Mannes statt seiner führen konnte. Die Zeit bei ihrer Freundin Birdie im Pfarrhaus scheint ebenfalls sehr glücklich gewesen zu sein.

Die Emotionen werden durch das Buch wirklich gut tranportiert. Die Ablehnung der Mutter war schmerzhaft. Eitelkeit hat Elizabeth in die Arme von Macarthur getrieben. Macarthur hat seinerseits nur Beute gemacht, heiratet Elizabeth dann aber doch - wahrscheinlich weil genug Druck ausgeübt wurde. Keine gute Basis für ihre Ehe.
 

Yolande

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Ich bin bisher auch sehr angetan. Ist es eine erdachte Biografie oder gab es die Familie Macarthur wirklich? Ich würde ja gerne mal googlen, habe aber die Befürchtung, dass ich irgendwie gespoilert werde, deshalb lasse ich es erst einmal.
Wie gesagt, gefällt es mir bisher sehr gut, Elizabeth' Schreibstil ist locker, sie scheint sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und blickt mit einer erstaunlichen Distanz auf die früheren Geschehnisse. Gerade zu Beginn ist es wirklich wie in einem Jane Austen-Roman. Der Vater stirbt und durch diese unbegreiflichen und absurden Erbschaftsregelungen müssen Mutter und Tochter ihr Heim verlassen. Die Mutter ist lieblos und ichbezogen, zum Glück hat die kleine Elizabeth ihren Großvater, durch den sie Zuneigung und Geborgenheit erfährt. Auch Bridies Familie ist ihr zugetan, das sieht man auch an der Reaktion auf die skandalöse Schwangerschaft. So ein Pech, das die Gute auch gleich schwanger wird, die Heirat mit dem Kindsvater war damals ja der einzige Weg, um das Gesicht zu wahren. Leider hat sie damit nicht das große Los gezogen. Aber danach fragte ja keiner. Jetzt geht sie allein in die Fremde mit einem Ehemann, den sie nicht liebt und mit dem sie wahrscheinlich nicht viele Gemeinsamkeiten hat.
 

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Auch mir gefällt es sehr gut, wie die Geschichte erzählt wird, besonders die Betonung, dass hier die wahren Gedanken und die echte, nicht angepasste Elizabeth zu Wort kommt.
Vermutlich werde ich nach diesem Roman dann auch noch die erst 2018 erschienene Biografie lesen, aber jetzt bin ich mal mit allen Gedanken in diesem Buch hier.
 
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Sassenach123

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Macarthur hat seinerseits nur Beute gemacht, heiratet Elizabeth dann aber doch - wahrscheinlich weil genug Druck ausgeübt wurde. Keine gute Basis für ihre Ehe.
Da hast du Recht, eine liebevolle Ehe wird daraus wahrscheinlich tatsächlich nicht hervor gehen.Allerdings kann Elizabeth froh sein, dass er es gemacht hat. Sie hätte ansonsten sehr schlecht dagestanden
 

Renie

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Eine Frau, die mit einem Ekelpaket von einem Mann verheiratet ist, wandert Ende des 18. Jahrhunderts nach Australien aus und erzählt von ihrem Leben.
Mehr wusste ich über den Inhalt dieses Buches nicht.
Insofern hat mich die "Anmerkung der Herausgeberin" in die richtigen Bahnen gelenkt, so dass ich dieses Buch nun mit ganz anderen Augen lese.
Die Macarthurs hat es tatsächlich gegeben. Mehr noch John Macarthur war zu seiner Zeit in Australien ein angesagter Politiker und Schafzüchter. Nachdem ich die ersten unglaublichen Seiten gelesen hatte, musste ich doch noch nach Wikipedia-Beweisen suchen:
John Macarthur
Elizabeth findet in diesem Artikel nur ferner liefen statt. Sie scheint in der Ehe mit John die, von allen unterschätzte Frau im Schatten ihres Mannes zu sein.
John als Vater der Wollindustrie? Von wegen. Der Erfolg bei der Schafzucht ist scheinbar Elizabeth zuzuschreiben.
Mit dem Vergleich "Wie eine Rosenknospe, die in einer Abtrittgrube landet," hatte mich die Autorin übrigens gleich gepackt :D.
 

Sassenach123

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@Renie ich hatte auch zu Beginn gegoogelt, allerdings habe ich direkt nach Elizabeth gesucht. Doch das ist fast ergebnislos gewesen. Schon erschreckend, dass die Frau im Hintergrund tatsächlich im Schatten steht, und man nur über ihren Ehemann wenige Bruchstücke erfahren kann
 

Renie

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Liz' "Lebenserinnerungen" beginnen zu der Zeit als sie 5 war und schildern ihre Kindheit in England.
Sie ist eine (Halb-)Waise mit einer Mutter, von der sie nicht geliebt wird und einem Großvater, dem sie wohl ihr Händchen für Schafe zu verdanken hat.
Bereits in ihrer Kindheit zeichnet sich ab, dass sie einen eigenen Willen hat, was selbstverständlich sein sollte, aber scheinbar für ein Mädchen in der damaligen Zeit nicht schicklich.
Was für eine Zeit! Ich bin mir nicht sicher, ob Frauen damals den gleichen Wert in der Gesellschaft hatten, wie Nutzvieh. Nun gut, Frauen sorgten für das leibliche Wohl der Männer und deren Fortbestand. Aber Vieh konnte man verkaufen oder essen. Wer war nun wichtiger? Am allerwichtigsten waren auf jeden Fall die Männer. Und ohne einen Mann an ihrer Seite fehlte der Frau die Lebensgrundlage, so dass der Versorgungsgedanke einer Frau als Motiv für die Ehe mit (irgendeinem) Mann ausreichend war.
Liz hat Pech. Aus einem einmaligen romantischen Abenteuer wird eine Schwangerschaft und Heirat. Mit 21 lässt sie sich von John "erobern", wofür nicht viel nötig ist. Er schmeichelt ihr, was für ein unscheinbares Mädchen wie sie eine neue Erfahrung ist und sie ein bisschen Jane Austen-Romantik erleben lässt. Sie ahnt zwar, dass mit ihm nicht alles koscher ist, doch redet ihn sich "geheimnisvoll". Hätte sie mal ihren Instinkten vertraut. Es ist aber auch ein Pech, dass sie gleich beim ersten Mal schwanger wird.

Hat eigentlich jemand verstanden, warum Reverend Kingdon prüfen wollte, wie schlau sie ist, indem er sie als Kind ein paar Wörter lesen lässt und erleichtert ist, als sie Fehler macht?
 

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@Renie ich hatte auch zu Beginn gegoogelt, allerdings habe ich direkt nach Elizabeth gesucht. Doch das ist fast ergebnislos gewesen. Schon erschreckend, dass die Frau im Hintergrund tatsächlich im Schatten steht, und man nur über ihren Ehemann wenige Bruchstücke erfahren kann
Insofern macht die Widmung dieses Romans großen Sinn:
"Gewidmet all jenen, deren Geschichte totgeschwiegen wurde."
 

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Zumindest fand ein Versuch statt, damals kam es auch vor, dass die jungen Mädchen überhaupt nichts wussten.
Der Versuch war wohl eher notgedrungen. Außerdem werde ich den Verdacht nicht los, dass es gar nicht so sehr darum ging, die Mädchen aufzuklären, sondern ihnen Angst vor den bösen Männern einzuflößen und somit ihre Keuschheit zu bewahren (und die Familie vor einem Skandal aus Unwissenheit ;))
 

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Die Ablehnung der Mutter war schmerzhaft.
Und auch erschreckend und kaum vorstellbar. Scheinbar war bei Liz' Mutter der Versorgungsgedanke größer als die Liebe zu ihrem Kind. Ohne Mann hatte die Mutter keine Zukunft. Denn wir haben ja erfahren, dass eine Witwe nicht erbt, daher schätze ich, dass sie als Tochter auch nicht von ihrem Vater geerbt hätte. War die Entscheidung von ihr, Liz bei dem Großvater zu lassen jetzt Egoismus und Desinteresse an ihrer Tochter oder Angst, dass sie ohne Mann nicht überleben kann? Ich hoffe nicht, dass diese Einstellung normal für die damalige Zeit war.
 

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Allerdings kann Elizabeth froh sein, dass er es gemacht hat. Sie hätte ansonsten sehr schlecht dagestanden
Sicher hätte sie schlecht dagestanden. Er aber auch. Von einem Gentleman und Mann von Ehre wird erwartet, dass er für seine Fehler geradesteht. Das war wohl auch der Grund, warum er sie geheiratet hat. Vermutlich hat er sich auch nicht vorgestellt, dass er auf einmal eine Frau am Bein hat.
 

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Elizabeth findet in diesem Artikel nur ferner liefen statt. Sie scheint in der Ehe mit John die, von allen unterschätzte Frau im Schatten ihres Mannes zu sein.
Wenn man Elizabeth direkt googelt findet man eine Fülle von Informationen, Fotos und eben (ich habe es bei meinem erten Antrag unter Spoiler gestellt, weil hier ja jemand nicht nachsehen wollte) auch eine 2018 erschienene Biografie - allerdings sind es Artikel in englischer Sprache, da sie in Australien als Pionierin der Wollindustrie sehr bekannt ist. Dieses Buch hier ist eine reine Fiktion, bewusst als Anti-Biografie geschrieben und das macht es für mich spannend, schon die Idee dahinter gefällt mir. Gerade auch im Hinblick auf das in den letzten Jahren auf dem Buchmarkt boomende Genre von fiktiven Romen über bekannte "starke" Frauen, meistens Künstlerinnen, bücher, die sehr unterhaltsam zu lesen sind, aber wohl wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.
 

Sassenach123

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Wenn man Elizabeth direkt googelt findet man eine Fülle von Informationen, Fotos und eben (ich habe es bei meinem erten Antrag unter Spoiler gestellt, weil hier ja jemand nicht nachsehen wollte) auch eine 2018 erschienene Biografie - allerdings sind es Artikel in englischer Sprache, da sie in Australien als Pionierin der Wollindustrie sehr bekannt ist. Dieses Buch hier ist eine reine Fiktion, bewusst als Anti-Biografie geschrieben und das macht es für mich spannend, schon die Idee dahinter gefällt mir. Gerade auch im Hinblick auf das in den letzten Jahren auf dem Buchmarkt boomende Genre von fiktiven Romen über bekannte "starke" Frauen, meistens Künstlerinnen, bücher, die sehr unterhaltsam zu lesen sind, aber wohl wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Die englischen Artikel habe ich auch gesehen, aber im deutschen war da wirklich gähnende Leere. Englisch ist mir zu anstrengend, da bin ich raus, bin über mein Schulenglisch nie hinausgewachsen.
 
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Sassenach123

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Vielleicht hätte es ganz schlicht und ergreifend nicht in sein Weltbild gepasst, und er wollte für sich auf Nummer sicher gehen. Hätte er sie, entgegen der damals üblichen Zustände, fördern wollen, wäre er nicht erleichtert gewesen. Eine andere Idee habe ich dazu nicht.
 
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Emswashed

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Zunächst einmal finde ich den Schreibstil sehr angenehm und er lässt sich leicht lesen. Allderdings fühle ich mich mit dem Buch nicht "wohl". Mir kommt beim Lesen die Galle hoch, wenn ich sehe, wie Elizabeth sich schon als Kind "kleinfaltet", weil sie hört, wie ihre Mutter sie als eignesinniges Mädchen, ohne Schönheit oder Mitgift beschreibt.
Tja, und wie dann sich doch scheinbar alles zum Guten wendet, bis dieser unsagbare Macarthur daherkommt und sich überhaupt nicht am Riemen reißen kann.
Ich könnte schreien, wenn ich dann sehe, wie damals die Frauen alle Schuld auf sich geladen haben und sich gefügt haben... unglaublich! Ich hoffe sie findet ihren Weg.
 

Emswashed

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Eine Sache aber dürfte auch schon im ersten Abschnitt klar werden, es ist ein Buch von einer Frau für Frauen!
Ich mag eigentlich diese Schublade "Frauenbücher" nicht, beinhaltet sie doch zu oft Belangloses, was dieses Buch hoffentlich Lüge straft.
 
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Ich bin bisher auch sehr angetan. Ist es eine erdachte Biografie oder gab es die Familie Macarthur wirklich? Ich würde ja gerne mal googlen, habe aber die Befürchtung, dass ich irgendwie gespoilert werde, deshalb lasse ich es erst einmal.

Insofern hat mich die "Anmerkung der Herausgeberin" in die richtigen Bahnen gelenkt, so dass ich dieses Buch nun mit ganz anderen Augen lese.

Dieses Buch hier ist eine reine Fiktion, bewusst als Anti-Biografie geschrieben und das macht es für mich spannend, schon die Idee dahinter gefällt mir.

Mich hat die „Anmerkung der Herausgeberin“ erst mal verwirrt. Ich habe aufgrund des Klappentextes erfundene Memoiren erwartet. Dann kommt diese Anmerkung, in der die Autorin behauptet, tatsächlich solche Aufzeichnungen gefunden zu haben. Das hat mich kurz ins Grübeln gebracht. Und dann war ich mir total unsicher, ob es diese Frau wirklich gab. Für mich ein etwas unglücklicher Beginn, obwohl ich nun natürlich erst recht neugierig bin.