Nun bin ich auch endlich zum Lesen gekommen und bin durch mit dem ersten Abschnitt.
Der Roman liest sich gut, die Geschichte verspricht interessant zu werden. So erfahren wir , neben einer spannenden Frauenbiographie, auch einiges über Australiens Geschichte, hoffe ich zumindest.
Gut gemacht von der Autorin, uns glauben zu machen, es handle sich hier um einen authentischen Bericht. Die alte Elisabeth erinnert sich und schreibt ihr Leben auf.
Mir gefällt das Mädchen, das einen ziemlich klaren Blick auf die Welt, aber auch auf sich selbst hat. Sie macht sich schon früh wenig Illusionen , was ihre Zukunft betrifft. „ ein eigensinniges Mädchen ohne Schönheit und Mitgift“
Ihre Mutter lässt sie zurück, weil ihr der Ehestand wichtiger ist als ihr Kind. Zu ihrer Entschuldigung hoffe ich, dass sie weiß, dass es ihm beim Großvater gut gehen wird.
Bei den Kingdons fühlt Elisabeth sich ebenfalls wohl. Allerdings ist sie sich ihrer Rolle bewusst. Aus dem eigensinnigen Mädchen wird eine, die sich zurücknimmt.
Mit Bridie verbindet sie eine enge Freundschaft. Mit ihr kann sie sich austauschen über die Veränderungen ihres Körpers, über das, was sie event erwartet. Dabei wissen sie, dass es die große Liebe nur in den Büchern gibt. Ehen werden aus pragmatischen Gründen geschlossen. Und beide können es sich nicht leisten, wählerisch zu sein. Bridie ist dann auch enttäuscht, als der „ langweilige Klugschwätzer“ Captain Moriarty nicht um ihre Hand anhält.
Elisabeth genießt die Macht, die sie kurzfr über Macarthur hat. Doch die ist sehr kurz. Die Ehe ist für beide vordergründig von Vorteil. Er bekommt einen besseren Posten und sie steht nicht als ledige Mutter da.
Schön, dass die Kingdons sie nach dem Fehltritt nicht fallen gelassen haben.
Doch was für eine Ehe wird das werden? Wir wissen schon aus dem Vorwort, dass sie froh ist, ihren Mann überlebt zu haben.
Hat eigentlich jemand verstanden, warum Reverend Kingdon prüfen wollte, wie schlau sie ist, indem er sie als Kind ein paar Wörter lesen lässt und erleichtert ist, als sie Fehler macht?
Für Frauen war es damals nicht so gut, besonders klug zu sein. Welcher Mann wollte ( will ) schon eine Frau , die womöglich intelligenter oder gebildeter ist als er selbst. Wahrscheinlich wollte sich Reverend Kingdons vergewissern, dass er mit seiner Erziehung hier keinen „ Schaden“ angerichtet hat.
Bis jetzt lese ich ihn richtig gerne, weil er ein wohltuendes Gegengewicht zu Baldwin und Loschütz darstellt. Es tut gut, mal wieder beim ersten Lesen alles aufnehmen zu können. Wobei ich die Geschichte bislang auch nicht als seicht empfinde. Es könnte sich tatsächlich so zugetragen haben.
Ja, der Roman ist ein schönes Gegengewicht zu vielen zeitgenössischen Büchern. Man ist sofort in der Geschichte; der Aufbau ist einfach, keine unterschiedlichen Perspektiven, eine Ebene, chronologisch erzählt. ( Soll nicht heißen, dass ich so etwas nicht mag .) Das liest sich flott und leicht, ohne dass ich bisher das Gefühl habe, mich unter Niveau zu unterhalten.