Ein kleiner indischer Waisenjunge - Bartholomäus - wird inspiriert von einem deutschen Geistlichen, Vater Fuchs, der ihm Stolz, Neugier und Interesse an der Welt eingehaucht hat. Die Mission des Jungen wird es, das erste Museum Indiens zu erschaffen. Dessen erste Version liefert er tatsächlich schon als kleiner Junge in Form eines unansehnlichen Kastens voller Unrat bzw. voller eher zufällig gesammelter Alltagsgegenstände des indischen Lebens. Er trifft - nicht unerwartet - auf das vollkommene Unverständnis seiner Umwelt und Kollegen, für die dieses Museum nur ein weiterer Hinweis darauf sind, dass dieser Junge ein Außenseiter ist. Nach heutigen Maßstäben führt das zu Mobbing von Kindern und Lehrern in diesem Waisenhaus. Doch der Junge bleibt seiner Mission und Vater Fuchs treu und arbeitet weiter an dem Museumsprojekt und ist ständig mit der Suche nach Vater Fuchs beschäftigt, als dieser plötzlich und unerwartet aus seinem Leben verschwindet. Bartholomäus Leben verläuft so auf einem schmalen Grad von Ausgrenzung, Engagement und Frustration und Zurückweisung. Seiner Umwelt ist er vollkommen unverständlich:
[zitat]"Bartolomäus, wenn ich dir einen Rat geben darf: Du wirst niemals frei sein. du bist eine Waise. Schlimmer noch, eine ambitionierte Waise! Wenn du nicht aufpasst, wird dein Leben eine Reihe von Enttäuschungen sein. Einer wie du gründet keine Museen. Einer wie du muss dankbar sein, wenn er nicht als Kind krepiert. [/zitat]
Bartholomäus aber hält an seinem Projekt fest. Er erkennt, dass darin ein Weg liegen kann, sich von den Engländern, den Vickys, zu emanzipieren.
[zitat]Wenn wir frei sein wollen, müssen wir uns daran erinnern, wer wir sind. Wir brauchen alle ein Museum. [/zitat]
Diese streng verfolgte Idee des Museums findet sich in diesem Roman dabei nicht nur im Denken des Helden wieder, sondern hat auch Einfluss auf Struktur und Konzeption des Romans selber. Denn: das ist das wirklich Interessante an diesem Buch: während wir über die Idee des Museums und dessen Realisierung lesen, entsteht es selbst vor unseren Augen. Das Buch selbst wird zum Museum. Ausgedrückt wird dies vor allem durch die Kapitelüberschriften, die, wie beim Gang durch ein Museum, einzelne Objekte benennen. Wir lesen also und gehen gleichzeitig durch ein Museum der indischen Wirklichkeit und der Emanzipation. Sehr interessantes Konzept! Das mich begeistert.