1. Leseabschnitt: Anfang bis Seite 77

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.071
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Uff, jetzt habe ich erstmal euren ganzen Beiträge gelesen und eigentlich ist das meiste schon gesagt. Ich finde den Schreibstil sehr ansprechend, die Endlosschleifen in Pavels Gedanken werden den Leser*innen vor Augen geführt. Insofern bleibt das Manuskript lebendig, ich habe die Entstehungsgeschichte vorher gelesen ;).
Dass in der Er- Form erzählt wird, aber trotzdem aus der Sicht Pavels , finde ich angenehm, so hat man die Möglichkeit etwas Distanz zu wahren, auch wenn man natürlich mitleidet.
Die weiße Feder hat mich spontan an den Judenstern erinnert - die Kennzeichnung der Juden, um ihre Ausgrenzung für jeden sichtbar zu machen. Und der Hinweis auf die Raben, die die andersartigen töten, weisen für mich auf die Konzentrationslager hin. Die Metapher des hungrigen Krokodils ist sehr passen, wie eine/r geschrieben hat, verleiht sie der Gefahr/Gewalt etwas Lebendiges. Ich freue mich aufs Weiterlesen!
 

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.857
7.739
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Auch ich habe mich nun durchgewühlt durch die Beiträge - uff, legt Ihr ein Tempo vor. Ich kann ebenfalls nicht viel hinzufügen - ich finde den Roman angenehm zu lesen (übrigens eine wundervolle Schriftgröße für Brillenträger wie mich). Der zeitliche Wechsel in die Kriegszeit kam überraschend, erschien dann aber logisch, weil man ja die Figur des Pavel kennenlernen muss. Dadurch wiegt die Idee der Flucht irgendwie gleich doppelt schwer, zeigt sich doch, dass die Erfahrungen bislang allesamt auch von Unterdrückung geprägt waren, auch früher schon. Nur war Pavel da noch recht unreif und wusste oft nicht, was er denken oder glauben sollte, und das kommt hier gut rüber. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und bin froh, dass ich die Entstehungsgeschichte noch nicht gelesen habe. So bleibt überraschend, was noch folgen mag...
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe selten bzw. noch nie so ein ausdrucksstarkes literarisches Bild wie das vom Krokodil gelesen :rolleyes:. Ich kann (und will) auch gar nicht so schnell lesen, weil ich Angst habe, dann etwas zu verpassen von diesem sprachgewaltigen und berührenden Buch. Hut ab, liebe @Sandra Brökel :cool:.

Ich stimme dir in fast allem zu lieber @kingofmusic , allerdings kann ich hier nicht langsam lesen. Dieses Buch haut mich derartig um, knipst mich vollkommen an!
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.310
18.963
49
48
Ich liebe die Bilder, die kleinen Geschichten (z.B. der Vergleich mit dem Wald, in dem die zu fällenden Bäume markiert sind. Ebenso markieren die Nazis lebensunwürdige Menschen:eek:). So viel Wahres steckt in den Zeilen, ich kann meine Markierungen unmöglich alle hier darlegen.
Ja, das Bild fand und finde ich auch irre. :rolleyes:
 
  • Stimme zu
Reaktionen: KrimiElse

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.310
18.963
49
48
Zitat: „ Er setzt nicht nur seine Existenz aufs Spiel. Er nimmt drei weitere Menschen mit. In die Freiheit oder ins Verderben. Ganz sicher aber in eine ungewisse Zukunft.“
Was für eine Entscheidung, die Pavel hier treffen muss und welche Verantwortung er dabei eingeht. Beeindruckend!
Diese "Last" möchte ich auch nicht mit mir rumtragen. Auf der anderen Seite: wenn man (für sich) keine andere Möglichkeit mehr sieht...Aber man spürt die innere Zerrissenheit von Pavel; das wird an mehreren Stellen sehr deutlich!
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.310
18.963
49
48
Die Mutter war eben KEINE böhmische Hausfrau, sondern ihr "Revier" war die Lebensfreude, die Bars und die Kaffeehäuser.
Das hat man bzw. Pavel wohl auch anhand ihrer "Kochkünste" gemerkt :D. Aber ehrlich gesagt: mir hätte das Essen auch nicht geschmeckt, wenn ich vorher 20 Leichen betrachtet habe. Als Vera dann ungerührt den Kuchen gegessen hat, musste ich echt lachen :D.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Ich finde die Geschichte bisher sehr fesselnd, berührend und informativ. Auf jeder der beiden Zeitebenen erfahre ich Neues oder Interessantes.

Interessante Experimente (Amseln und Raben), von denen der Biologie Lehrer das spricht

Toll und so passend, der Vergleich der deutschen Besatzer mit einem Krokodil!

Es ist so berührend und traurig zu lesen, als Arnošt Pavel erzählt, dass er, der jüdische Student, sein Studium beenden muss.
 

SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
1.865
4.112
49
54
Baden Württemberg
lieslos.blog
Die nationalsozialistische Propaganda zu den Juden müsste doch bekannt sein. Will er es nicht wahrhaben weil es zu schmerzhaft ist? Oder weiß er noch nichts vom Vorgehen gegen die Juden? Was denkt ihr?
... ich bin da auch ratlos. Ich war da auch etwas erstaunt über Pavel. Ist das schreckliche Vorgehen noch nicht so public? Ist Pavel so naiv oder verleugnet er sein Wissen um die Tatsachen, weil das Anerkennen dieser Wahrheit zu furchtbar wäre?
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
... ich bin da auch ratlos. Ich war da auch etwas erstaunt über Pavel. Ist das schreckliche Vorgehen noch nicht so public? Ist Pavel so naiv oder verleugnet er sein Wissen um die Tatsachen, weil das Anerkennen dieser Wahrheit zu furchtbar wäre?

[zitat]Es ist so berührend und traurig zu lesen, als Arnošt Pavel erzählt, dass er, der jüdische Student, sein Studium beenden muss.[/zitat]

Es ist schön, dass wir dies anscheinend ähnlich wahrnehmen. Ich deute es mittlerweile so. Durch den Bildungsstand der Familie denke ich, dass sie es gewusst haben. Wegen dem Unvermögen etwas daran ändern zu können und wegen dem damit verbundenen Schmerz, werden sie versuchen wegzuschauen. :confused::(
 

Anjuta

Bekanntes Mitglied
8. Januar 2016
1.639
4.794
49
62
Essen
Ich bin etwas verspätet gestartet und das meiste ist inzwischen gesagt. Mich bewegt die Geschichte sehr. Es ist so frappierend, wie diese Gesellschaft geschildert wird, die schon seid Generationen immer im Mix der Kulturen gelebt hat und keine Schwierigkeiten hatte, das Verschiedene zu kombinieren und zu leben. Da wird aus Fridolin einfach Frida, weil es gerade mehr der Stimmung entspricht und niemand findet das komisch bzw. befremdlich. Aber dann tauchen die Deutschen in neuer Rolle auf, schließen die Universität, mit der die deutsche Universitätskultur vor Jahrhunderten gestartet wurde und zustören mehr und mehr dieses bunte Zusammenleben. Das wird sehr anschaulich geschildert. Ich lese gern weiter.