So, ich bin jetzt auch da
und völlig angetan von dem Sprachstil. Ich habe keine Ahnung, was man da kritisieren könnte. Vermutlich kommt mir mein langsamer Lesefluss zu Gute.
Es gibt keine Redezeichen, dadurch muss man immer genau schauen, wer was sagt.
Offensichtlich führen Kidane und Aster keine glückliche Ehe. Aster kann den Tod ihres Sohnes nicht verwinden. Sie ist frustriert und versucht, ihren Frust an Hirut auszulassen. Hirut kommt mir noch sehr kindlich vor. Ihre Bindung zum Gewehr halte ich für völlig stimmig: Ihr Vater ist tot (das nehme ich als gegeben hin, so klein war sie ja auch nicht), sein einziges Vermächtnis ist das Gewehr, das Hirut nachts neben sich legt und sich einbildet, es wäre der Arm der Mutter... Das Gewehr ist die Verbindung zu den Eltern, zu einem liebevollen Zuhause, zur Vergangenheit. Wer würde sich das einfach wegnehmen lassen? Außerdem hat sie dem Vater versprochen, gut auf es aufzupassen, damit es sie eines Tages beschützen kann.
Hirut macht den Fehler mit den Klauereien. Das fliegt auf. Diebe haben einen ganz schlimmen Stand. Endlich kann sich Aster ihre Eifersucht aus der Seele prügeln. Niemand steht Hirut bei. An dieser Stelle sind alle meine Sympathien bei ihr.
Nun der Ortswechsel: Auch Aster ist ein Opfer! Selbst noch in den Kinderschuhen wird sie verheiratet und brutal vergewaltigt - unter dem Applaus der Hochzeitsgäste und der Billigung ihrer Mutter... Schlimm! Auch sie versucht sich wegzubeamen, um der Erniedrigung zu entkommen. Durch diese Untat erscheint nun auch Kidane in einem zweifelhaften Licht.
Dazu beachte man den Satz der Köchin, aus dem ich schließe, dass Kihane durchaus ein Auge auf Hirut geworfen hat, was sich an der Kussszene im Büro auch zeigt:
Du kannst Aster an vielem die Schuld geben, aber nicht an allem.33
und bin auf der Suche nach Vorzeichen für seine bröckelnde Geistesverfassung
Die konnte man doch hier schon feststellen: Der Kaiser lässt sich Filme ohne Ton zeigen, immer wieder dieselben Filme, sodass sich der Sekretär weit weg wünscht, während im Nebenraum Leute auf seine Entscheidungen warten. Das wirkte auf mich schon ziemlich desorientiert, überfordert und geistesschwach/ krank
Ich danke euch, dass ihr ein bisschen recherchiert habt. Ich habe das nicht getan (und auch keinen Klappentext gelesen
), aber der Roman funktioniert bislang ohne jedes Vorwissen, was ich als ausgezeichnetes Zeichen werte.
Ist euch dieses "WIR" aufgefallen?
Im Prolog: "Sie will die Kiste schließen, um UNS zum Schweigen zu bringen. 16
Im Chor: WIR sehen die junge Aster. WIR sehen, wie sie mit einem Chor wehklagender Frauen im Rücken die Treppe hochkriecht. 63
Sind das die Geister, die (Un)Toten? Zumindest hat dieses Wir etwas Geheimnisvolles!
Oder sind es die Erinnerungen (eher unwahrscheinlich)? Denn um Erinnerungen ging es schon in diesem Abschnitt einige Male...
Außerdem wird bereits auf Seite 15 der titelgebende Schattenkönig erwähnt, dessen treueste Soldatin Hirut war...
Ursprünglich hat mich dieser Roman thematisch gar nicht interessiert. Dann sprach mich aber der Einband an sowie die Tatsache, dass das Buch auf der Booker-Shortlist stand (Ich stehe ja auf den Bookerpreis, wie ihr wisst). Außerdem kann ich den netten LR mit euch nur schwer widerstehen...
Und jetzt bin ich total geflasht von diesem Einstieg. Drückt mir mal die Daumen, dass es so bleibt!