Also dann: Schräge Vögel singen nicht.
Leo Vanger ist ein schräger Vogel. Seines Zeichens Rechtsreferendar. Anwalt könnt er sich nach dem norwegischen Rechtssystem nennen, wenn er drei Gerichtssachen erfolgreich absolviert hätte. So ist der Teilzeitjurist, Freizeitangler und Musikliebhaber, wenig leuchtendes Vorbild für die anderen, ambitionierten Kanzleimitglieder, wie man es denn nicht machen sollte. Allerdings - und das mag ich an Leo - dass er für die eintritt, die keine Lobby haben, Ausländer, Asylwerber.
Überhaupt finde ich Leo durchaus einen gelungenen Charakter, eigenbrötlerisch und spitzzüngig. Der Dialog mit dem Psychologen ist richtig gut gelungen.
Leo wohnt auf einer Insel, in einem geerbten Haus, dass er für seine Geschwister als "Hausmeister" hütet.
Leos Untermieter
Kjartan bewohnt eine Hütte auf dem Grundstück, der Mietvertrag scheint weniger aus wirtschaftlichen, als gesellschaftlichen Gründen abgeschlossen zu sein. Leo und Kjartan ergänzen sich in ihrer Seltsamkeit. Kjartan ist ein Bildhauer, der seit sechs Jahren an einer Skulptur arbeitet, für die es keinen auftag mehr gibt.
Dann wird eine Leiche im Meer gefunden, mit Betonfüßen.
Trond Bast, auch eine schräge Figur, ein Angler, der pro Jahr einen Fisch an Land bringt, hat den Toten am Haken. er nennt Leo als Zeugen, weil Leo sehr oft in diesem Abschnitt angelt.
So tritt wieder
Mariken in Leos Leben, Schulkollegin, einmalige Bettgefährtin und jetzt Polizistin.
Terje Klavenes (hört sich ein bisschen nach Cleverness an) ist ein windiger, durch Betrug und andere kriminelle Machenschaften emporgekommener Bauunternehmer. Seine Schwierigkeiten mit dem renitenten
Vorsitzenden der Inverstoren, will er mit den dummschlauen Handlangern
Nils und
Rino lösen. Das ist nicht schön, wirklich nicht schön, vor allem für Rino.
Bei diesem Potential an "schrägen Vögeln" weiß ich schon, dass ich das Buch mag. Das mag ich so an den Skandinavieren, dass sie Trübsinn und Skurillität herrlich vermischen.