Hier diskutieren wir den ersten Leseabschnitt bis einschließlich Kapitel III. des Ersten Teils (Seite 62).
So hätte ich das auch interpretiert, und viel mehr kann man zum bisherigen Geschehen eigentlich noch nicht sagen.Der Autor macht viele Andeutungen und es scheint um eine Affäre von Florence mit dem Hauptmann zu gehen.
Wie kommst Du darauf? Ich glaube ihm alles - und wüsste bisher auch nicht, was ich nicht glauben soll.und er erzählt dies auf eine Art, dass ich ihm wirklich kein einziges Wort glaube.
Ja, das gefällt mir auch, und dazwischen immer wieder mal mit "Sie" angesprochen zu werden.Mir gefällt, dass der Erzähler den Leser sehr direkt in die Geschichte mit einbezieht.
Wie siehst du seine Beziehung sowohl zu Florence und als auch zu Leonora? Er gibt zu sich immer den Eindruck wieder, als hätte er mit den Beziehungskonflikten /-verwirrungen nichts aber auch gar nichts zu tun. Einmal liebt er die eine, dann hasst er sie, dann fühlt er nach seinen Worten keinerlei erotische Anziehung zu ihr. So bleibt er zu seiner eigenen Rolle vollkommen im Dunkeln und spielt gleichsam mit dem Leser. Und alles, was sich da so im noch wesentlich unausgesprochenen zwischen den 4 Personen abspielt, soll anscheinend mit ihm gar nichts zu tun haben. Er gibt sich den Anschein des rein außenstehenden Erzählers, obwohl er doch mittendrin sitzt in dem Netz der Beziehungen. Und deshalb ist er für mich "unzuverlässig" und "unglaubwürdig" auf eine literarisch sehr interessante Art und Weise.Wie kommst Du darauf? Ich glaube ihm alles - und wüsste bisher auch nicht, was ich nicht glauben soll.
Ehrlich gesagt, seh ich noch gar nicht viel. Er umsorgt seine herzkranke Ehefrau, und hat in Bad Nauheim ein anderes nettes Ehepaar kennengelernt. Aus seinen Andeutungen lässt sich herauslesen, dass Florence und der Hauptmann wohl eine Affaire gehabt haben könnten. Dass er davon nichts wusste, wäre auch möglich. So soll es Betrogenen ja öfter ergehen, dass alle Welt schon alles durchschaut hat, außer den Gehörnten selber.Wie siehst du seine Beziehung sowohl zu Florence und als auch zu Leonora?
Schöne Beobachtung! Gleich im ersten Satz erweckt er den Eindruck, nur eine Geschichte zu erzählen, die er gehört hat, an der er also nicht unmittelbar beteiligt war. Dabei steckt er mitten drin.So bleibt er zu seiner eigenen Rolle vollkommen im Dunkeln und spielt gleichsam mit dem Leser. Und alles, was sich da so im noch wesentlich unausgesprochenen zwischen den 4 Personen abspielt, soll anscheinend mit ihm gar nichts zu tun haben. Er gibt sich den Anschein des rein außenstehenden Erzählers, obwohl er doch mittendrin sitzt in dem Netz der Beziehungen.
Davon hatte ich auch gelesen. Allerdings ist die Geschichte bislang mit so vielen Details befrachtet, dass ich mir diese gar nicht alle merken kann und daher noch keine echten Widersprüche festgestellt habe. Ich lasse das jetzt erst mal auf mich wirken.Begriff "unzuverlässiger Erzähler"
Oder will er so Distanz schaffen zu den Ereignissen und betreibt eine Vogel-Strauß-Politik. Als Betrogener ist er ja in einer denkbar schlechten Position.nur eine Geschichte zu erzählen, die er gehört hat, an der er also nicht unmittelbar beteiligt war. Dabei steckt er mitten drin.
Das ist mir auch aufgefallen und genau mit diesem versuchten Anschein macht er sich auch irgendwie verdächtig. Lange schwadroniert er darüber, dass er ja nichts anderes zu tun hat, als auf seine kranke Frau aufzupassen. Er will sich ein betont passives Image verschaffen, als ob mit ihm nur Dinge passieren, er selbst also nicht tätig wird. Entsprechend hat er Zeit zum Beobachten und lenkt uns mit Beiläufigkeiten ab. Interessant, doch macht es das auch schwer, der Geschichte (von der man ja noch wenig weiß) zu folgen.Er gibt sich den Anschein des rein außenstehenden Erzählers, obwohl er doch mittendrin sitzt in dem Netz der Beziehungen.
Gute Frage.....eventuell erfahren wir noch brisante Dinge, die der Erzähler mit der Stadt in Verbindung bringt, daher vielleicht das geheimnisvolle?Putzig finde ich, dass die Stadt Marburg mit ihrem Landgrafenschloss, das über der Stadt thront, nicht genannt wird. Die Stadt wird nur M... genannt. Durch die Schilderung des geschlängelten Weges, den Bezug zur Heiligen Elisabeth, dem Blick auf die Lahn und Beschreibung des Lutherzimmers kann man ziemlich leicht darauf kommen. Warum nennt er dann die Stadt nicht beim Namen? Bad Nauheim benennt er ja auch.
Du hast Recht: orientiere dich an der SeitenzahlIch muss jetzt doch erstmal nachfragen, bevor ich zu lesen anfange: Kapitel III endet in meinem Buch auf Seite 48, auf Seite 62 endet Kapitel IV. Dann bis einschließlich Kapitel IV, oder?
Ich fand das einerseits auch schön, andererseits habe ich mich auch wage manipuliert gefühlt. Wenn er schreibt: Wahrlich, sie dürfen es mir glauben...Auf mein Wort! usw. Einmal nennt er uns den stummen Zuhörer auf der anderen Seite des Kamins.Mir gefällt, dass der Erzähler den Leser sehr direkt in die Geschichte mit einbezieht
Das ist mir nicht so bewusst geworden aber jetzt wo ihr es ansprecht, ja das stimmt. Ich hab noch mal zum ersten Satz zurück geblättert: Tatsächlich, da steht: Dies ist die allertraurigste Geschichte die ich je gehört habe. Als ob er selbst keinen aktiven Anteil hatte. Was aber seine Motive sind oder waren, das ist mir noch unklar, vielleicht soll es auch unklar bleiben.Er gibt sich den Anschein des rein außenstehenden Erzählers, obwohl er doch mittendrin sitzt in dem Netz der Beziehungen. Und deshalb ist er
Leider ist die Geschichte bislang nicht leicht zu lesen. Der Autor schweift immer wieder ab. Die Sätze sind teils mehrfach ineinander verschachtelt, sodass es mir schwer fiel zu folgen. Hoffentlich gewöhne ich mich daran noch.
@Literaturhexle hatte in den Begleitinfos zum Buch schon den Begriff "unzuverlässiger Erzähler" eingeführt und das ist bei der bisherigen Lektüre dieses ersten Teils für mich wirklich dasCharakteristische an dem Buch.
...und er erzählt dies auf eine Art, dass ich ihm wirklich kein einziges Wort glaube. Nicht weil er sich widerspricht und in Lügen verwickelt (auch das tut er wohl), sondern weil seine Haltung zum Geschen dieses Unglaubwürdige einfach dick und fett unterstreicht. Für mich wird damit die Lektüre sehr spannend und interessant. Komme ich ihm auf die Schliche? Werde ich erkennen, was wirklich geschah, trotz dieses Erzählers? Ich bin gespannt.