1. Leseabschnitt: Anfang bis S. 88 (Kapitel 1 bis Kapitel 6)

Leseglück

Aktives Mitglied
7. Juni 2017
543
1.272
44
67
auch wenn man über sie tratscht oder spottet, gehören sie doch immer zur Gemeinschaft. Das hat was und kann ein Stück Verlässlichkeit sein,
Ich finde du hast die Vor und Nachteile des Dorflebens gut auf den Punkt gebracht. Ein Vorteil ist die Verlässlichkeit wie du es nennst. Man könnte auch sagen, die Geborgenheit, das Zugehörigkeitsgefühl.

Für Menschen, die gern nach der Norm leben, ist es in der Dorfgemeinschaft gut auszuhalten. Für Menschen, in deren Familien es Schwierigkeiten gibt, wie Gewalt, Sucht usw. oder für unkonventionelle Menschen, Homosexuelle usw., für die ist das Dorfleben eher schädlich.
Gott sei Dank haben wir heute die Möglichkeit zu wählen wo und wie wir leben wollen!
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.250
49.186
49
Ich finde du hast die Vor und Nachteile des Dorflebens gut auf den Punkt gebracht. Ein Vorteil ist die Verlässlichkeit wie du es nennst. Man könnte auch sagen, die Geborgenheit, das Zugehörigkeitsgefühl.

Für Menschen, die gern nach der Norm leben, ist es in der Dorfgemeinschaft gut auszuhalten. Für Menschen, in deren Familien es Schwierigkeiten gibt, wie Gewalt, Sucht usw. oder für unkonventionelle Menschen, Homosexuelle usw., für die ist das Dorfleben eher schädlich.
Gott sei Dank haben wir heute die Möglichkeit zu wählen wo und wie wir leben wollen!
Sehr gut zusammengefasst! Genau so ist es. Deshalb haben es Neubürger auch zuweilen schwer. Im Buch wurde das ja so passend am Grüßen festgemacht.
Ich weiß noch, dass meine Oma mich häufiger gescholten hat, weil ich ihre Freundin (angeblich) nicht gegrüßt hatte ...
In Folge dessen laufe ich aber auch noch heute in der neuen Heimat grüßend durch den Ort. Jetzt eben mit "Grüß Gott" anstelle von "Guten Tag" :)
So wird man fürs Leben geprägt.
 
  • Like
  • Stimme zu
Reaktionen: Momo und Leseglück

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.713
2.674
49
Ich komme selbst vom Dorf, zwar nicht ganz so nördlich, aber die Beschreibungen kommen mir doch sehr bekannt vor. Auch bei uns kann man zum Teil an den Namen erkennen, aus welchem Dorf/welcher Gegend einer kommt. Und das mit der Flurbereinigung ist in unserer Gegend auch gemacht worden. Gut, vermutlich in ganz Deutschland.
Ja, der Beginn ist sehr leicht. Irgendwie drückt sich der Niedergang der Dörfer auch in der Sprache aus und dann wird der Text schon bedrückend.
Marret ist für mich schon eine tragische Figur. Ich frage mich, ob sie eine Chance gehabt hätte anders zu werden.
"Altes Land" habe ich als Hörbuch gehabt und die Stimme von Hannelore Hoger schwingt beim Lesen immer etwas mit.

Ich war echt gespannt auf das Buch. Häufig ist ein zweiter Roman schwieriger als der erste, weil er sich daran messen lassen muss. Die Mittagsstunde braucht den Vergleich nicht zu scheuen, für mich kann ich das nach dem ersten Abschnitt schon sagen.
 

Momo

Aktives Mitglied
10. November 2014
995
1.264
44
Ihr habt schon so viel geschrieben, ich schreibe erst mal, dann lese ich euch ...

Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Handlung reinzukommen, da diese Lebenswelt mir anfangs unangenehm kühl erschienen ist, und auch weil ich ein wenig eine Struktur vermisst habe. Keine Chronologie, man wird in die Gegenwart geführt, dann wieder in die Vergangenheit geschmissen ... Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, weil es wohl zu dem Konzept der Autorin passt. Und die Figuren fand ich ein wenig merkwürdig, vor allem die Feddersen. Nicht nur Marret fand ich hier auf diesen Zeilen seeeeehr fraglich in ihrem Verhalten, die den Weltuntergang preist, und ganz zu schweigen ihr Vater Sönke, der seine eigene richtige Vorstellung vom Leben hat, wie z. B. die Missachtung studierter Menschen ... Mich laden die Figuren dazu ein, ganze Analysen über sie zu denken.

Mit dem Dialekt habe ich so meine Probleme. Verstehe nicht alles, hole das Verständnis velmehr aus dem Kontext heraus. Ich bin auch in einem Dorf großgeworden, und hatte auch den Dialekt beherrscht, den ich dann durch den Ortswechel in die Stadt wieder abgelegt hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.068
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Diese Stimmung habe ich auch wahrgenommen. Einerseits wirkt das Dorf sehr idyllisch auf mich, was vermutlich an meiner eigenen Kindheit auf dem Land liegt ... da habe ich gern die rosarote Brille auf.;) Doch es gibt viele Momente, da hat dieses Dorfleben etwas Feindseliges und Abweisendes.

Mir geht es ähnlich wie @Renie, auch ich bin in einem Dorf aufgewachsen und lebe immer noch auf dem Land. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist da, aber auch das Totschweigen, das Getratsche und die fehlende Toleranz denen gegenüber, die von der Norm abweichen. Das stellt Hansen sehr gut dar.
Insgesamt habt ihr schon ganz viel von dem geschrieben, was ich auch so empfunden habe.
Die klare Figurenzeichnung, die genaue und bilderreiche Sprache, der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Freue mich aufs Weiterlesen und der Lehrer ist auch einer meiner Favoriten ;)
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Trotzdem ist es eine untergegangene Welt, die hier beschrieben wird, denn auch bei meinem Onkel gibt es den Tante-Emma-Laden, wo man auch mal anschreiben lassen kann, längst nicht mehr, denn seit den 80igern fahren alle zu „Aldi“, weil es billiger ist, die Treffpunkte (Dorfplatz, die alte Linde, oder, wie bei meinem Onkel, eine Bank unter der einzigen Litfasssäule) sind verschwunden, im Dorfgemeinschaftshaus statt Dorfkneipe finden nur noch sporadische Veranstaltungen statt, alles nicht dasselbe...

Borgloh, wo ich lebe, hat noch was sehr Dörfliches. Du wirst überall geduzt – vom Bäcker, vom Arzt, vom Handwerker, egal, wie alt du bist. Den ganzen Sommer lang brettern die Traktoren durch den Ort, allerdings wird hier nur noch Mais für die Biogasanlage angebaut. In der Bäckerei könnte ich bestimmt auch noch anschreiben, obwohl der alte Bäcker dem Laden vor kurzem in jüngere Hände geben musste. Daneben ist ein uralter Tante-Emme-Laden, der meistens verlassen ist. Wenn man da reingeht, bimmelt die Tür, aber dann dauert es ewig, bis die alte Besitzerin mal kommt, in der Zeit könnte man den Laden ausräumen... Allerdings gibt's da nur wenig zu holen ich habe den Eindruck, da wird nur noch Restware der letzten Jahrzehnte abverkauft. Einmal hab ich da Klebestifte gekauft, die betonhart eingetrocknet waren, und bei so Sachen wie Kartoffelpüree kann das Mindesthaltbarkeitsdatum schon jahrelang abgelaufen sein.

Ich glaube, wenn die Besitzerin mal stirbt, dann war's das, dann wird hier kein Laden mehr aufmachen. Die Leute fahren ja doch lieber ein Dorf weiter zum Combi, oder in die andere Richtung zwei Städtchen weiter zum Aldi.
 

Mikka Liest

Bekanntes Mitglied
14. Februar 2015
1.513
2.403
49
Hilter am Teutoburger Wald
wordpress.mikkaliest.de
Sehr gut zusammengefasst! Genau so ist es. Deshalb haben es Neubürger auch zuweilen schwer. Im Buch wurde das ja so passend am Grüßen festgemacht.

Als mein Mann und ich hier frisch zugezogen waren, sind wir mal in die Dorfkneipe, weil es da auch Pizza und Kebap gibt und wir dachten, da könnte man ja mal ganz nett was Kleines essen.

Als wir reinkamen, war das wie in einem Western, wenn ein Fremder den Saloon betritt. Alte Männer, die sich an ihren Bierflaschen festhielten, starrten uns an, die Gespräche verstummten, die Bedienung schenkte uns auch eher einen widerwilligen Gruß, wir haben uns in etwa so willkommen gefühlt wie ein Pickel am Allerwertesten.

Und da kommst du nicht rein, das kannst du vergessen, da wirst du als Zugezogener nie zugehören. Wenn wir das wollten, müssten wir uns wahrscheinlich im Schützenverein engagieren, zu den Konzerten des Blasorchesters gehen und sonntags in die Kirche, wenn die Straße vor der Kirche aussieht wie New York zur Hauptverkehrszeit.