1. Leseabschnitt: Anfang bis S. 87

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich glaube, dass er ganz falsche Vorstellungen von dem Einsatz in Deutsch Südwest hatte. Anfangs hatte ich den Eindruck, dass er den Militärdienst vor Ort romantisiert hat - vermutlich nicht nur er sondern auch andere Soldaten. Die Schiffsreise dorthin, insbesondere die Abreise hat mich doch sehr stark an eine Kreuzfahrt erinnert. Und wer weiß, wie der Einsatz in Deutsch Südwest in Deutschland angepriesen wurde.
Ich fand es fast schon rührend, wie er sich mit seinen Eltern zum Winken verabredet hat.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Eine Landkarte wäre sicher hilfreich.
Ich besuche in jedem Frühjahr die Reisemesse des örtlichen Reisebüros, dem ich mich seit Jahren anvertraue (ich bin bisher dreimal in Afrika gewesen). Beim letzten Messebesuch, das war 2019, habe ich mir einen Bildvortrag über das Reiseziel Namibia angehört und angesehen und kenne daher einige Schauplätze. Es gibt mehrere inzwischen verlassene Ortschaften, in denen man alte kaiserliche Bauten mit deutschsprachigen Inschriften/Bezeichnungen besichtigen kann. Die Lust, Namibia zu bereisen, ist mir aus mehreren Gründen allerdings inzwischen vergangen. (Tendenziell schon vor Beginn der Lektüre und jetzt erst recht.)
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Erstmal gibt es von mir meine Eindrücke nach der Lektüre dieses Leseabschnittes.

Am Anfang fand ich die Lektüre sehr trocken, sehr kühl, sehr distanziert. Gerade dieses absatzartig Geschriebene unterstreicht dieses in meinen Augen deutlich. Aber nach und nach verändert sich dieser erste Eindruck und das Gelesene wird flüssiger, wie auch das Geschriebene länger und nicht mehr so absatzartig erscheint.

Was ist dieser Leseabschnitt, vielleicht dieses Buch. Es wirkt wie eine Aneinanderreihung geschichtlicher Fakten, die in einer gewissen Weise romanartige Strukturen erhält. Wobei diese romanartige Struktur erst nach und nach erscheint und dies auch sehr unvollkommen, eher teilweise. Obwohl dennoch nach und nach in mir so etwas wie ein Sog entsteht.

Dazu muss ich sagen, ich kenne den Herero- und Namaaufstand noch aus der Schule. Wobei die Gestaltung und Übermittlung des Wissens noch sehr verfärbt erfolgte, man filtern musste, dennoch blieb mir dieses in die Wüste treiben der Herero und ihr darauffolgendes Sterben und mein daraus resultierendes Entsetzen in Erinnerung. Wobei das damals anscheinend etwas "Normales" war, nichts anderes ist mit den Armeniern geschehen. Ansonsten sind mir geschichtliche Darstellungen der Herero noch aus Ratzels Völkerkunde in Erinnerung und ihr Wesen und ihr Stolz ist für mich höchst eindringlich. Nun geht es in diesem Buch anscheinend weniger um die Herero, was schade ist. Schon der Titel "Morenga" verrät, dass es um diesen Mann und sein Handeln im Herero- und Namaaufstand geht. Ich für meinen Teil bin beim Lesen des Buches auch oft im Netz, ich suche und lese und informiere mich. Und auch das gefällt mir sehr.

Durch meinen Wohnort in jüngeren Jahren hatte ich keinen Zugang zu ARD u ZDF. Weder das Buch, noch die Serie gelangten auch dadurch in mein Spektrum. Nun befindet sich das Buch seit ein paar Jahren in meinem SuB und jetzt ist anscheinend ein guter Zeitpunkt für die Lektüre dieses Klassikers.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Mir sind schon einige herabwürdigende Abschnitte aufgefallen - die Schilderung der KZ´s auf Grundlage britischer Forschungen - ekelhaft menschenverachtend...Gottschalk macht für mich bisher den "vernünftigsten" Eindruck; man spürt bei der Charakterzeichnung schon sehr schnell, dass Timm einen "Gegenpol" brauchte, der es aber schwer hat, sich durchzusetzen (so meine bisherige Interpretation).

Ja, dieses Herabwürdigen von Menschen/anderen Völkern/anderen Kulturen ist auch etwas, was ich nie begreifen werde, ob das nun in der Vergangenheit geschah oder im Heute geschieht. Ob diese Leute begreifen, dass es nur Zufälle sind, die die Entwicklung der Welt so geschehen ließen, wie die Geschichte es uns sagt. Hätte der Vulkan Thera zum Beispiel damals, im 17. oder 16. Jahrhundert v. Chr., nicht gewütet, Europa hätte eine ganz andere Entwicklung genommen und den Westen von heute würde es so gar nicht geben. Aber gut, hätte, hätte ...

Gottschalk macht den vernünftigsten Eindruck, ja, aber es wird auch damals menschliches Handeln gegeben haben. Nicht jeder wird ein Rassist gewesen sein.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
O.k., o.k., ich musste mich jetzt erst einmal sortieren. Ich habe eine ältere Ausgabe und lande im letzten Abschnitt ganze 17 Seiten vor euch! Ätsch.

Vielen Dank an Renie, dass Du auch die Kapitel beim Namen nennst, das macht es mir gleich leichter.

Dann bin ich also hinterher, :p:D, wie auch immer :);), mein Leseabschnitt endet auf Seite 97.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ha! Gleich in der zweiten Zeile muss ich mich gedanklich aus meinem Kinderzimmer befreien, weil es dort immer "wie bei den Hottentotten aussah", so behauptete es zumindest meine Mutter.
Schlimm, wie man eigentlich schon als Kind rassistisch geprägt wurde, wohl nicht mit böser Absicht, aber doch zumindest recht gedankenlos.
Wobei ich mich aber frage, wie man ein Volk/eine Völkergruppe Hottentotten nennen kann, eigentlich spricht das ja für eine Degeneration der Namensgeber und nicht der Benannten.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ja, über manches wird sich einfach keine Gedanken gemacht (Wortherkunft etc.)...Aber ich glaube keiner von uns kann sich von solchen Fehlern freisprechen - irgendetwas "rutscht" einem immer raus...:confused:

Obwohl nicht immer etwas auch wirklich negativ besetzt ist. Ich sage zum Beispiel sehr gern Indianer, ohne das negativ zu bewerten. Und musste mir da auch schon anhören, was ich da eigentlich mache. :confused:
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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In „ Geschäftswelt“ zeigt Timm auf, wer für den Krieg in Südwestafrika bezahlt hat ( nämlich der Steuerzahler) und wer davon profitierte: die Deutsche Kolonialgesellschaft , eine Reederei und ein private Firma.

Interessante Praktiken, hier zeigt die Geschichte, dass sich manches nicht verändert.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich war zunächst über die Ortsbezeichnungen "Gibeon" und "Rehoboth" gestolpert, hatte ich sie doch eher als biblische Orte in Erinnerung (die Häuser unserer Einrichtung haben alle biblische Bezüge), aber dann wurde mir klar, dass zu dem Zeitpunkt ja auch schon die Missionierung in Afrika im vollen Gange war; jetzt wundern mich die Namen nicht mehr :D.

Sogar in Volksnamen kommen sie vor, Rehoboth Basters.

https://en.wikipedia.org/wiki/Baster
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
So, nun ist der Abschnitt beendet.

Es ist interessant, wie im ersten Abschnitt die Veterinäre Gottschalk und Wenstrup in ihrer Funktion als Ärzte in der deutschen Schutztruppe ihre Ansichten und Meinungen teilen. Teils sozialistisch, teils anarchistisch. Interessant ist auch die Darstellung der Widersprüche innerhalb der Deutschen. Gottschalk und Wenstrup beginnen zb die Sprache der Nama zu lernen während die meisten anderen sich mit Dolmetschern und der Peitsche verständigen möchten.
Auch der Umgang mit den Aufständischen wird interessant wiedergegeben. Für die meisten sind die farbigen Einwohner von Südwest nicht viel mehr als Paviane und da darf ein Veterinär ruhig mal den Tod feststellen.
Mir fehlt trotzdem noch etwas der Bezug zu Morenga, ich hoffe dies ändert sich im nächsten Abschnitt

Obwohl das grausame Geschehen um die Hereros, vielleicht erst einen Morenga ermöglicht hat. Ein Mensch mit Herero und Namawurzeln wird zum Anführer der Nama. Herero und Nama waren nicht miteinander befreundet, eher miteinander verfeindet. In einem Land mit wenig Ressourcen gibt es nichts zu verschenken und die Herero sind in Namibia im 17. und 18. Jahrhundert eingewandert und haben alteingesessene Stämme verdrängt und bekriegt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Herero
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Diese Sprüche gab es bei uns auch. Und ich stolpere prompt jedes Mal über das Wort. Ich hatte bisher keine Ahnung, dass Hottentotten und Nama dasselbe sind!

Die Bezeichnung Hottentotten bezeichnet die Namastämme, die Eini, die Korana und die Griqua(Xiri) und noch einige andere am Kap lebende Stämme.
Sogar in Völkerkundebüchern der Endsechziger und Siebziger Jahre gibt es noch solch gruselige Bezeichnungen.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ruleka, ich finde noch keinen rechten Draht zu Gottschalk, aber vielleicht kommt das noch! Ich habe mich zwischendurch gefagt, ob er womöglich homosexuell ist, ohne sich dessen selber bewusst zu sein – ein paar Anmerkungen über Wenstrup schienen mir in die Richtung zu gehen. Das wäre für ihn als Mensch dieser Zeit wahrscheinlich eine richtige Katastrophe.

Jetzt, wo du es schreibt – ich glaube, das ist es, weswegen ich zu Gottschalk noch keinen richtigen Draht habe! Der weiß es eigentlich besser, aber er sieht zu, ohne Widerstand zu leisten. Mir gefällt Wenstrup als Charakter auch besser.

Ruleka, da hast du sicher recht, Gottschalk hat sowohl noch Raum für Wachstum als auch Fallhöhe, der kann sich in zwei ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Aber wer sich die Mühe macht, ohne Zwang die Sprache von Menschen zu erlernen, die quasi als Untermenschen und dessen nicht würdig betrachtet werden, hat Potential! Hoffen wir mal, dass er noch begreift, dass er nicht der Heilsbringer ist, der den armen unterbemittelten Schwarzen Literatur und Musik erklären muss...
Gegenpol aber nur in engen Grenzen, denn er träumt auch davon, die Kultur in Form von Goethe und Mozart nach Afrika zu bringen... Aber in punkto Menschlichkeit gebe ich dir recht. Was ich allerdings nicht so wirklich verstehe: Warum hat er sich freiwillig gemeldet? An einer Stelle heißt es ja sogar, dass er es selbst nicht versteht.

Wer weiß wovor er davon rennt. Er ist nicht mehr so jung und meint er habe noch nicht die Richtige gefunden. Wer weiß ob es diese gibt. Deshalb finde ich den homosexuellen Gedanken gar nicht so abwegig. Auch ich hatte so etwas schon im Kopf.

Vielleicht möchte er aber auch unterbewusst jemanden beeindrucken durch eine außerordentliche Leistung. Wer weiß??!!
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich glaube ja, Wenstrup ist losgezogen, um sich Morenga anzuschließen. Mal schauen, ob ich damit richtig liege!

Ich vermute das auch, und ja, auch ich empfinde Wenstrup als positivere Figur.

Aber Gottschalk hat auch etwas. Man darf nicht vergessen, er ist auch ein Kind seiner Zeit und lehnt sich sehr weit aus dem Fenster. Dieses Erlernen der Sprache zeigt ja der Umgebung auch etwas, es impliziert ja irgendwie auch ein Wahrnehmen der Nama als Menschen und könnte für Gottschalk auch weniger gute Folgen haben.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Wenn meine Mutter manchmal beiläufig das Wort "Neger" fallen lässt, obwohl sie es nicht abwertend meint, sondern einfach als neutrale Bezeichnung für einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe, winde ich mich immer ein wenig. Aber es hat keinen Sinn, mit ihr darüber zu debatieren — sie sieht es nicht als Beleidigung und versteht daher nicht, wo mein Problem damit liegt.

Ich kann deine Mutter hier gut verstehen. Ich habe damals in der Schule von den unterschiedlichen menschlichen Rassen gehört/gelernt. Die Europiden, Negriden und Mongoliden, Australiden, Papua und San, die Pygmiden gehören auch hierher, wurden aber in meiner Schulzeit noch nicht erwähnt. Und mit diesen Begriffen ist für mich keinerlei negative Bewertung einhergehend. Wenn andere das negativ bewerten, muss man dies dann mitmachen oder kann man die Anderen nicht anderweitig reglementieren? Wenn der Begriff Neger so negativ ist, ist Schwarzer dann besser? Das erschließt sich für mich nicht so recht. Und wenn ich Afrikaner sage, meine ich damit die hellhäutigen Bewohner des nördlichen Afrikas mit. Ist Schwarzafrikaner dann besser? Irgendwie schwierig.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
...und dabei haben sie doch ebenso eine Kultur. Warum kann der Mensch nicht einfach jede Kultur so hinnehmen wie sie ist oder einfach akzeptieren?E gibt nicht die "eine" Kultur...
Sogar eine herausragende Kultur. Ich möchte uns mal sehen, wie wir dort, in dieser lebensfeindlichen Umgebung überleben.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Eine Landkarte wäre sicher hilfreich.
Ich besuche in jedem Frühjahr die Reisemesse des örtlichen Reisebüros, dem ich mich seit Jahren anvertraue (ich bin bisher dreimal in Afrika gewesen). Beim letzten Messebesuch, das war 2019, habe ich mir einen Bildvortrag über das Reiseziel Namibia angehört und angesehen und kenne daher einige Schauplätze. Es gibt mehrere inzwischen verlassene Ortschaften, in denen man alte kaiserliche Bauten mit deutschsprachigen Inschriften/Bezeichnungen besichtigen kann. Die Lust, Namibia zu bereisen, ist mir aus mehreren Gründen allerdings inzwischen vergangen. (Tendenziell schon vor Beginn der Lektüre und jetzt erst recht.)

Das ist schade, in der Kiepenheuer und Witsch Ausgabe gibt es eine Landkarte. :oops::oops:
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe auch lange nicht geglaubt, dass es "Buxtehude" wirklich gibt oder "Treuenbrietzen" - haha. Solche Sprüche gibt es wohl überall. Hottentotten klingt deshalb auch eher spaßig für mich. Nach längst passé. Während Hereros es in die Moderne geschafft haben. (Nebenbemerkungen sind das von mir).

Wobei ich denke, dass Herero auch eine Eigenbezeichnung ist und Hottentotten natürlich nicht.
 
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