1. Leseabschnitt: Anfang bis S. 87

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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@kingofmusic. Dein Ernst, Graham Greene war dir zu schwer? Der Honorarkonsul oder Unser Mann in Havanna, der Mann schreibt doch Leichtes!! Vllt meinst du einen anderen Greene.
Nein, ich meine genau DEN Greene, liebe @Wandablue . Ich war max. Anfang 20, habe viel Fantasy gelesen und hatte mir den Greene damals nur gekauft, weil ich zu dem Zeitpunkt bei uns in der Buchhandlung gearbeitet habe und 30% Rabatt auf unser Sortiment bekam :D. Als ich dann angefangen habe zu lesen, bin ich nicht reingekommen und habe es dann aufgegeben. So kann es gehen. Heute kannst du mich mit Fantasy jagen, während ich schon länger mal wieder was von Greene lesen will. Zum Beispiel Unser Mann auf Havanna...
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Das ist die „ idealistische“ Seite der Kolonisation: Man will den „ Wilden“ Kultur nahebringen.
Allerdings heißt es später, im zweiten Leseabschnitt, dass man den Eingeborenen möglichst gar nicht das Lesen und Schreiben beibringen soll. Sie könnten sonst womöglich anfangen, zu denken.
Ich denke, Gottschalk meint eher, dass die neueingewanderten deutschen Farmer Goethe lesen und Mozart hören. Ich glaube nicht, dass er den "Wilden" das zutraut.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Ganz einfach: Weil man dadurch den Zugriff hat auf alle Bodenschätze des Landes, es ausbeuten kann auf jede nur denkbare Weise. Das war Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts ein Wettrennen der europäischen Staaten, wer hat den größten Anteil am Rest der Welt.
Und doch hat der Staat offenbar finanziell gar nicht profitiert.
Ein weiterer Grund scheint die so empfundene Überbevölkerung im Deutschen Reich gewesen zu sein. Man wollte Raum schaffen.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Ich habe mich zwischendurch gefagt, ob er (Gottschalk) womöglich homosexuell ist, ohne sich dessen selber bewusst zu sein – ein paar Anmerkungen über Wenstrup schienen mir in die Richtung zu gehen. Das wäre für ihn als Mensch dieser Zeit wahrscheinlich eine richtige Katastrophe.

Mir schien eher Wenstrup derjenige, der sich seiner "Vorlieben" bewusst ist. Gottschalk wird darüber noch nicht nachgedacht haben, weil nicht sein kann, was nicht sein darf!
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Allerdings heißt es später, im zweiten Leseabschnitt, dass man den Eingeborenen möglichst gar nicht das Lesen und Schreiben beibringen soll. Sie könnten sonst womöglich anfangen, zu denken.
Ich denke, Gottschalk meint eher, dass die neueingewanderten deutschen Farmer Goethe lesen und Mozart hören. Ich glaube nicht, dass er den "Wilden" das zutraut.

Oder er war ein Visionär und hat die Goethe Institute geistig heraufbeschworen.o_O
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Einen Gruß in die Runde, ich habe beinahe den Anfang verschlafen, aber nun bin ich mit eingestiegen und gerade erst im Kapitel "Zwei Positionen".

Zu dem zuletzt diskutierten Punkt, ich habe gestern abend noch einen kurzen Blick in den Roman "Afrikanische Tragödie" von Doris Lessing geworfen. Dieses Buch spielt in Süd-Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, und handelt von der Situation britischer Farmer, die Eingeborene als Farmarbeiter beschäftigen. Es ist ein Leitmotiv des Romans, dass die Eingeborenen nur so viel arbeiten, wie sie müssen, und kein Gespür für "die Würde der Arbeit" haben. Eine der Hauptpersonen, der Farmer Dick Turner, möchte auf seiner Farm keine "Missionsboys", weil die lesen und schreiben können, was sie nur "verdirbt". Turners Frau empfindet Entsetzen, wenn sie ihren Hausboy Zeitung lesen sieht. Das Buch spielt nach meiner Schätzung in den dreißiger Jahren.
Ich glaube nicht, dass ein Mitglied dieser gerade angelandeten Truppe sich vorstellt, Eingeborenen Bildung (im europäischen Sinn) vermitteln zu wollen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Zu den Beweggründen für Gottschalk hierher zu kommen, bin ich auf folgende Textstelle gestoßen: „Wonach Gottschalk Ausschsu hielt, war Farmland, auf dem er, in einigen Jahren, mit seinem Ersparten Geld Rinder und Pferde züchten wollte.“ ( s.S. 22)
 

RuLeka

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Warum Kolonien: „ Tr.sagt, das gesamte Stammesgebiete der Herero soll Kronland werden, d.h. für die Besiedlung freigegeben. Angeblich das beste Land in Südwest, gute Weiden und verhältnismäßig viel Wasser.“ ( s.S. 25 ).
Das war auch immer ein Beweggrund für Kolonisation : Land besitzen für das immer größer werdende eigene Volk
 

Barbara62

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Baden-Württemberg
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Einen Gruß in die Runde, ich habe beinahe den Anfang verschlafen, aber nun bin ich mit eingestiegen und gerade erst im Kapitel "Zwei Positionen".

Zu dem zuletzt diskutierten Punkt, ich habe gestern abend noch einen kurzen Blick in den Roman "Afrikanische Tragödie" von Doris Lessing geworfen. Dieses Buch spielt in Süd-Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, und handelt von der Situation britischer Farmer, die Eingeborene als Farmarbeiter beschäftigen. Es ist ein Leitmotiv des Romans, dass die Eingeborenen nur so viel arbeiten, wie sie müssen, und kein Gespür für "die Würde der Arbeit" haben. Eine der Hauptpersonen, der Farmer Dick Turner, möchte auf seiner Farm keine "Missionsboys", weil die lesen und schreiben können, was sie nur "verdirbt". Turners Frau empfindet Entsetzen, wenn sie ihren Hausboy Zeitung lesen sieht. Das Buch spielt nach meiner Schätzung in den dreißiger Jahren.
Ich glaube nicht, dass ein Mitglied dieser gerade angelandeten Truppe sich vorstellt, Eingeborenen Bildung (im europäischen Sinn) vermitteln zu wollen.
Ich muss gerade an die Spargel- und Erdbeerbauern in Deutschland denken, die aus diesen Gründen keine deutschen Studenten als Erntehelfer möchten (ist dem Sohn meiner Freundin gerade passiert, Begründung war ähnlich...). ;)
 

Renie

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Interessanter erscheint mir allerdings Wenstrup, der sich in seiner stillen Art doch um Gottschalk bemüht.
Das ist ebenfalls eine spannende Figur. Vor allem die Frage, wie und warum er verschwunden ist.
Zunächst habe ich Gottschalk und Wenstrup als wichtigste Figuren in diesem Roman ausgemacht. Sie sind so wohltuend anders als die anderen. Aber mit dem Verschwinden von Wenstrup bin ich verunsichert. Ist er umgebracht worden? Oder will er zum Feind überlaufen (sofern der Feind ihn lässt)? Er wird schließlich als Anarchist bezeichnet. Daher bin ich gespannt, ob wir ihm wieder begegnen werden.
 

Renie

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Warum hat er sich freiwillig gemeldet? An einer Stelle heißt es ja sogar, dass er es selbst nicht versteht.
Ich glaube, dass er ganz falsche Vorstellungen von dem Einsatz in Deutsch Südwest hatte. Anfangs hatte ich den Eindruck, dass er den Militärdienst vor Ort romantisiert hat - vermutlich nicht nur er sondern auch andere Soldaten. Die Schiffsreise dorthin, insbesondere die Abreise hat mich doch sehr stark an eine Kreuzfahrt erinnert. Und wer weiß, wie der Einsatz in Deutsch Südwest in Deutschland angepriesen wurde.
 

Anjuta

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Huch, ihr seid ja schon sehr aktiv. Da muss ich mich ja schnell mal melden, nachdem ich den 1. Leseabschnitt geschafft habe.
Erstmal erwähnenswert erscheint mir die Sprache. Wir haben es ja mit einem Mix aus Dokumenten und Timms Prosa zu tun. Timm lehnt dabei seine Sprache auch in den Erzählteilen an die historisch-militärische Verbrämtheit der Texte an. Das führt dann zu solchen Wörtern wie “verproviantiert”. Schon ziemlich sperrig, oder? Das macht die Lektüre nicht ganz einfach und schafft auch eine sprachliche Mauer zu den Figuren, die irgendwie immer auf Distanz bleiben.
Aber: es sind tolle Figuren! Wie die beiden Veterinäre zugleich Dazugehörige sind und doch immer wieder durch kleine Gesten, Bemerkungen, Handlungen dokumentieren, dass sie sich von dem Treiben und Denken der Anderen in der Truppe doch deutlich absetzen wollen, das finde ich ganz vortrefflich gestaltet und schriftstellerisch herausgearbeitet. Und bringt mich bei aller Tragik auch zum - ja so ist es - Schmunzeln.
 

Anjuta

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dass mich Wenstrup als Figur mehr interessiert als Gottschalk, geht euch das auch so? Ich
Wenstrup ist auf jeden Fall der geistig Reifere, der Konsequentere, der mit einer klareren Haltung. Aber deshalb finde ich gerade Gottschalk hier interessanter, weil bei ihm noch nicht klar ist, auf welche Seite er sich schlägt, wie er diese Situation wird verdauen können, wohin ihn das bringt. Das macht mich neugierig.
 

Anjuta

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Am Ende des LA ist der Aufstand ausgebrochen, den zuvor schon alle irgendwie erwartet haben. Aber wie dieser Aufstand tatsächlich aussieht, wie er gestaltet und durchgeführt wird etc. das bleibt für mich vollkommen im Dunkeln.
 

Wandablue

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Bisher ist es so, dass mich Wenstrup als Figur mehr interessiert als Gottschalk, geht euch das auch so? Ich bin gespannt, wo er wieder auftaucht, ich vermute bei den Aufständigen. Interessant finde ich, dass er sich ausgerechnet Gottschalk als nächste Bezugsperson ausgesucht hat. Ob er wohl dachte, er könnte ihn auf seine Seite ziehen?

Er fand ihn nicht ganz so verroht wie die anderen. //Von Homosexualität spürte ich nichts.
 
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Barbara62

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Du bist ja ein Fuchs. Über die "Crew-Neger" bin ich auch gestolpert. :D
Zwei Dinge hätte ich mir für die Neuausgabe gewünscht: ein Glossar und eine Landkarte. Beides wäre sehr hilfreich und komfortabel für mich - obwohl man natürlich parallel im Internet recherchieren kann.
 

Barbara62

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Wenstrup ist auf jeden Fall der geistig Reifere, der Konsequentere, der mit einer klareren Haltung. Aber deshalb finde ich gerade Gottschalk hier interessanter, weil bei ihm noch nicht klar ist, auf welche Seite er sich schlägt, wie er diese Situation wird verdauen können, wohin ihn das bringt. Das macht mich neugierig.
Er kommt mir manchmal deutlich jünger vor als die 34 Jahre, die er schon sein soll.