ich bin wie du eingewickelt worden...und man Ende jedes kleinen Abschnitts an den Padre weckt er auch bei mir unwillkürlich Erwartungen und ich muss sofort weiterlesen. Obwohl er anfangs schreibt, dass er mit Cliffhangern arbeiten wird, falle ich immer wieder darauf herein. Das ist toll gemacht.Eigentlich wollte ich nur mal die Folie abmachen und in wenig hineinblinzeln. Das wunderschöne Diogenes Cover und auch die ganze Aufmachung des gebundenen Buches haben mich gereizt. Aber kaum hatte ich die erste Seite umgeblättert, gab es auch schon kein Halten mehr.
Elegante Leichtigkeit - so empfinde ich die Sprache. Der Stotterer hat mich eingewickelt, ich weiß, er ist ein Manipulator und er weiß, wie er seinen Leser - den Padre - bei der Stange halten kann. Aber gleichzeitig hält er mich auch an der Leine und immer wieder überlege ich, wie geschickt er mit den Erwartungen spielt. Die schlimme Kindheit bei sektiererischen Eltern, es mag ein Kern oder sogar mehr Wahrheit dahinter stecken, aber gleichzeitig bedient er auch die Erwartungen seines Lesers. Auch wenn ich die Antworten des Gefängnispfarrers nicht kenne, so merke ich aus den folgenden Notizen des Stotterers genau, wie er reagierte.
Seine Geschichten enden oft mit einer kleiner Moritat. "Sein Würstchen hat ihn zum Würstchen gemacht" beim ausgefeilten Streich gegen seinen Mitschüler und immer steht der Stotterer Ende als Opfer da, das sich endlich mal wehrte.
Dabei wickelt er mich und auch stellvertretend den Padre mit seinem Charme um den Finger
Die ausgedachte Wahrheit ist manchmal realistischer, als die tatsächliche.
Das ist schon faszinierend, wie alles seinen Anfang nimmt. Mit einem Bibelvers. Und ausgerechnet einem Pfarrer berichtet er darüber.Immer wieder ging es um das Fälschen von Schriften: zunächst war es ein erdachter Bibelvers, dann Liebesbriefe, schließlich erfundene Mails von erfundenen Frauen in einer Dating-Agentur... Dabei ist niemals sicher, ob er die Wahrheit berichtet oder nicht.
Ich bin gespannt, wie und ob dieser Strang weiterverfolgt wird, denn da es dem Padre gegenüber nicht erwähnt wird, kann es zukünftig schlecht in den Berichten an ihn stehen...Hier setzt ich der zweite, in der Gegenwart spielende Handlungsstrang an: zunächst wird Stärckle von seinen Mitgefangenen gemieden und isoliert, bis er sich bereit erklärt, stillschweigend bei einem Schmuggelgeschäft (bezeichnenderweise durch den Schelmenroman Simplicius Simplicissimus als Medium) mitzumachen.
Gut erkannt!Einen Pakt mit dem Vertreter Gottes,
Stimmt.Es ist verwerflich und verständlich zugleich, was er tut.
Ja, das ist gut gemacht. Trotzdem stören mich die Berechnung des Protagonisten und seine Überheblichkeit. Von daher ist das Augenzwinkern für mich mit leichtem Grimm verbundenIch mag die Wortspiele, die Hintersinnigkeit und die Zweideutigkeit in der Sprache sehr, mit der die einzelnen Berichte an den Padre oft enden. Elegant und leicht, mit einem Augenzwinkern.
Da stimme ich dir zu, sympathisch ist das nicht, sondern tatsächlich berechnend.Ja, das ist gut gemacht. Trotzdem stören mich die Berechnung des Protagonisten und seine Überheblichkeit. Von daher ist das Augenzwinkern für mich mit leichtem Grimm verbunden
Stark finde ich, wie sehr der Stil Lewinskys in diesem Roman von "Melnitz" abweicht. Der Autor muss sein Metier wirklich beherrschen!
Ja, das ist gut gemacht. Trotzdem stören mich die Berechnung des Protagonisten und seine Überheblichkeit.
Der Stotterer monologisiert und reflektiert mit dem Ziel, etwas vom Padre zu bekommen. Einen Pakt mit dem Vertreter Gottes, nachdem er in seinem bisherigen Leben offenbar (oder vielleicht) teuflisch paktierte durch Lügen und Manipulation. Interessant finde ich, dass er den Padre genau so manipuliert wie mich als Leser, obwohl sowohl der Gottesmann als auch ich wissen, dass alles, was er schreibt, eine Lüge sein könnte...
Das ist schon faszinierend, wie alles seinen Anfang nimmt. Mit einem Bibelvers. Und ausgerechnet einem Pfarrer berichtet er darüber.
Oh, also ich finde ihn eher bar jeglicher Empathie und extrem manipulativ. Aber einwickeln kann er mich dennoch sehr gut.Das faszinierte mich auch und ich bemerke auch, dass ich mich manipulieren lasse. Immer wieder kommt bei mir die Sympathie für den Schreiber durch, bis ich mir wieder klarmache, dass ist alles nur ein Mittel zum Zweck.