1. Leseabschnitt: Anfang bis S. 42

Mikka Liest

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@SuPro

Genau das ist mein Eindruck, dass ich mit Vivian durch New York spaziere und sie mir dies und jenes erzählt, war ihr gerade einfällt. Vielleicht gefällt mir gerade dieses scheinbar Beiläufige, doch keineswegs Belanglose.

Wie du schon sagst: es gibt einige schöne, starke Sätze, über die sich das Nachdenken lohnt.

@RuLeka

Ich stelle auch fest, dass ich dieses Buch deutlich langsamer lese, als meinem normalen Lesetempo entspricht! Vielen Sätzen spüre ich erstmal ein Weilchen nach, bevor ich weiterlese.
Ich finde Vivians Gedanken zum Wesen der Freundschaft einerseits und dem Wandel der Erwartungen an die Freundschaft andererseits sehr interessant.

In meiner Generation sehe ich schon eine starke Umwälzung dieser Anforderungen, und ich vermute, dass dass in ihrer Generation noch viel gravierender war.

Über die lautstarke Unterhaltung bezüglich miserabler Liebhaber musste ich auch lachen, das war kostbar! Und ja, bei der Sache mit der Junk-Food-Konversation habe ich auch erleichtert aufgeseufzt, dass ich mich mit sowas nicht rumschlagen muss...

@Wandablue

Ich würde so eine Freundschaft auch als sehr intensiv empfinden.

Dass das eigene Ich immer etwas Autarkes bleibt und bleiben darf, auch in einer Liebesbeziehung, muss man meines Erachtens beim Erwachsenwerden erst lernen. Das ist keine reine Frage der Persönlichkeit, und manche lernen es leider nie.

Da ich Atheistin bin, kann ich nicht behaupten, eine Sehnsucht nach Gott zu verspüren. Die Sehnsucht danach, verstanden und erkannt zu werden, kenne ich natürlich, aber für mich existiert da keine notwendige Verbindung. Ich sehe bisher auch keinen Hinweis darauf, ob oder inwieweit Religion für Vivian eine Rolle spielt.

@Anjuta

Ich habe eigentlich schon den Eindruck, dass sie durchaus lebensklug ist. Vor allem, was Emanzipation und Selbstwahrnehmung als Frau angeht, ist sie ihrer Zeit sogar ein Stück voraus, glaube ich. Ich muss beim Leben öfter daran denken, dass sie Jahrgang 1935 ist!

@ulrikerabe

Heute wächst man als Frau mit einer gewissen feministischen Grundausstattung aus, finde ich. Auch wenn man sich selber nicht als Feministin begreift, hat man das Wissen über "Mansplaining" und sexuelle Selbstbestimmung doch im Hinterkopf. Zu Vivians Zeiten war das noch nicht so, daher hat sie wohl eine Weile gebraucht, um das Übergriffige auch als übergriffig zu sehen.
 

KrimiElse

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Ich habe es endlich auch geschafft, den ersten Abschnitt zu beenden. So langsam habe ich ein Buch bisher sehr selten gelesen. Mir gefällt es, und ich bleibe bei so vielen Sätzen hängen, genieße die Episoden und schlage vieles nach. Zusammengestückelte Erinnerungsfetzen, durch die sich bisher die Freundschaft mit Leonard und die Stadt New York als roter Faden zieht, Eine Hommage an beide.
 

KrimiElse

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Ich habe für mich beschlossen, einfach die einzelnen Sätze und die verschiedenen Begegnungen, Gedanken oder Erinnerungen zu genießen und nicht als Ziel das große Ganze zu haben. Ich glaube, dass das ein Buch ist, das ich ein zweites Mal lesen sollte, um es wirklich fassen zu können.
Ich ich’s, ob es ein „großes Ziel“ gibt. Für mich besteht das Buch aus vielen kleinen Erinnerungsstücken, die lose verknüpft sind, manchmal sprunghaft ineinander übergehen und scheinbar keinen Zusammenhang haben außer den Weg durch New York und Begegnungen, die die Autorin dort hat. Die Stadt selbst spielt zwar nicht die Hauptrolle, bildet aber das Hintergrundrauschen für alles was passiert. Und offenbar steht Vivian Gornick mit ihrer Meinung über New York nicht allein da. Die Stadt ist der Fluß, in oder mit dem alles schwimmt... ich habe ganz große Lust selbst dort entlang zu schlendern, aber ich glaube, dass man dieses Gefühl für die Stadt, das sie in Worte fasst, nicht bei einem kurzen Tourismusbesuch bekommt.
 
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„ Er rief uns beiden in Erinnerung, dass jeder Mensch , der in Schwierigkeiten gerät, das Recht hat, Hilfe zu erwarten, so wie jeder Zeuge die Verpflichtung, diese Hilfe anzubieten.“
„ Das Essen ist erlesen, die Konversation dagegen Junk Food.“
Diese beiden Stellen habe ich auch angestrichen. Es trifft so präzise der Kern der Situation, dass ich niederknien könnte...
 
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Ich habe eigentlich schon den Eindruck, dass sie durchaus lebensklug ist. Vor allem, was Emanzipation und Selbstwahrnehmung als Frau angeht, ist sie ihrer Zeit sogar ein Stück voraus, glaube ich. Ich muss beim Leben öfter daran denken, dass sie Jahrgang 1935 ist!
Genau so sollte man das auch einordnen, dass in ihrer Generation tatsächlich die Männer noch den Ton angaben, und ihre Erlebnisse und Konsequenzen hinsichtlich ihrer eigenen Bedürfnisse äußerst fortschrittlich.
 
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Mikka Liest

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Genau so sollte man das auch einordnen, dass in ihrer Generation tatsächlich die Männer noch den Ton angaben, und ihre Erlebnisse und Konsequenzen hinsichtlich ihrer eigenen Bedürfnisse äußerst fortschrittlich.

Sie ist nur drei Jahre jünger als mein Vater – das muss ich mir immer wieder sagen, um mir in Erinnerung zu rufen, dass sie eine sehr alte Frau ist. Und ich vergleiche sie innerlich mit den Frauen im Bekanntenkreis meines Vaters, die zum Teil noch ein sehr veraltetes Bild von ihrer Aufgabe als Frau haben. Kochen, Putzen, das ist ihre Domäne, das wird nicht hinterfragt. Ein himmelweiter Unterschied zu Vivians Einsichten und Ansichten!
 
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