Ja, das ist mal ein ganz anderes Leseerlebnis . Und ich habe mich einfach darauf eingelassen. Es ist auch kein Buch, das man verschlingt, sondern häppchenweise genießen kann. Manche Begegnungen sagen mir weniger, andere Abschnitte lese ich gleich nochmal.
Der Dialog gleich zu Beginn, grandios. „ Und?“ , fragte ich. „Wie fühlt sich dein Leben so an?“ „ Wie ein Hühnerknochen, der mir im Schlund stecken geblieben ist“, sagt er. „ Ich kann ihn weder runterschlucken noch ausspucken. Im Moment versuche ich nur, nicht dran zu ersticken.“ Sehr bildlich dargestellt!
Etwas erfährt man auch aus dem Leben der Autorin: in der Bronx aufgewachsen, mit der Sehnsucht, andere Teile der Stadt zu erobern, Greenwich Village, Lower East Side usw., um irgendwann festzustellen, nie wirklich hier anzukommen, eine Randfigur zu bleiben.
Dann Überlegungen zum Thema Freunschaft: Jahrhundertelang sah man in einem Freund ein edles Wesen, der uns ebenfalls zu einem edlen Menschen macht. Heute dagegen nennen wir denjenigen einen Freund, der uns akzeptiert mit unseren Schwächen und Fehlern.
Über die Begegnung mit einer 90jährigen Trotzkistin, die sich lautstark über die sexuellen Qualitäten ihrer Liebhaber auslässt, musste ich laut lachen.
Oder die Begegnung auf der Holzplanke mit dem alten Mann hat mich beschäftigt. „ Er rief uns beiden in Erinnerung, dass jeder Mensch , der in Schwierigkeiten gerät, das Recht hat, Hilfe zu erwarten, so wie jeder Zeuge die Verpflichtung, diese Hilfe anzubieten.“
„ Das Essen ist erlesen, die Konversation dagegen Junk Food.“ Zum Glück bin ich selten bei solchen Einladungen