1. Leseabschnitt: Anfang bis Kapitel 5 (Anfang bis S. 108)

nineLE

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4. November 2019
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In den ersten drei Kapiteln lernen wir die drei Protagonistinnen kennen. Es ist die Zeit im September 1939, Hitler greift Polen an. Wir erleben dieses Ereignis von drei unterschiedlichen Handlungsorten und drei unmittelbaren Betroffenheiten aus, die sprachlich so bildgewaltig umgesetzt sind, als wäre man selbst dabei, so geht es mir.

Das Buch hat mich jetzt schon in seinen Bann gezogen, auf Seite 40 habe ich das erste Mal geweint. Aber betrachten wir einmal die einzelnen jungen Frauen, um die es geht. Da beginnt das Buch in Kapitel 1 mit Caroline, der Enddreißigerin, die ehrenamtlich im französischen Konsulat in NY arbeitet und für ihren Job und ihre Aufgabe dort, förmlich brennt. Schon der erste Satz ist so großartig, dass man nur weiterlesen KANN:

[zitat]Wenn ich gewusst hätte, dass ich gleich den Mann kennenlernen sollte, unter dessen Einfluss ich zerbrechen würde wie Knochenporzellan auf Terrakotta, wäre ich zuhause geblieben.[/zitat]

Auf der Benefizgala des Jahres, lernt sie Paul kennen, einen bekannten attraktiven französischen Schauspieler, leider ist er verheiratet. Dennoch ist beim ersten Abendessen bereits deutlich zu spüren, was zwischen den beiden passiert. Leider wird dieser magische Moment im Restaurant dadurch gekreuzt, dass die Nachricht von Hitlers Einmarsch in Polen verkündet wird, es herrscht Schockstarre... Auch wenn es weit sein mag von NY bis nach Europa.

Kapitel 2 lässt uns die junge Polin Kasia in ihrem beschaulichen polnischen Städtchen Lublin erleben, wo der Einmarsch der Deutschen bereits begonnen hat und sich die Flüchtlinge auf den Äckern rund um die Stadt behelfsweise stapeln. Kasia muss auf dem Ackerfeld miterleben, wie das Beben der bombardierenden Flugzeuge über ihre Heimatstadt hinwegfegt und es die ersten Opfer unter den Bewohnern und Tieren gibt. Die Wortgewaltigkeit mit der die Autorin Bilder schafft, hat mich da bereits das erste Mal zum Weinen gebracht. Da Kasias Vater im Postamt arbeitet und über wichtige Informationen zum (polnischen) Millitär verfügt, wird er von den einmarschierten Nazis direkt nach Einmarsch verschleppt. Kasia bleibt mit ihrer Mutter zurück. Die Schwester, die mit dem Medizinstudium gerade fertig geworden ist, befindet sich im örtlichen Krankenhaus.
Die Familie hat vor dem Einmarsch versucht ihre Habseligkeiten im Garten in Metallkisten zu vergraben, da die Stelle leider noch zu frisch und zu erkennen ist, trifft Kasias Mutter die unmittelbare Folge....

In Kapitel 3 lernen wir die junge Düsseldorferin Herta kennen, die ebenfalls ihr Medizinstudium gerade abgeschlossen, mitten im Bann der Nazipropaganda aufgewachsen, versucht ihren Weg als Ärztin zu finden. Im Naziregime ist ihr jedoch dieser Wunsch weitestgehend verwehrt, soll sie ja Mutter und Hausfrau sein, allem voran... Man merkt sofort, wie die einseitige Nazimaschinerie im Bildungsweg und Erziehung Hertas Früchte trägt und sie das Regime totalitär verteidigt. Ihre Mutter scheint ihr da ein großes Vorbild zu sein. Anders als der krebskranke Vater, der stets offen und ohne Reue äußert, was er vom Naziregime und dessen Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung und deren Verschleppung, Enteignung und Tötung, denkt. Schon da habe ich eine Gänsehaut, wie gut das bewusste Wegsehen der Bevölkerung funktioniert, nur um des eigenen Vorteils willen oder/und der Angst der eigenen Denunziation wegen; wenn man eine andere, nicht linientreue Ansicht zur Schau stellt.

Wahnsinn, ich bin jetzt schon dermaßen gefesselt und gespannt, wie sich die Wege der so unterschiedlichen Ausgangswege dieser drei Frauen kreuzen werden.
 
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Renie

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Das Buch hat mich jetzt schon in seinen Bann gezogen,
Ich bin jetzt auch mit dem ersten Abschnitt durch. Mich haben die ersten 100 Seiten noch nicht so gepackt wie dich. Ich vermute, dass es an dem Sprachstil der Autorin liegt, der bei mir sehr wuselig ankommt. Sie erzählt in den schillerndsten Farben. Normalerweise liebe ich diese Erzählweise. Aber hier fühle ich mich ein bisschen "überfahren". Vermutlich ist mir das Tempo für den Anfang zu hoch. (Ich bin schließlich auch schon etwas gemächlicher :cool:)
Mein erster Eindruck von den 3 Frauen:
Caroline - sie erscheint mir etwas oberflächlich und repräsentiert dadurch den Spirit der New Yorker High Society. Ihr ehrenamtliches Engagement erscheint mir wie ein nützlicher Zeitvertreib - nicht nur für sie sondern auch für die spendenwilligen Reichen, Schönen und Adeligen. Aber ich vermute ganz stark, dass dieser erste Eindruck von Caroline keinen Bestand haben wird. Und letztendlich ist es auch egal, ob Ehrenamt ein Zeitvertreib ist. Das Ergebnis ist entscheidend.
Kasia - zu ihr habe ich noch keine fundierte Meinung; die Deutschen machen sich in Lublin breit. Und sie und ihre Familie versuchen, mit der Situation zurecht zu kommen. Dann ist sie auch noch in der Pubertät, was ihr Leben auch nicht leichter macht.
Herta - ist für mich in diesem Abschnitt die interessanteste Figur. Denn durch sie wird mir bewusst, dass ich keinen Roman zum Nationalsozialismus kenne, der aus der Sicht einer Hitler-treuen Protagonistin geschrieben ist. Das ist für mich eine völlig neue Sichtweise. Hier tuen sich Informationen auf, die ich bisher nicht kannte. Beispiel: BDM und seine "Zuchtstuten-Praktiken".

Ich gehe davon aus, dass die Charaktere in den nächsten Abschnitten weiter ausgebaut und somit noch um einiges interessanter werden. Daher bin ich gespannt, was da noch kommen wird. Und ich gehe stark davon aus, dass ich beim Lesen auf Betriebstemperatur komme, so dass ich mich an den wuseligen Sprachstil der Autorin gewöhnen werde.
 

ElisabethBulitta

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Die Anschaulichkeit des Gelesenen gefällt mir bisher auch sehr gut, ich hoffe nur, dass es auch später noch so bleibt, wenn es nach Ravenbrück geht.
Schon die ersten Szenen in Polen lassen Schlimmes ahnen.
Was Herta betrifft: OK, jede/r will Karriere machen, aber in einem solchen Umfeld? Ich weiß nicht, ob man Phänomene wie Herta allein mit der Nazipropaganda erklären kann. Auch steht Herta für mich noch einmal auf einem anderen Blatt als die mitgelaufenen (oder schweigenden) Druchschnittsbürger/innen.

Jedenfalls gefallen mir die regelmäßigen Perspektivwechsel ebenso wie die doch recht vielschichtige Darstellung der Gesellschaft.
 
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nineLE

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Sprachstil der Autorin liegt, der bei mir sehr wuselig ankommt. Sie erzählt in den schillerndsten Farben.
Das finde ich persönlich großartig und deshalb kommt es mir so nahe und real vor, Wahnsinn.
Caroline - sie erscheint mir etwas oberflächlich
Echt, woran machst du das fest? Ich finde sie sehr engagiert und sanftmütig, reinen Herzens.
Aber ich vermute ganz stark, dass dieser erste Eindruck von Caroline keinen Bestand haben wird.
Das hoffe ich sehr, dass es sich für dich ändert im Eindruck.
Denn durch sie wird mir bewusst, dass ich keinen Roman zum Nationalsozialismus kenne, der aus der Sicht einer Hitler-treuen Protagonistin geschrieben ist. Das ist für mich eine völlig neue Sichtweise. Hier tuen sich Informationen auf, die ich bisher nicht kannte. Beispiel: BDM und seine "Zuchtstuten-Praktiken".
Ja krass, da stimme ich dir absolut zu! Allerdings muss ich doch dabei abwendend schlucken, wie schrecklich gut die Bevölkerung absichtlich gelernt hat in Zeiten der Not/ wirtschaftlichen Abschwungs und Arbeitslosigkeit, wegzukucken und Nicht-sehen zu wollen! Da tun sich mir gerade schreckliche Parallen in aktuellen Entwicklungen auf...
 
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Die Anschaulichkeit des Gelesenen gefällt mir bisher auch sehr gut, ich hoffe nur, dass es auch später noch so bleibt, wenn es nach Ravenbrück geht.
Schon die ersten Szenen in Polen lassen Schlimmes ahnen.
Was Herta betrifft: OK, jede/r will Karriere machen, aber in einem solchen Umfeld? Ich weiß nicht, ob man Phänomene wie Herta allein mit der Nazipropaganda erklären kann. Auch steht Herta für mich noch einmal auf einem anderen Blatt als die mitgelaufenen (oder schweigenden) Druchschnittsbürger/innen.

Jedenfalls gefallen mir die regelmäßigen Perspektivwechsel ebenso wie die doch recht vielschichtige Darstellung der Gesellschaft.

Ja absolut, ich fand deine Einlassung, dass du hoffst, das stellenweise "emotional durchzustehen" (so war der Kontext gemeint, glaub ich), echt total treffend! Gänsehaut.
 

ElisabethBulitta

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Echt, woran machst du das fest? Ich finde sie sehr engagiert und sanftmütig, reinen Herzens.

Auch wenn ich nicht angesprochen bin: Ich habe Caroline anfangs ähnlich gesehen. Sie "sitzt" im sicheren NY, verkehrt in besseren Kreisen, einige ihrer Bekannten sind oberflächlich ... und nicht zuletzt wirkt sie auf mich ein wenig unreif.
 
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Auch wenn ich nicht angesprochen bin: Ich habe Caroline anfangs ähnlich gesehen. Sie "sitzt" im sicheren NY, verkehrt in besseren Kreisen, einige ihrer Bekannten sind oberflächlich ... und nicht zuletzt wirkt sie auf mich ein wenig unreif.
Ja, sicherlich ist sie unerfahren oder vielleicht auch unreif, indes dass sie "im Sicheren NY sitzt" , kann man ihr ja nicht ankreiden. Herkunft und Geburtsort sind ja für den Betreffenden unbeeinflussbar. Sie glaubt aber an ihre Arbeit, dass sie da etwas bewirkt und das finde ich schön.
 
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ElisabethBulitta

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Ja absolut, ich fand deine Einlassung, dass du hoffst, das stellenweise "emotional durchzustehen" (so war der Kontext gemeint, glaub ich), echt total treffend! Gänsehaut.

Ich muss gestehen, ich bin mit Erzählungen aus der Nazizeit groß geworden. Vor allem natürlich vom Krieg (und auch der Nachkriegszeit in Cottbus), mein Vater war selbst Soldat, später Geschichtslehrer und hatte viele Bücher über den Nationalsozialismus, die ich teils auch gelesen habe ... und trotzdem schockt's mich immer noch. Liegt wahrscheinlich daran, dass es wirklich geschehen ist. Dass Menschen zu diesem fähig waren und sind. Allein der Gedanke ist unfassbar.
 
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Renie

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Echt, woran machst du das fest? Ich finde sie sehr engagiert und sanftmütig, reinen Herzens.
Keine Frage, das ist sie. Dennoch scheint sie stellvertretend für die Gesellschaft, in der sie sich bewegt zu stehen. Als Schauspielerin erfolglos, sucht sie sich eine andere Beschäftigung und landet, mangels Alternative für eine Frau in ihrem Alter und ihres Ansehens, beim Ehrenamt - einem Zeitvertreib, dem sich die Damen der Gesellschaft gern widmen. Dann hadert sie mit ihrem Schicksal, weil sie keinen Partner hat. Ihr ist wichtig, was die Anderen über sie denken. Und sie legt Wert auf Äußerlichkeiten: Die Art und Weise, wie sie Garderobe oder Inneneinrichtung beschreibt, sind schon sehr detailliert und "Marken bewusst". Das alles deutet auf Oberflächlichkeit hin, zumindest misst sie diesen Dingen eine sehr große Bedeutung bei.
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich ihre Charakter-Darstellung noch ändern wird. Vermutlich wird sie anfangs als ein Produkt der High Society dargestellt, das im Verlauf der Handlung die Kurve kriegt.
 

Mamskit

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Ich finde die angeregte Diskussion hier zu diesem Thema schon jetzt hoch interessant.
Mich hat das Buch von Beginn an abgeholt. Die häufigen Perspektivwechsel gefallen mir sehr gut.
Ich finde die unterschiedlichen Lebenswelten der drei Frauen hochinteressant: die in gehobenen Verhältnissen aufgewachsene New Yorkerin, die die Entwicklung in Europa zunächst aus der sicheren Entfernung erlebt, die junge "Arierin", für die der Antisemitismus etwas selbstverständliches zu sein scheint und die junge Polin, die schon jetzt die Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Nazis erfährt. Für sie alle ist ihre Umgebung und familiäres/soziales Umfeld -noch - ein sicherer Hafen, und doch weiß man schon genau, dass in kürzester Zeit nichts mehr so sein wird, wie es war. Mich nimmt bei solchen Büchern immer mit, dass wir Leser aus der heutigen Perspektive wissen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Man möchte immer dazwischen gehen und rufen "Passt auf! Seid vorsichtig! Bringt euch in Sicherheit!" Ich glaube, dieses Buch wird mich gedanklich auch lange beschäftigen und bin erstaunt, dass ich das schon jetzt weiß. Darin liegt ganz offensichtlich die Stärke des Romans.
Im Übrigen finde ich auch die Figur der Herta im Moment am spannendsten. Ich bin gespannt, wie ihr beruflicher Werdegang sich entwickelt und wie tief sie sich in die Maschinerie dieses abartigen Regimes hineinziehen lässt.
 
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Ich finde die angeregte Diskussion hier zu diesem Thema schon jetzt hoch interessant.
Mich hat das Buch von Beginn an abgeholt. Die häufigen Perspektivwechsel gefallen mir sehr gut.
Ich finde die unterschiedlichen Lebenswelten der drei Frauen hochinteressant: die in gehobenen Verhältnissen aufgewachsene New Yorkerin, die die Entwicklung in Europa zunächst aus der sicheren Entfernung erlebt, die junge "Arierin", für die der Antisemitismus etwas selbstverständliches zu sein scheint und die junge Polin, die schon jetzt die Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Nazis erfährt. Für sie alle ist ihre Umgebung und familiäres/soziales Umfeld -noch - ein sicherer Hafen, und doch weiß man schon genau, dass in kürzester Zeit nichts mehr so sein wird, wie es war. Mich nimmt bei solchen Büchern immer mit, dass wir Leser aus der heutigen Perspektive wissen, wie sich die Dinge entwickeln werden. Man möchte immer dazwischen gehen und rufen "Passt auf! Seid vorsichtig! Bringt euch in Sicherheit!" Ich glaube, dieses Buch wird mich gedanklich auch lange beschäftigen und bin erstaunt, dass ich das schon jetzt weiß. Darin liegt ganz offensichtlich die Stärke des Romans.
Im Übrigen finde ich auch die Figur der Herta im Moment am spannendsten. Ich bin gespannt, wie ihr beruflicher Werdegang sich entwickelt und wie tief sie sich in die Maschinerie dieses abartigen Regimes hineinziehen lässt.
Das geht mir EXAKT genauso, du sprichst mir aus dem Herzen!
 

ElisabethBulitta

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Man möchte immer dazwischen gehen und rufen "Passt auf! Seid vorsichtig! Bringt euch in Sicherheit!"

Das ist ein schwieriges Thema. Die meisten haben sich in Sicherheit gebracht. Aber es muss(te) auch immer diejenigen geben, die ihren Weg bis zum Ende gehen/gingen.
Und es gab natürlich auch diejenigen, die anfangs hinter dem Regime standen und sich später (warum auch immer) abgewendet haben. Ach, es ist einfach schwierig.
 
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Xanaka

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Ich bin jetzt mit dem ersten Abschnitt durch. Ich muss sagen, gerade beim ersten Kapitel hatte ich ganz schön zu tun, um irgendwie in die Thematik zu kommen. Hier gab es einige Ausschweifungen, die mir Mühe machten am Ball zu bleiben. Bei den weiteren Kapiteln wurde es dann deutlich besser. Zumindest bin ich jetzt mit den Hauptprotagonisten bekannt :) und bin gespannt, wie es weitergeht..
 

Xanaka

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Ich bin jetzt auch mit dem ersten Abschnitt durch. Mich haben die ersten 100 Seiten noch nicht so gepackt wie dich. Ich vermute, dass es an dem Sprachstil der Autorin liegt, der bei mir sehr wuselig ankommt. Sie erzählt in den schillerndsten Farben. Normalerweise liebe ich diese Erzählweise. Aber hier fühle ich mich ein bisschen "überfahren". Vermutlich ist mir das Tempo für den Anfang zu hoch. (Ich bin schließlich auch schon etwas gemächlicher :cool:)
Gerade am Anfang ging es mir genauso, als wenn der rote Faden fehlte. Ich wusste nicht genau, wo geht es hin, weil es so viele Erwähnungen einzelner Details gab, bei denen ich erst einmal den Sinn nicht erkannte.
 

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I Herta - ist für mich in diesem Abschnitt die interessanteste Figur. Denn durch sie wird mir bewusst, dass ich keinen Roman zum Nationalsozialismus kenne, der aus der Sicht einer Hitler-treuen Protagonistin geschrieben ist. Das ist für mich eine völlig neue Sichtweise. Hier tuen sich Informationen auf, die ich bisher nicht kannte. Beispiel: BDM und seine "Zuchtstuten-Praktiken".
Das stimmt. In so einer Deutlichkeit liest man so etwas selten.
 
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Ich finde die unterschiedlichen Lebenswelten der drei Frauen hochinteressant: die in gehobenen Verhältnissen aufgewachsene New Yorkerin, die die Entwicklung in Europa zunächst aus der sicheren Entfernung erlebt, die junge "Arierin", für die der Antisemitismus etwas selbstverständliches zu sein scheint und die junge Polin, die schon jetzt die Ausgrenzung und Diskriminierung durch die Nazis erfährt. Für sie alle ist ihre Umgebung und familiäres/soziales Umfeld -noch - ein sicherer Hafen, und doch weiß man schon genau, dass in kürzester Zeit nichts mehr so sein wird, wie es war.
Ich gebe Dir unbedingt Recht. Durch die Darstellung der drei Frauen aus den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und ihre verschiedenen Lebenssituationen macht uns die Problematik sehr viel genauer deutlich. Hier ist jetzt wirklich interessant zu lesen, wie sie sich weiterentwickeln gerade auch in Hinblick, dass sie vermutlich irgendwann aufeinander treffen werden.
 

Renie

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weil es so viele Erwähnungen einzelner Details gab, bei denen
Die Autorin scheint generell sehr detailverliebt zu sein. Achte mal darauf. Sie verliert sich gern in Beschreibungen von Äußerlichkeiten, bspw. Kleidung. Bei ihr ist ein Kleid nicht nur rot. Sondern gleichzeitig wird noch der Designer, Stoff und Machart etc. hinzugefügt. Anfangs dachte ich, dass dies eine Eigenschaft von Caroline ist. Aber man findet dies auch bei den anderen beiden Frauen.
 
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