Ich bin irgendwie gar nicht auf die Idee gekommen, mich 'zwischendurch' schon zu melden - für den ersten Abschnitt habe ich doch länger gebraucht als ich dachte, was nur z.T. dem heißen Wetter und der damit verbundenen Leseunlust geschuldet ist. Ich hatte wirklich Mühe, in das Buch hineinzukommen - v.a. die ständige Aufzählung von Markennamen, Geschäftsgebäuden usw. finde ich doch sehr ermüdend.
Der Sohn von Barry und Seema leidet an einer Form von Autismus - was allerdings streng genommen keine 'Krankheit' ist, sondern zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gehört. Im Grunde ist es eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns, die sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar macht. Autismus ist damit eine besondere Art zu sein, eine Wesensart. Man spricht heute eher von einem 'Autismus-Spektrum'. Die größte Schwierigkeit besteht in der Tat darin, mit dem Menschen mit Autismus in Kontakt zu kommen - insofern ist die Verzweiflung der Eltern durchaus oft vorhanden. Das kann das Familienleben schon sehr belasten und ja, auch sprengen.
Der Autor (ich grüble immer wieder darüber nach, wie man den Nachnamen wohl ausspricht?!) verteilt hier ja ordentlich Klatschen nach allen Seiten: Wirtschaft, Gesellschaft, Politik. Die Spitzen gefallen mir gut.
Ich überlege tatsächlich, ob sich Barry von seinem Sohn überhaupt so sehr unterscheidet? Ist nicht auch er in seiner eigenen Blase gefangen? Statt die Lichtschalter an- und auszuknipsen reinigt er Uhrwerke, er probte als Kind stunden-/tage-/wochenlang 'Freundschaftssätze' (wieder die Unsicherheit in der sozialen Kompetenz) und hat durch Beobachtung gelernt, was funktionieren könnte, kann schlecht ertragen, wenn etwas nicht so läuft, wie vorhergesehen/geplant/gewünscht usw. Ich finde, da lassen sich zumindest Anzeichen erkennen, die so weit weg nicht sind von der 'Spektrums-Störung'.
Sympathisch ist mir hier auch (noch) niemand, Shiva allerdings würde ich gerne kennenlernen. Ich arbeite auch häufig mit autistischen Kindern, da schildert der Autor schon sehr realistische Situationen.
Apropos Shiva - klar, er hat eine indische Mutter, aber der Name bedeutet ja auch etwas. Ich habe mal bei Wikipedia nachgeschaut - und da frage ich mich schon, ob die Eltern sich nicht hätten besser informieren sollen, vielleicht wäre dann einiges anders gekommen (*zwinker*):
[zitat]
Shiva (
Sanskrit शिव
Śiva [
ɕɪʋʌ]; „Glückverheißender“), deutsch auch
Schiwa, ist einer der Hauptgötter des
Hinduismus. Im
Shivaismus gilt er den Gläubigen als die wichtigste Manifestation des Höchsten. Als Bestandteil der „hinduistischen Trinität“ (
Trimurti) mit den drei Aspekten des Göttlichen, also mit
Brahma, der als Schöpfer gilt, und
Vishnu, dem Bewahrer, verkörpert Shiva das Prinzip der Zerstörung. Außerhalb dieser Trinität verkörpert er Schöpfung und Neubeginn ebenso wie Erhaltung und Zerstörung.[/zitat]
Die Symbolik trifft es doch ganz gut. Der Sohn zerstört die Ehe, macht gleichzeitig Platz für etwas Neues. Dem folgend sage ich mal voraus: Barry findet sich neu, sein Leben wird künftig auch anders sein, seine Prioritäten ebenso, und auch Seema hat die Möglichkeit der Umorientierung - und letztlich werden sie wieder zusammenfinden und zwar deutlich besser als zuvor. Dann hätten wir alle Aspekte der Namensbedeutung drin: Zerstörung, Neubeginn, Erhaltung. Ich bin gespannt...