Bin ich eigentlich in der falschen Leserunde? Scheinbar lese ich ein anderes Buch als die meisten von Euch.
Also, ich lese "Der größte Spaß, den wir je hatten" und finde das Buch grandios.
Ich weiß, worauf die Handlung hinauslaufen wird: David und Marilyn, die in den Augen ihrer Töchter eine perfekte Ehe geführt haben, werden sich trennen.
Perfekte Ehen gibt es nicht, genausowenig wie es perfekte Familien gibt. Unter diesen Vorzeichen finde ich es nur natürlich, dass die Autorin uns Charaktere präsentiert, die zwar nach Perfektion streben, aber alles andere als perfekt sind.
Wir haben also Wendy, die dicht dran war an einer perfekten Ehe: Liebe, Wohlstand - nur blöd, dass das Glück nicht lange angehalten hat. Da steht sie nun, ohne Liebe, aber mit viel Wohlstand und hadert mit ihrem Schicksal. Nur, dass sie dies nicht nach Außen trägt und die Fassade der Perfektion aufrechthält.
Violet - noch mehr Perfektion: zwei reizende Jungs, die es gilt in perfekter Mutterschaft auf das perfekte Leben vorzubereiten. Ein Staranwalt als Ehemann. Über die Ehe erfährt man nicht viel. Vermutlich treten die beiden nach Außen als das perfekte Paar auf. Mich würde jedoch nicht wundern, wenn der Ehemann sich anderweitig vergnügt. Beide scheinen sowieso keine Zeit für das Eheleben zu haben. Er macht Karriere und sie sucht ihr Glück in der perfekten Mutterschaft.
Und zack, Schluss ist mit Perfektion. Das fleischgewordene Ergebnis einer Jugendsünde taucht aus der Vergessenheit auf: Jonah.
Bei Grace und - ich habe vergessen, wie die 4. Schwester heißt - halte ich mich erstmal zurück. So richtig finden die beiden in dem ersten Leseabschnitt nicht statt. Die Weichen sind zwar gestellt - schließlich wissen wir, dass die Eine einen Lehrstuhl hat, aber sich mit einem depressiven Ehemann rumschlagen muss. Und das Küken noch so gar keine Anzeichen von Perfektion zeigt: keine anerkennenswerte Ausbildung, finanziell mau, auf der Suche nach dem richtigen Weg, trudelt sie durchs Leben.
Spätestens mit dem Küken wird klar, dass es unter den Schwestern ein Konkurrenzdenken gibt - natürlich unterschwellig. Vermutlich wird dieses Konkurrenzdenken im Laufe der Handlung immer mehr zutage treten.
Dann haben wir noch die Ehe von David und Marilyn: Sie scheint sich mittlerweile in einer Situation zu befinden, in der sie von ihrem Leben und ihrer Ehe gelangweilt ist. Bezeichnend finde ich direkt den Anfang des Buches: Marilyn als Brautmutter, die sich am liebsten vor dem ganzen Trubel verkrümeln möchte. Zuviele Menschen, zuviel Familie, zuviel Ehemann. Ihr perfektes Leben scheint ihr nicht mehr zu behagen. Ich bin auf den Zeitpunkt gespannt, wann sie mit ihrem bisherigen Leben und ihrer Ehe brechen wird.
Ich könnte jetzt noch stundenlang über meine Gedanken zu diesem Buch schwadronieren. Doch das hebe ich mir für später auf.
Also, mich hat das Buch gepackt. Auch ich hatte meine Startschwierigkeiten mit den Zeitsprüngen. Aber jetzt bin ich drin.
Und ich finde das Buch alles andere als oberflächlich, ganz im Gegenteil.