1. Leseabschnitt: Anfang bis „Alles Gute zum Geburtstag“ (Anfang bis S. 93)

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Tatsächlich hadere ich mit mir, ob ich nicht jetzt (also nach dem ersten LA) einfach das Nachwort einschiebe. Das würde aber eigentlich meinem Grundsatz widersprechen, ein Buch von vorn bis hinten so zu lesen, wie es der Verlag mir „vor die Füße“ geworfen hat. Manchmal ist es ja so, dass sich ein Nachwort als ein getarntes viel besseres Vorwort mausert.
Auf jeden Fall habe ich, wie du auch, das Bedürfnis erst mehr zur Autorin und der Entstehungsgeschichte der Erzählungen zu erfahren, um später beim Lesen dieser vielleicht besser durchsteigen zu können.
Genau diesen Impuls verspüre ich auch gerade, aber ich glaube, ich gebe dem nicht nach und versuche es erst mal so...
Obwohl es manchmal hilfreich ist, vielleicht so etwas wie eine Art "Leseanleitung" zu bekommen :)
 

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29. März 2022
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Also, nachdem ich verschiedentlich in diversen threads ein gewisses "Hadern" mit dem Buch herausgelesen habe, bin ich von den ersten Geschichten insgesamt positiv überrascht. Ich denke, Lispector schreibt sehr gesellschaftskritisch. In den ersten vier Geschichten scheint es ja immer um die Rolle der Frau in der Liebe zu gehen - es werden verschiedene Facetten in einzelnen Geschichten angesprochen. In der Titel gebenden story, die den Fokus auf die Frauen bereits im Titel zu bestätigen scheint, geht es um unterschiedliche Theorien von Liebe und dass es nicht dasselbe ist, wenn eine Frau das tut, was ein Mann für sich beansprucht. In Geschichte zwei geht es um die Schwierigkeit, des Flüchtens aus einer dysfunktionalen Beziehung. Das Ende ist ein wenig ernüchternd, aber liest sich für mich auch nicht komplett als geschw.eiterte Flucht. Mit der dritten Geschichte habe ich die größten Verständnisprobleme. Es scheint irgendwie um Depression zu gehen. Wurde sie durch die Beziehung hineingetrieben? Und hatte sie einen Seitensprung mit dem Geschäftsmann? Die vierte Geschichte hat eine sehr düstere Stimmung. Die Weggabe der Rose ist sicher eine starke Symbolik für den Verlust all des Schönen, auch vielleicht für eine empfundene eigene Wertlosigkeit. Die Ausführlichkeit rund um die Rose erinnerte mich sehr an die "Mrs". Die letzte Geschichte fällt meines Erachtens etwas aus dem Rahmen. Ich erkenne da primär eine allgemeinen Gesellschaftskritik an der Heuchelei von Verwandtschaft, die sich nur zu Festen zeigt (oder wenn sie was will).
Also bisher gefallen mir die meisten Geschichten, aber das ging ja Einigen hier auch so. Von daher gehe ich mal nicht zu euphorisch, aber doch hoffend zur Lektüre des zweiten Abschnitts über. ;)
 

pengulina

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22. November 2022
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Aber das ist wahrscheinlich der Zeit geschuldet, in der es geschrieben wurde
Das ist vermutlich bei den meisten ihrer Geschichten so.

Und ich glaube auch, dass sie zumindest anfangs nur für sich selbst geschrieben hat. Sie hatte mit ihrem ersten Roman einen Riesenerfolg, und sie brauchte auch während ihrer Ehe kein Geld zu verdienen. Gleichzeitig war sie sicher psychisch labil und hat Erlebnisse, Lektüren oder Gedanken eben mit Worten verarbeitet. Ich finde die Frau faszinierend, sicher war sie nicht einfach im Umgang.
 
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