Ich bin abgestoßen und angetan: den Roman finde ich bisher sehr stark. Die Erzählstimme hat eine wahnsinnig intensive Präsenz und ein hohes Maß an Authentizität und auch die Geschichte, die ich brutal und grausam finde und die mein Fassungsvermögen immer wieder übersteigt, ist sehr überzeugend. Ich bin fasziniert und angewidert, aber man muss wissen, wie das Unglück in dieser Familie seinen Lauf nimmt...
Dieser erste Leseabschnitt hat mich vor allem wütend gemacht - wütend auf den Vater, den Onkel, aber auch die Mutter.
Mich auch - diese ständig dräuende Bedrohung, die in der Luft liegt, ist sehr schwer zu ertragen. Die Mutter schockiert mich vollkommen, sich daneben zu stellen und zuzusehen, Erinnerungen umzudeuten...das ist für mich so schwer nachzuvollziehen. Der Vater ist bisher für mich einfach noch eine schattenhafte, aber "psychopathische" und schwerst gestörte Existenz. Also absolut:
So wie er uns geschildert wird, ist er wirklich ein Psychopath- völlig unberechenbar!
Der Mutter fehlt es an Präsenz - Juli vergleicht sie mit einem Gespenst.
Beide Eltern sind irgendwie seltsam abwesend, aber gleichzeitig so stark kontrollierend.
Nur die rotzige, teilweise sogar sakastisch bis witzige Sprache macht den Inhalt erträglich.
Da stimme ich dir vollkommen zu. Die Sprache finde ich auch extrem gut getroffen, sehr authentisch, sehr "im Leben", absolut glaubwürdig und ungekünstelt. Dabei erfüllt genau dieses "Rotzige" für mich auch noch die Funktion, dass sie sich auf diese Weise emotional abkoppelt und Distanz aufbaut.
Im Grunde ist der Vater doch ein Versager. Wie man als Anwalt auf eine windige Ferienanlage (mündlich!) hereinfallen kann, erschließt sich nicht.
Das ist ja häufig so, dass solche "Nieten" irgendwie auf brutale Art versuchen, ihr "Nichtskönnen" zu verschleiern. Bei der Costa-Rica-Story habe ich auch gestutzt: sehr blauäugig als Anwalt Geld zu investieren, wenn es nur eine mündliche Absprache gibt...Das fand ich höchst seltsam...
Erschütternd auch die Szene, wo Mama in hohen Schuhen und in einem knallengen schwarzen Lederkleid, tief dekolletiert mit Reißverschluss vorne, durchs Wohnzimmer torkelt.
Ich habe mich sowas von fremdgeschämt!!!!!!
Ja, das hat sich mir auch eingebrannt - eine seltsam "grausige" Szene, wahrscheinlich finde ich sie so furchtbar, weil sie so degradierend und unwürdig ist und dann noch vor den Kindern.
Ich hänge immer mal wieder am Onkel.
Ich glaube, der Onkel tickt auch nicht ganz normal...
Ja, wobei da hatte ich sogar den Eindruck, dass die Mutter sich "opfert", damit der Vater zumindest für den Abend die Tochter nicht verprügelt. Das war ja nachdem sie vorzeitig aus der Kur abgeholt werden musste und die Mutter sagt, als der Vater sich dem Mädchen in den Weg stellt (S. 61): "Dafür trinke ich noch eins mit dir" und der Vater: "Na gut, sagt Papa mit Blick auf mich, dann morgen"....
Und dein Satz erscheint, wenn ich es jetzt einfach nur kopiere auch nicht als Zitat.
Ich markiere den Satz, den ich zitieren will immer mit der rechten Maustaste, dann erscheint "Zitat!Zitieren", ich klicke auf "Zitieren" und habe dann dein Zitat wie oben eingebettet.