1. Leseabschnitt: 2007 - Beginn bis Seite 75

Literaturhexle

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2. April 2017
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Juli schenken beide Eltern auch kräftig ein ...
Und ihr wird eingeschenkt! Offenbar macht die Mutter Juli zu ihrer besten Freundin (mangels Alternativen). Sie erzählte nicht nur der 10-jährigen ihre Eheprobleme :eek:, sondern schenkt auch der 17 jährigen beim Fernsehen tüchtig ein. Man spürte ja auch in der Reha, dass sich das Mädchen gerne mit Margots Alkohol abschießt und "Luft verschafft".
Süchte (der Bruder Bruno nimmt Drogen!) sind eine Möglichkeit, sich wegzubeamen. Nachvollziehbar aber tragisch.
Die Mutter ist genau der verharmlosende, bagatellisierende Typ, von dem man in dem Zusammenhang oft hört. Den Alkohol braucht sie aber auch.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Und ihr wird eingeschenkt! Offenbar macht die Mutter Juli zu ihrer besten Freundin (mangels Alternativen). Sie erzählte nicht nur der 10-jährigen ihre Eheprobleme :eek:, sondern schenkt auch der 17 jährigen beim Fernsehen tüchtig ein. Man spürte ja auch in der Reha, dass sich das Mädchen gerne mit Margots Alkohol abschießt und "Luft verschafft".
Süchte (der Bruder Bruno nimmt Drogen!) sind eine Möglichkeit, sich wegzubeamen. Nachvollziehbar aber tragisch.
Die Mutter ist genau der verharmlosende, bagatellisierende Typ, von dem man in dem Zusammenhang oft hört. Den Alkohol braucht sie aber auch.
Eieieiei, das mit dem Sekt-Fernsehen habe ich jetzt erst gelesen - gruselig, noch dazu, wenn Vater dann auch noch auftaucht und nach Streit sucht!

Schmunzeln musste ich ja, woher die Großeltern von der Seite ihrer Mutter stammten: aus Rumänien. (*Gg* das Land verfolgt uns offensichtlich bei Leserunden! ;) )

Und noch mehr schmunzelte ich beim Hotelprojekt in Costa Rica. Tja, bei uns kommt dann der Spruch 'Gier frisst Hirn'! (Haben wir nämlich öfters erlebt! Und auch immer wieder interessant: die eine Generation baut auf, die nächste erhält es vielleicht (!!!!) und dann spätestens die dritte setzt den Reichtum in den Sand. Darum haben auch alte Familienunternehmen wie z.B. Trigema unseren größten Respekt!)

Grausig auch die Geschichte vom 'unheimlichen Arztonkel und seinem Pfusch! :p

Also sensiblen Lesern würde ich von diesem Buch abraten! :p
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Allerdings ist zu bedenken, dass wir nur Julis Perspektive kennen. Sie sucht sich gewiss die Szenen heraus, die zweifelhaft sind oder gegen ihn sprechen. Wirklich liebevolle, harmonische Momente passen nicht in die Geschichte. Außerdem wird sie sämtliches Vertrauen verloren haben. Was zählt ein schöner Abend beim Italiener, wenn du 20 Stunden später verdroschen wirst?
Objektiv wird er gute Tage haben, aber die gelten bei so einem Pulverfass nichts mehr.
So würde ich das auch sehen. Vereinzelte gute Momente mit dem Vater verraten natürlich gegenüber all dem, was er Anderen an Leid zufügt, schnell in den Hintergrund. Es muss diese lichten Momente aber geben, denn sie "fesseln" die Mutter - trotz allem - an ihn. Sonst würde sie vermutlich doch früher oder später ausbrechen...
 

otegami

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Es muss diese lichten Momente aber geben, denn sie "fesseln" die Mutter - trotz allem - an ihn. Sonst würde sie vermutlich doch früher oder später ausbrechen...
Und sie haben Sex! (Und offensichtlich geht das die Post ab und die Mutter genießt ihn auch!) Dazu seine Bewunderung für ihre dünne Figur, der unbeschränkte Kontozugriff, das Image, das sie durch ihren Mann in der Stadt hat, ............. und sie ist das Leben so gewohnt! Da auszubrechen? Ich weiß nicht, w a s für diesen Schritt passieren müsste!

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass diese Trennung anschließend in der Kriminalstatistik auftaucht - so kampflos würde er seine Frau nicht gehen lassen. Das würde ja bedeuten, dass ihm sein Spielzeug weggenommen wird! :p
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich bin abgestoßen und angetan: den Roman finde ich bisher sehr stark. Die Erzählstimme hat eine wahnsinnig intensive Präsenz und ein hohes Maß an Authentizität und auch die Geschichte, die ich brutal und grausam finde und die mein Fassungsvermögen immer wieder übersteigt, ist sehr überzeugend. Ich bin fasziniert und angewidert, aber man muss wissen, wie das Unglück in dieser Familie seinen Lauf nimmt...
Dieser erste Leseabschnitt hat mich vor allem wütend gemacht - wütend auf den Vater, den Onkel, aber auch die Mutter.
Mich auch - diese ständig dräuende Bedrohung, die in der Luft liegt, ist sehr schwer zu ertragen. Die Mutter schockiert mich vollkommen, sich daneben zu stellen und zuzusehen, Erinnerungen umzudeuten...das ist für mich so schwer nachzuvollziehen. Der Vater ist bisher für mich einfach noch eine schattenhafte, aber "psychopathische" und schwerst gestörte Existenz. Also absolut:
So wie er uns geschildert wird, ist er wirklich ein Psychopath- völlig unberechenbar!

Der Mutter fehlt es an Präsenz - Juli vergleicht sie mit einem Gespenst.
Beide Eltern sind irgendwie seltsam abwesend, aber gleichzeitig so stark kontrollierend.
Nur die rotzige, teilweise sogar sakastisch bis witzige Sprache macht den Inhalt erträglich.
Da stimme ich dir vollkommen zu. Die Sprache finde ich auch extrem gut getroffen, sehr authentisch, sehr "im Leben", absolut glaubwürdig und ungekünstelt. Dabei erfüllt genau dieses "Rotzige" für mich auch noch die Funktion, dass sie sich auf diese Weise emotional abkoppelt und Distanz aufbaut.
Im Grunde ist der Vater doch ein Versager. Wie man als Anwalt auf eine windige Ferienanlage (mündlich!) hereinfallen kann, erschließt sich nicht.
Das ist ja häufig so, dass solche "Nieten" irgendwie auf brutale Art versuchen, ihr "Nichtskönnen" zu verschleiern. Bei der Costa-Rica-Story habe ich auch gestutzt: sehr blauäugig als Anwalt Geld zu investieren, wenn es nur eine mündliche Absprache gibt...Das fand ich höchst seltsam...
Erschütternd auch die Szene, wo Mama in hohen Schuhen und in einem knallengen schwarzen Lederkleid, tief dekolletiert mit Reißverschluss vorne, durchs Wohnzimmer torkelt.
Ich habe mich sowas von fremdgeschämt!!!!!!
Ja, das hat sich mir auch eingebrannt - eine seltsam "grausige" Szene, wahrscheinlich finde ich sie so furchtbar, weil sie so degradierend und unwürdig ist und dann noch vor den Kindern.
Ich hänge immer mal wieder am Onkel.
Ich glaube, der Onkel tickt auch nicht ganz normal...

Und sie haben Sex!
Ja, wobei da hatte ich sogar den Eindruck, dass die Mutter sich "opfert", damit der Vater zumindest für den Abend die Tochter nicht verprügelt. Das war ja nachdem sie vorzeitig aus der Kur abgeholt werden musste und die Mutter sagt, als der Vater sich dem Mädchen in den Weg stellt (S. 61): "Dafür trinke ich noch eins mit dir" und der Vater: "Na gut, sagt Papa mit Blick auf mich, dann morgen"....

Und dein Satz erscheint, wenn ich es jetzt einfach nur kopiere auch nicht als Zitat.
Ich markiere den Satz, den ich zitieren will immer mit der rechten Maustaste, dann erscheint "Zitat!Zitieren", ich klicke auf "Zitieren" und habe dann dein Zitat wie oben eingebettet.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ja, wobei da hatte ich sogar den Eindruck, dass die Mutter sich "opfert", damit der Vater zumindest für den Abend die Tochter nicht verprügelt. Das war ja nachdem sie vorzeitig aus der Kur abgeholt werden musste und die Mutter sagt, als der Vater sich dem Mädchen in den Weg stellt (S. 61): "Dafür trinke ich noch eins mit dir" und der Vater: "Na gut, sagt Papa mit Blick auf mich, dann morgen"....
Ja, in diesem Zusammenhang, wie Du ihn beschreibst, hast Du wahrscheinlich Recht :sad! (Wahrscheinlich kam ich deshalb gar nicht auf so diesen Gedanken, weil mir so ein 'Opfer' absolut fremd ist! ;) )
 

Naibenak

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2. August 2021
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Ihr Lieben, es tut mir schrecklich leid, aber privat und beruflich ist bei mir grad unfassbar viel los (viele Veränderungen, Feierlichkeiten..., viel Arbeit^^) und ich komme überhaupt nicht zum Lesen :sad Ich werde diesmal das absolute Schlusslicht sein und irgendwann in aller Ruhe ganz viel von meinem Senf dazugeben... ;) Bis dahin ganz liebe Grüße an euch!
 

otegami

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Ihr Lieben, es tut mir schrecklich leid, aber privat und beruflich ist bei mir grad unfassbar viel los (viele Veränderungen, Feierlichkeiten..., viel Arbeit^^) und ich komme überhaupt nicht zum Lesen :sad Ich werde diesmal das absolute Schlusslicht sein und irgendwann in aller Ruhe ganz viel von meinem Senf dazugeben... ;) Bis dahin ganz liebe Grüße an euch!
Liebe @Naibenak, alles, alles Gute und halt' die Ohren steif! Es kommen auch wieder ruhigere Zeiten! (Weiß ich aus eigener Erfahrung! ;) )
 

Naibenak

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Ich habe den Abschnitt jetzt auch beendet und will am liebsten sofort weiterlesen. Ihr habt sehr viel genannt, was mir auch aufgefallen ist und was mich enorm beeindruckt hat. Der Vater ist wirklich ein Monster, wie das Hexle so treffend schrieb. Alkoholiker und absolut unberechenbar. Ich frage mich, was für sein gewalttätiges Verhalten der Auslöser war. Es heißt doch, er war früher nicht so drauf, oder? Dass beide Eltern dermaßen zerstört sind und ja, auch alkoholabhängig, ist kaum auszuhalten. Himmel, was muss es nur mit einem Kind machen, wenn es immer Angst vor Gewalt haben muss– egal, ob physische oder psychische Gewalt, und oft auch ohne erklärbaren Grund? Und wenn man als Kind weiß, dass die Mutter da auch keine Hilfe ist… unvorstellbar. Juli kämpft sich da selber durch , braucht aber auch immer wieder eine Schulter zum Anlehnen (insbesondere die Mutter, die ja zugleich eine Leidensgenossin ist). Ihre Gefühle den Eltern gegenüber sind das reinste Chaos. Sie wünscht und hofft sehr, dass die Eltern sich „normalisieren“, der Vater verspricht immerhin regelmäßig Besserung. Noch ist da ein Hoffnungsschimmer bei Juli, habe ich das Gefühl. Sie hängt an ihm und an ihrer Mutter trotz allem. Hat ja sonst niemanden. Sie saugt Energie aus den netteren Momenten Mit den Eltern. Warum ist es soweit gekommen? Das würde mich sehr interessieren. Die Eltern scheinen ja definitiv auch unglücklich zu sein hinter ihrer Fassade. Warum?
 

Irisblatt

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15. April 2022
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Himmel, was muss es nur mit einem Kind machen, wenn es immer Angst vor Gewalt haben muss– egal, ob physische oder psychische Gewalt, und oft auch ohne erklärbaren Grund?
Gewalt ist immer schlimm - wenn sie aber nicht vorhersehbar ist, jede Zeit über einen hineinbrechen kann, dann wird das Zuhause zum unsicheren Ort, an dem es nie Entspannung oder Unbeschwertheit geben kann. Das muss die Hölle sein.