Ich brauchte tatsächlich ein paar Seiten, bis ich begriffen habe, worauf diese Geschichte hinausläuft. Das macht mir mal wieder deutlich, wie abgestumpft man (ich?) gegenüber Hiobsbotschaften in der Presse geworden ist. Ich registriere sie wohl, denke noch „wie schrecklich“, mache mir aber weiter keine allzu großen Gedanken. „Es war halt mal wieder eine von vielen schlechten Nachrichten. Wie gut, dass ich nicht betroffen bin.“
Durch die Anhäufung der Vorfälle bin ich schließlich hellhörig geworden. Es ist etwas anderes, ob man über diese schrecklichen Ereignisse in konzentrierter Form liest, oder ob man gelegentlich im Fernsehen oder Radio damit konfrontiert wird. Das Fernsehen lässt einem noch die Möglichkeit, eine gedankliche Auszeit zu nehmen. Was in dieser Erzählung nicht der Fall ist. Hier geschehen die Tragödien Schlag auf Schlag. Man kann irgendwann gar nicht anders als nach den Hintergründen und Gemeinsamkeiten zu suchen. Die Erklärung zum Schluss fand ich erstaunlich. Aber warum nicht? Warum soll es keine inneren Mechanismen geben, der dafür sorgt, dass sich manche Probleme auf dieser Welt auf „natürlichem“ Weg erledigen. Evolution macht’s möglich.
Eines noch, was meine persönliche Favoritenliste bei dieser Anthologie betrifft
:
Im Moment liegen die Autorinnen ganz weit vorne. Die Geschichten der männlichen Kollegen sind spannend, interessant manchmal auch witzig. Aber am horrormäßig gruseligsten waren für mich bis jetzt die Geschichten der Autorinnen. Es geht doch nichts über die dunkle Seele einer Frau.