Vordergründig erzählt der Autor hier die Geschichte einer Bildungsreise von 3 Männern im ausgehenden 19. Jhrt. nach London. Letztendlich - und darauf muss ich mich als Leserin erst mal einstellen - ist das aber nur ein Vorwand, um das Portrait einer Zeit zu entwerfen, das zusammengestückelt wird aus vielen Gedanken zu vielen Ereignissen, Personen, künstlerischen Werken aus dieser Zeit. Ein Collagenroman! Nicht der Mann im roten Rock ist hier wirklich der Held des Romans, sondern seine Zeit. Das ist schon sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Ich finde aber viele interessante Aspekte zu dieser Zeit, die allerdings definitiv nicht meine ist, und unterhalte mich gut.
Ich möchte hier noch eine Parallele ziehen, die vielleicht hilfreich sein kann für die Lektüre. Es gibt sicher wenige Bücher, die ein ähnliches Konzept wagen. Aber eines fällt mir ein. 1913 von Florian Illies. Auch hier ist das Jahr der Held und wird sehr lebendig gemacht durch die unterschiedlichsten Anekdoten und Geschichtchen über Menschen, die für dieses Jahr stehen. Mit der positiven Erwartungshaltung dieses tollen Buches gehe ich jetzt weiter in die Lektüre hinein und schaue mal, ob ich damit gut gerüstet bin.
Ein positiver Aspekt dieser Lektüre ist auf jeden Fall auch die etwas distanziert-ironische Erzählhaltung des Autoren zu seinen Helden und eben auch zur Zeit, die er beschreibt. Da finde ich doch immer wieder ein Lächeln in meinem Gesicht beim Lesen.