Rezension (4/5*) zu Liebe Hoffnung Tod: Das Leben meiner Eltern von Jochen Rehm

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parden

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"Sarah, ich bin kein Nazi, wie könnte ich denn auch, wenn die Frau, die ich liebe und mit der ich zusammensein will, Jüdin ist?" Die Geschichte von Sarah und Ludwig, deren Liebe am politischen Wahnsinn der 30er Jahre zu scheitern droht, ein Buch über Aufbruch und Neuanfang, Entäuschung und Hoffnung.

Nicht alle Deutschen waren Nazis - aber es war schwer, sich diesem Einfluss zu entziehen. Diese Erfahrung macht auch Ludwig, ein junger Münchner Lehrer, dessen Bruder in den 30er Jahren ein glühender Nationalsozialist und ein recht hohes Tier in der SA ist. Ludwig selbst steht dieser Bewegung eher mit einem diffusen Unbehagen gegenüber, als er Sarah kennenlernt. Es ist eine Zuneigung, die auf Gegenseitigkeit beruht - die jedoch unter keinem guten Stern steht, denn Sarah ist Jüdin.

Nicht stringent wird die Geschichte von Sarah und Ludwig erzählt, sondern immer wieder unterbrochen durch die Geschichten anderer Personen, die letztlich aber einen sinnvollen Platz im Gefüge finden. Eingebettet ist die Erzählung in eine Rahmenhandlung, in der Maria, gerade 16 Jahre alt, in Tel Aviv die Wahrheit über ihre Eltern erfahren soll.
Obwohl fiktiv, wirkt der Roman glaubhaft durch seine Ansiedlung in einem Stück Zeitgeschichte, das nicht in Vergessenheit geraten sollte. Historisch 'echte' Daten und Personen verleihen der Erzählung ein großes Stück Authentizität. Bald schon verlässt die Geschichte Deutschland und seine Schergen und verlagert sich nach Prag, Spanien und Israel. Jochen Rehm gelingt es, auch von diesen Orten bildhafte Darstellungen zur damaligen Zeit zu geben. Wem das noch nicht reicht, der mag sich wirkliche Bilder aus dieser Zeit und von den genannten Orten auf der Facebook Seite anschauen - für mich eine interessante Ergänzung:

https://www.facebook.com/liebehoffnungtod

Die Hauptcharaktere sind gut ausgearbeitet, allerdings finde ich persönlich, dass sie zu wenig Schwächen oder negative Wesenszüge aufweisen, um komplett 'rund' zu wirken. Immer nur sympathisch, offen, freundlich, verständnisvoll und sich mit den Tatsachen abfindend, das wirkt über den Zeitraum von Jahren doch nicht ganz glaubhaft.
Jedenfalls bleibt es spannend bis zum Schluss, ob die Hoffnungslosigkeit jener Zeit sich in den Köpfen und Herzen der Menschen breit zu machen vermag, oder ob die Liebe letztlich überdauert.

Insgesamt ein interessant erzählter Roman, der eine gute Balance zwischen Liebesgeschichte und historischen Fakten hält und so nicht ins Kitschige verfällt. Ich freue mich, dass ich dieses Buch lesen konnte!

© Parden

parden

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 
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