F A Z I T

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.405
23.954
49
66
Das Buch zählt jetzt schon zu meinen Lieblingsbüchern. Die Geschichte hat mich berührt, gepackt, zum Nachdenken gebracht. Dazu kommt die wunderbare Sprache des Autors. Ein 6 - Sterne- Buch, auch wenn wir nur fünf vergeben.
Ich habe es meinem Mann auf den Nachttisch gelegt; er muss es unbedingt lesen. Und ich bin mir sicher, dass es ihm ebenfalls gefällt.
 
12. Januar 2021
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Hamburg
www.alexanderhaeusser.de
Das Buch zählt jetzt schon zu meinen Lieblingsbüchern. Die Geschichte hat mich berührt, gepackt, zum Nachdenken gebracht. Dazu kommt die wunderbare Sprache des Autors. Ein 6 - Sterne- Buch, auch wenn wir nur fünf vergeben.
Ich habe es meinem Mann auf den Nachttisch gelegt; er muss es unbedingt lesen. Und ich bin mir sicher, dass es ihm ebenfalls gefällt.
Oh, das ist wundervoll! Ein "Lieblingsbuch" geschrieben zu haben, ist das Schönste, was einem Schriftsteller widerfahren kann. Vielen Dank dafür!
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.555
16.316
49
Rhönrand bei Fulda
Es gibt einen stilistischen Aspekt, der mich bei diesem Buch besonders beschäftigt hat und der, glaube ich, hier noch nicht zur Sprache kam. Ich denke, jeder Mensch, der gern und viel liest, auch ältere Literatur liest, ist sich bewusst, wie sehr sich die Erzählweisen seit der Verbreitung von Kino und TV verändert haben. Es gibt in der Literatur der letzten Jahrzehnte einen immer stärkeren Trend zum rein szenischen Schildern, das ganze Geschehen zerfällt in so etwas wie Kameraeinstellungen - meine 30jährige Tochter, die dieser Punkt beim Lesen auch stark beschäftigt, nennt das "Salamierzählung" - eine Scheibe nach der anderen. Ich kann mich erinnern, dass sie als Oberschülerin für ein Projekt das berühmte Buch von Anna Gavalda gelesen hat, "Zusammen ist man weniger allein", und sich über diesen Punkt richtig aufgeregt hat.

Es gibt, darauf will ich hinaus, unter modernen Erzählern offenbar nicht mehr viele (und immer weniger), die es schaffen, einen großen Bogen überzeugend zu schildern - ich persönlich nenne das "narrative Abschnitte", wahrscheinlich lautet der Fachausdruck dafür anders, ich bin ja keine Literaturwissenschaftlerin. Als Beispiel nenne ich mal den Abschnitt über die imaginierte Katze auf Seite 63. Da wird ein gedachter Zeitraum von vielleicht einigen Jahren beschrieben mit einer Überzeugungskraft, die aus der Aneinanderreihung von stark verdichteten sinnlichen Eindrücken entsteht - der Duft der Katze, der Korbsessel in der Abendsonne, die herabhängende Pfote des toten Tiers usw. Eigentlich entsteht hier fast so etwas wie ein abstraktes Bild, eine Verdichtung von Eindrücken, die ein übergeordnetes, allgemeines Bild erschafft. Das wirkt sehr viel stärker als eine Reihung von Einzelszenen, aber auch viel stärker als wenn bloß da stünde: "Er stellte sich vor, wie es wäre, hätte er eine Katze für sich gehabt". Für mich ploppt da etwas im Kopf auf, was eben nicht persönlich ist, sondern allgemeingültig - etwas, was wohl jeder mit dem Begriff Hauskatze verbindet. Wie gesagt, ähnlich wie ein gekonnt gestaltetes abstraktes Gemälde. Solche Stellen gibt es mehrmals in dem Buch - ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das bewundere; zumal ich ja selbst auch schon geschrieben habe und mit solchen Herausforderungen immer am meisten kämpfen musste; viel mehr, als wenn es nur darum geht zu erzählen, was gerade aktuell passiert.

Ich hoffe, mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben - ich würde solche Gedanken gern auch in meine Rezi aufnehmen, weil ich sie für wichtig halte, aber ich denke noch darüber nach, wie ich das formulieren soll.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.244
49.156
49
Solche Stellen gibt es mehrmals in dem Buch - ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das bewundere;
Das hast du sehr verständlich ausgedrückt. Ich habe es genauso erlebt. Es gibt zahlreiche Stellen dieser Art. Vielleicht gibt es auch für jeden Leser andere? Manche Bücher bewegen sich primär nicht im Offensichtlichen. Sie entfalten ihren Zauber nicht durch die offensichtliche (und leicht verfilmbare) Handlung, sondern mehr durch Symbolik, Gedanken und Gefühl. Letzteres ist zweifellos viel schwerer in Worte zu fassen.

Schön, dass du das nochmal so ausführlich hier dargelegt hast, was das Buch so besonders macht:)
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.769
14.402
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe - wie immer vor dem Schreiben einer Rezension - den Roman noch einmal in Auszügen gelesen. Wenn ein Buch auf einem so hohen literarischen Niveau ist, fällt mir das rezensieren umso schwerer. Die eigene Unzulänglichkeit wird allzu deutlich. Außerdem habe ich auf meinem Blog das selbstgesteckte Ziel, nicht über 500 Wörter zu kommen - hier hätte ich locker das Doppelte schreiben können.

Vielen Dank, Herr Häusser, dass Sie uns so engagiert und wertschätzend durch die Lektüre begleitet und unsere Fragen mit Geduld beantwortet haben. Manchmal fühle ich mich von Autoren in LR unter Druck gesetzt, hier war das überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil.

Auch die Beiträge der Mitleser und Mitleserinnen waren für mich wieder sehr wertvoll, einiges hätte ich ohne euch nicht entdeckt.

Es war rundherum klasse und hat mir viel Freude gemacht. Das Buch bekommt einen Ehrenplatz im Bücherregal, zuvor dreht es aber noch eine Runde in der Familie (Mann, Eltern und 3 Töchter). Mal sehen, was es dann noch an Diskussionen gibt...

https://whatchareadin.de/community/...alle-zeit-roman-von-alexander-haeusser.24495/
 
Zuletzt bearbeitet:
12. Januar 2021
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Hamburg
www.alexanderhaeusser.de
Ich habe - wie immer vor dem Schreiben einer Rezension - den Roman noch einmal in Auszügen gelesen. Wenn ein Buch auf einem so hohen literarischen Niveau ist, fällt mir das rezensieren umso schwerer. Die eigene Unzulänglichkeit wird allzu deutlich. Außerdem habe ich auf meinem Blog das selbstgesteckte Ziel, nicht über 500 Wörter zu kommen - hier hätte ich locker das Doppelte schreiben können.

Vielen Dank, Herr Häusser, dass Sie uns so engagiert und wertschätzend durch die Lektüre begleitet und unsere Fragen mit Geduld beantwortet haben. Manchmal fühle ich mich von Autoren in LR unter Druck gesetzt, hier war das überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil.

Auch die Beiträge der Mitleser und Mitleserinnen waren für mich wieder sehr wertvoll, einiges hätte ich ohne euch nicht entdeckt.

Es war rundherum klasse und hat mir viel Freude gemacht. Das Buch bekommt einen Ehrenplatz im Bücherregal, zuvor dreht es aber noch eine Runde in der Familie (Mann, Eltern und 3 Töchter). Mal sehen, was es dann noch an Diskussionen gibt...

https://whatchareadin.de/community/...alle-zeit-roman-von-alexander-haeusser.24495/
Vielen, vielen Dank! Ja, ICH habe zu danken für die so wertvollen Beiträge und Gedanken. Es war mir eine ganz große, außergewöhnliche Freude, was ich auch noch gerne in meinem Fazit formulieren werde. Und ein großes Dankeschön auch für die wunderschöne Rezension!
 
12. Januar 2021
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Es gibt einen stilistischen Aspekt, der mich bei diesem Buch besonders beschäftigt hat und der, glaube ich, hier noch nicht zur Sprache kam. Ich denke, jeder Mensch, der gern und viel liest, auch ältere Literatur liest, ist sich bewusst, wie sehr sich die Erzählweisen seit der Verbreitung von Kino und TV verändert haben. Es gibt in der Literatur der letzten Jahrzehnte einen immer stärkeren Trend zum rein szenischen Schildern, das ganze Geschehen zerfällt in so etwas wie Kameraeinstellungen - meine 30jährige Tochter, die dieser Punkt beim Lesen auch stark beschäftigt, nennt das "Salamierzählung" - eine Scheibe nach der anderen. Ich kann mich erinnern, dass sie als Oberschülerin für ein Projekt das berühmte Buch von Anna Gavalda gelesen hat, "Zusammen ist man weniger allein", und sich über diesen Punkt richtig aufgeregt hat.

Es gibt, darauf will ich hinaus, unter modernen Erzählern offenbar nicht mehr viele (und immer weniger), die es schaffen, einen großen Bogen überzeugend zu schildern - ich persönlich nenne das "narrative Abschnitte", wahrscheinlich lautet der Fachausdruck dafür anders, ich bin ja keine Literaturwissenschaftlerin. Als Beispiel nenne ich mal den Abschnitt über die imaginierte Katze auf Seite 63. Da wird ein gedachter Zeitraum von vielleicht einigen Jahren beschrieben mit einer Überzeugungskraft, die aus der Aneinanderreihung von stark verdichteten sinnlichen Eindrücken entsteht - der Duft der Katze, der Korbsessel in der Abendsonne, die herabhängende Pfote des toten Tiers usw. Eigentlich entsteht hier fast so etwas wie ein abstraktes Bild, eine Verdichtung von Eindrücken, die ein übergeordnetes, allgemeines Bild erschafft. Das wirkt sehr viel stärker als eine Reihung von Einzelszenen, aber auch viel stärker als wenn bloß da stünde: "Er stellte sich vor, wie es wäre, hätte er eine Katze für sich gehabt". Für mich ploppt da etwas im Kopf auf, was eben nicht persönlich ist, sondern allgemeingültig - etwas, was wohl jeder mit dem Begriff Hauskatze verbindet. Wie gesagt, ähnlich wie ein gekonnt gestaltetes abstraktes Gemälde. Solche Stellen gibt es mehrmals in dem Buch - ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das bewundere; zumal ich ja selbst auch schon geschrieben habe und mit solchen Herausforderungen immer am meisten kämpfen musste; viel mehr, als wenn es nur darum geht zu erzählen, was gerade aktuell passiert.

Ich hoffe, mich halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben - ich würde solche Gedanken gern auch in meine Rezi aufnehmen, weil ich sie für wichtig halte, aber ich denke noch darüber nach, wie ich das formulieren soll.
Das ist sehr deutlich ausgedrückt und trifft für mich als Schreibenden einen sehr wichtigen Punkt. In meiner Drehbucharbeit habe ich eben diese "narrativen Abschnitte" immer schmerzlich vermisst. Im Film dreht sich alles um Aktion, sind solch poetischen Verdichtungen kaum möglich, das vermag allein die Literatur. Aber das filmische Schreiben, das - wie Sie auch sagen - in der Literatur sich immer mehr durchsetzt, lässt dafür auch kaum Platz. Es ist wunderbar für mich, dass Sie eine solche Verdichtung in "Noch alle Zeit" wiedergefunden haben.
 
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www.alexanderhaeusser.de
Ich empfand die Lektüre dieses Romans als ausgesprochen befriedigend. Lieber Herr Häusser, vielen Dank, dass Sie so viel Liebe in dieses Buch gesteckt haben. Das merkt man als Leser eindeutig!

Anbei der LInk zu meiner Rezension:

https://whatchareadin.de/community/...alle-zeit-roman-von-alexander-haeusser.24522/
Der Dank gebührt Ihnen! - für die tolle, berührende Rezension. Man kann als Autor mit viel Herzblut und Liebe schreiben - aber alles nützt nichts, wenn das Buch keine offenen Herzen findet! Sie und alle in dieser außergewöhnlichen Leserunde haben Herz gezeigt, ließen das Buch zu sich sprechen, haben das Schicksal der Figuren geteilt und angenommen. Dafür möchte ich Ihnen sehr danken! Es war und ist für mich eine außergewöhnlich schöne Erfahrung.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
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12. Januar 2021
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Hamburg
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So, nun ist meine Rezension auch online.

Lieber @Alexander Häusser ,
vielen herzlichen Dank, dass Sie unseren Gesprächsrunde so freundlich und konstruktiv begleiten:).
Das Buch ist eine Wucht und ich wünsche Ihnen noch ganz viele Inspirationen, damit wir immer wieder etwas von Ihnen lesen können.
https://whatchareadin.de/community/...alle-zeit-roman-von-alexander-haeusser.24533/
Es ist mir eine große Freude, bei dieser klugen und spannenden Leserunde dabei sein zu dürfen, in der das Buch so einfühlsam und genau gelesen wurde und wird. Ein ganz großes Dankeschön von MIR! Auch und besonders für Ihre wunderbare Rezension! Es ist schon etwas Besonderes, wenn man sich als Autor so gewürdigt und verstanden fühlt. Ich danke Ihnen sehr und verspreche gerne, nie mit dem Geschichten-Erzählen aufzuhören.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
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Es ist mir eine große Freude, bei dieser klugen und spannenden Leserunde dabei sein zu dürfen, in der das Buch so einfühlsam und genau gelesen wurde
Das freut mich nun wieder, dass Sie das so empfinden und "die Liebe" auf Gegenseitigkeit beruht:rolleyes:.
Wir sind eine ehrliche Runde. Wenn wir Kritik hätten, würden wir sie äußern. Das macht Ihren Roman auch für uns besonders: dass wir alle so entzückt sind...
Allerdings würden wir auch mit Kritik anständig und konstruktiv umgehen. Ich finde, das hat jedes Buch verdient.

Bei "Noch alle Zeit" hat alles, wirklich alles gepasst. Das muss man genießen :).
Ich danke Ihnen sehr und verspreche gerne, nie mit dem Geschichten-Erzählen aufzuhören.
Da nehme ich Sie gerne beim Wort:)!!!
 
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