Rezension Rezension (5/5*) zu Mr. Crane: Roman von Andreas Kollender.

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Bewegender Roman


Bewegender Roman

Andreas Kollender liefert mit seinem Roman " Mr Crane" ein sehr interessantes Werk ab. Ich habe erwartet, viel über den berühmten Schriftsteller Stephen Crane zu erfahren, bekomme habe ich aber sehr viel mehr.


Der Roman wird aus Sicht von Schwester Elisabeth erzählt, die in einem Sanatorium in Badenweiler, im Schwarzwald, arbeitet.
Dort lernte sie 1900 den schwer an Tuberkulose erkrankten Stephen Crane kennen, der mit einem Hofstaat anreiste. Seine Frau Cora, seine Nichte, Diener usw waren mit von der Partie. Sehr zum Missfallen von Schwester Elisabeth, die sich mehr oder weniger vom ersten Augenblick an in den bereits sehr geschwächten Mann verliebte, und seine Nähe förmlich in sich aufsaugen möchte. Sie setzt alles daran, so oft wie möglich mit ihm allein sein zu können.
Elisabeth ist eine hübsche Frau, die allerdings eine Narbe von einem Brand im Gesicht trägt. Da sie mit den Werken des Autors vertraut ist, zieht sie gleich eine Verbindung von sich zu einem seiner Werke. Dies alles spielt sich im Jahre 1900 ab, auf wenige Tage begrenzt.
Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit der Zeit 1914, in der Elisabeth wieder Bekanntschaft mit einem Mann macht, der sie zumindest fasziniert. Es ist keine Liebe, wie man es bei Crane bezeichnen konnte, dennoch ist sie von ihm angetan. Und da Bernhard Fischer auch einen Roman von Stephen Crane liest, werden die alten Erlebnisse erneut durchlebt, in dem sie sie Fischer erzählt. Es wirkt so, als ob Elisabeth alles erst 14 Jahre später wirklich verarbeitet.

Ein sehr vielschichtiges Konzept, dass sehr viel über Crane erzählt, dessen Hauptaugenmerk aber definitiv auf Elisabeth liegt. Die sich zwischen den Jahren zwischen Crane und Fischer weiterentwickelt hat, ja sogar gereift ist. Ihr Leben, ihre Erlebnisse standen für mich denen des abenteuerlustigen Crane auf seine Weise in nichts nach. Wenn ich auch die Liebe zu ihm, die plötzlich, aus dem nichts sehr präsent war, teilweise als sehr obsessiv und auch destruktiv wahrgenommen habe, stimmte mich das Ende des Romans doch wieder sehr milde ein gegenüber dieser Frau, die eigentlich Respekt verdient hat.
Dieser Roman bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Die Ausgabe des Pendragon-Verlages bietet eine sehr hübsche Ausgabe, die sich harmonisch neben die Ausgabe des Romans " Die rote Taperkeitsmedaille" von Stephen Crane einreiht.