Rezension Rezension (4/5*) zu Hannah und Ludwig: Heimatlos in Tel Aviv von Rafael Seligmann.

Daphne1962

Aktives Mitglied
23. Mai 2020
175
439
34
61
Die Flucht in eine ungewisse Zukunft

Hannah und Ludwig von Rafael Seligmann - Heimatlos in Tel Aviv

Wie es sich anfühlt heimatlos zu sein und sein behütetes Leben aufzugeben, um in einem völlig fremden Land wieder Fuß zu fassen, davon können momentan Millionen Menschen erzählen.

Wir begeben uns mit diesem Buch in das Jahr 1933. Es ist die Zeit, als Adolf Hitler die Macht anfing an sich zu reißen. Die überwiegenden Opfer waren Millionen jüdische Menschen. Ludwig wandert mit seinem älteren Bruder Heinrich nach Palästina aus. Sie nahmen die Warnungen sehr ernst. Ein Gang in eine sehr ungewisse Zukunft. Auch schaffen sie es, die restliche Familie nachzuholen, eh es nicht mehr möglich war.

Ludwig verdingt sich mit Hilfsarbeiten, wie Orangen pflücken und Putzarbeiten, Heinrich als Zeitungsbote. Erst mal auf eigenen Füßen stehen. Ludwig schafft es mit eisernem Willen bis zum Prokuristen in einer Textilfirma. Sein loyaler Chef hilft ihm dabei.

Als er die Jüdin Hannah kennen lernt, sieht die Zukunft für ihn rosig aus. Sein Glück scheint perfekt. Seine Eltern und Geschwister sind versorgt. Der Sohn Rafael wird geboren. Palästina war von den britischen Streitmächten besetzt. Das Land geteilt und die arabische Bevölkerung will nicht kampflos ihre Heimat den eingewanderten Menschen überlassen. Die Zionisten wollten einen eigenen Staat. Unruhen lagen immer in der Luft.

Rafael Seligmann, der heute als Schriftsteller, Publizist, Politologe und Zeithistoriker agiert hat die ersten 10 Jahre in Tel Aviv verbracht, wo er auch geboren wurde. In seinem Buch über seine Eltern schreibt er offen und ehrlich, sogar schonungslos zeigt er dem Leser die Charakter der Familienmitglieder und Geschäftsleute auf. Wie sein Vater seinen Lebensunterhalt verdiente, später sich aus der Not heraus selbständig machte und kämpfte und alles aufs Spiel setzte. Wie seine Mutter mit ihren schlimmen Kriegserlebnissen versuchte fertig zu werden und unter ihrer Familie litt. Daneben lernen wir auch Ludwigs Eltern und Geschwister kennen.

Hier kann sich der Leser ein gutes Bild von einer Familiengeschichte machen, die gezwungen waren das Land zu verlassen, damit sie nicht im Konzentrationslager landeten. Ich werde mir noch den ersten Band, der Trilogie holen und dann hoffen, wir werden bald den 3. Band zu lesen bekommen. Schließlich möchten wir auch gerne wissen, ob es sich gelohnt hat für Ludwig, in seine Heimat nach Deutschland zurück zu kommen.

 
  • Hilfreiche Rezension
Reaktionen: RuLeka und Barbara62