Rezension Rezension (4/5*) zu Stormsong: In Winterstürmen von C.L. Polk.

Buchfee

Neues Mitglied
25. Dezember 2020
7
0
3
45
Tolle Story mit schwierigen Einstieg

Stormsong und ich hatten einen sehr schweren Start. Der Vorgängerband "Witchmark" ist im März 2019 erschienen und wurde von mir mit ziemlicher Begeisterung gelesen. Aber ehrlich gesagt, konnte und kann ich mich an keine Details erinnern.

Und so viel es mir unglaublich schwer, wieder in die Geschichte reinzufinden - weit über 100 Seiten, bis ich wieder so etwas wie einen Lesefluss hatte. Die Rückblicke auf die vergangenen Ereignisse kamen einfach zu spät und zu spärlich, um da schneller wieder Anschluss zu finden.

Erst als die Handlung so weit gediehen war, dass man die aktuellen Ereignisse auch ohne viele Vorkenntnisse flüssig verfolgen konnte, wurde es wieder leichter.

Zu diesem Zeitpunkt allerdings schaffte es die Autorin dann auch wieder, mich mit der Geschichte um Aeland in ihren Bann zu ziehen. Das Buch passt auch hervorragend in diese kalte und düstere Jahreszeit - es ist Winter, Stürme ziehen über das Land, mehrere Dutzend Zentimeter hoch fällt der Schnee, und es ist eisig kalt und düster.

Die herausragenden Figuren in diesem Band sind definitiv Grace und Avia. Grace ist Kanzlerin Aelands geworden. Avia ist eine herausragende Reporterin, die versucht, aus Grace Details herauszukitzeln, ob und in welchem Zusammenhang sie mit dem dauerhaften Ausfall der Aetherenergie zu tun hat.

Aus beiden Protagonistinnen kommt fortwährend so viel Energie, so viel Gefühl und Herzblut, dass man beinahe vergisst, dass sie nur Romangestalten sind. Sobald sie in einem Satz auftauchen, füllt sich die Geschichte mit Leben und Präsenz. Da hat die Autorin ihre Figuren wirklich sagenhaft ausgestaltet.

Die Entwicklung der Beziehung zu verfolgen und ob Grace sich ihren politischen Pflichten unterordnet oder ihren Gefühlen nachgibt, ist wirklich spannend. Und im Umkreis von Avia weiß man außerdem nie, was einen erwartet - ich liebe ihre schillernde, exzentrische Art, wie sie auf Konventionen pfeift und eigentlich so überhaupt nicht in ihre Zeit und in ihr Land passt.

Aber auch Miles und sein Freund Tristan sind wieder dabei. Tristan gehört dem fast schon gottgleichen Volk der Amaranthine an, die nach wie vor total geheimnisvoll wirken und bei denen ich mir immer noch nicht sicher bin, welche wahren Absichten sie mit den Menschen hegen.

C.L. Polk hat, abgesehen von ihren starken Protas, außerdem eine sehr angenehme Art zu Schreiben, was im Bereich der High Fantasy durchaus erwähnenswert ist: Sie ergeht sich nicht endlos in irgendwelchen Landschafts- oder Settingbeschreibungen, sondern konzentriert sich auf Handlung und Dialoge, und schafft es trotzdem, kurz und prägnant die Umgebungen und Orte so zu beschreiben, dass man ein gutes Bild vor Augen hat.

Der Zyklus spielt ja in einer sehr interessanten Welt, die sich irgendwo zwischen Steampunk und High Fantasy einpendelt. Der Fantasie sind da also keine Grenzen gesetzt und ich bin gespannt, was da noch weiter auf uns Leser zukommt - mindestens zwei weitere Bände wird es ja noch geben. Soulstar erscheint ja im Februar auf englisch als Taschenbuch und ich hoffe, dass der dritte Teil auf Deutsch nicht wieder anderthalb Jahre auf sich warten lässt.

Alles in allem konnte mich trotz schwerem Start auch Stormsong wieder mitreißen und bekommt von mir solide 4/5 Sterne.