Rezension Rezension (4/5*) zu Die Perserkriege von Josef Fischer.

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Solide Darstellung

Der Wiener Althistoriker hat mit "Die Perserkriege" die wohl aktuellste Darstellung dieses uralten Themas vorgelegt. Ausführlich und unter Verwendung der wenigen vorliegenden Quellen beschreibt er die Voraussetzungen, die Ursachen und den Verlauf der Auseinadersetzung zwischen Griechen und Persern in der ersten Hälfte des 5.Jahrhunderts v.Chr. Dabei ist naturgemäß wenig Neues zu erwarten, eben weil die Quellenlage so dünn ist. Im Grunde ist es beinahe nur der Vater der Geschichtsschreibung Herodot, der dazu Material liefert. Und dieses ist, wie Fischer quellenkritisch mehrfach aufzeigt, mit äußerster Vorsicht zu genießen. Die bekannten Schlachten bei Marathon, den Thermopylen und die vermutlich entscheidende Seeschlacht bei Salamis sind Allgemeingut, aber ob sie sich wirklich so zugetragen haben, wie Herodot und spätere Autoren sie beschreiben, ist äußerst zweifelhaft. Das beginnt mit den schier unglaublichen zahlentechnischen Überlegenheit der ins Feld ziehenden Perser, die wohl nur dazu dienen soll, den Mut und die Opferbereitschaft der eigenen, der griechischen Seite, zu betonen und endet mit mit einigen Details zum Schlachtverlauf, die bei genauerem Hinsehen sich als zumindest fragwürdig erweisen. Auf jeden Fall haben die Griechen wohl Fortuna an ihrer Seite gehabt, bedenkt man, dass vor der entscheidenden seeschlacht die persische Flotte durch einen heftigen Sturm bereits dezimiert wurde und dass die persischen Feldherren sich einige fatale Fehler erlaubten, unter anderem den, sich die durch die Hoplitenphalnx gekennzeichnete Kampfweise der Griechen aufdrücken zu lassen, was die eher leicht bewaffneten Perser immer wieder ins Hintertreffen brachte.

Interessant ist vor allem das lieder sehr kurze letzte Kapitel, in dem Fischer eine universalhistorische Wertung der Perserkriege vorzunehmen, d.h. der frage nachzugehen, was gewesen wäre, wenn die Perser damals gesiegt hätten. Frührere Autoren sahen in den Kriegen stets den erfolgreichen Abwehrkampf des Westens gegenüber dem Osten (nicht zufälligerweise appellierte Göring nach Stalingrad an den Durchhaltewillen, indem er die Schlacht an den Thermopylen instrumentalisierte), wobei der westen für Freiheit und Fortschritt, der Osten für Unterdrückung und religiöse Borniertheit. Dagegen betont Fischer, dass die Perser gegenüber den unterworfenen Völkern eine weitgehende Toleranz walten ließen, was vermuten lässt, dass all das, für das das klassische Greichenland steht, auch im Fall einer Niederlage eingetreten wäre, möglicherweise wäre sogar der diesen Auseinandersetzungen folgende fatale Peloponnesische Krieg, in dem es um die Hegemonie der einstmals verbündeten Spartaner und Athener ging, ausgeblieben.