Rezension Rezension (4/5*) zu Stille Nacht in der Provence: Kriminalroman von Cay Rademacher.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Es ist wenige Tage vor

Es ist wenige Tage vor Weihnachten, als das Hamburger Ehepaar Andreas und Nicola Kantor in dem verschlafenen Ort Miramas-le-Vieux in der französischen Provence ankommen. Andreas ist Lehrer und steht kurz vor dem Burn Out, Nicola hat gerade ihren Job als Redakteurin bei einer Frauenzeitschrift verloren. Mit der Ehe der beiden steht es schon lange nicht mehr zum Besten dennoch hatte sich Andreas spontan entschieden als Housesitter im Ferienhaus eines Kollegen einzuspringen. Nicolas Freude darüber hält sich in Grenzen, zumal sie aus gewohnter journalistischer Neugier recherchiert hatte, dass vor zwei Jahren in Miramas-le-Vieux ein junger amerikanischer Tourist spurlos verschwand. Die erkaltete Beziehung wird aber auf erstaunliche Weise wiederbelebt. Denn gleich am ersten Morgen in ihrem Domizil entdeckt Andreas in einem eingestürzten Kellergewölbe einen Sarg mit menschlichen Überresten darin. Als er jedoch mit Unterstützung aus dem Ort zu dem Fund zurückkehren will, ist der Sarg verschwunden.

„In Miramas-le-Vieux. Ausgerechnet in diesem Kaff war er zumindest zum letzten Mal von einem Zeugen lebend gesehen worden. Seither: nichts. David Brown war verschollen, als hätte es ihn nie gegeben.“

Cay Rademacher macht die Provence abseits seiner Krimreihe wieder zum Schauplatz für ein Verbrechen „Stille Nacht in der Provence“ ist ein beschaulicher Winterkrimi in malerischer Kulisse. Der französische Urlaubsort Miramas-le-Vieux ist im Winter wie ausgestorben. Ausgiebiger Schneefall sorgt dafür, dass der Ort bald von der Außenwelt nahezu abgeschnitten ist. Kalt, finster und pittoresk sind die Gebäude und verwinkelten Gässchen.

Die wenigen Einheimischen, auf die das deutsche Ehepaar trifft, begegnen diesem nicht immer mir besonderer Freundlichkeit. Da sind vor allem Valéria, die Wirtin des La Table du Roy, und ihr Neffe Dennis, die Künstlerin Milène und ihr grobschlächtiger Ehemann Roger und der Dorfpolizist Jean-Michel Zulesi, der vor zwei Jahren aus Marseille versetzt wurde. Es zeichnet sich schnell ab, dass in diesem Kreis der Verdächtigen, jemand ganz bestimmt etwas zu verbergen hat.

Es ist ein klassisches und fein reduziertes Setting in diesem winterlichen Kriminalroman – ein abgeschiedener Ort, ein ungeklärtes Verbrechen und Fremde, die in einem „geschlossenen System“ einiges durcheinanderbringen. Das Lokalkolorit der Provence tut maßvoll sein Übriges. Ein solides Kammerspiel zum Genießen.


 

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