Rezension Rezension (5/5*) zu Real Tigers: Ein Fall für Jackson Lamb von Mick Herron.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Real Tigers: Ein Fall für Jackson Lamb von Herron, Mick
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Damengambit

„Wie die meisten Varianten des Verderbens begann auch diese mit Männern in Anzügen.“

Mit diesem ersten Satz hatte mich der neue Band von Mick Herron gleich wieder an der Angel. Es geht um die Agenten auf dem Abstellgleis des britischen Geheimdiensts, die in Slough House mit absurden Recherchen beschäftigt werden. Jackson Lamb – unsympathisch, ekelig und aus allen Körperöffnungen stinkend – ist der Chef. Aber man sollte sich von seinem Äußeren nicht täuschen lassen, er ist ein Meister im Spiel, ist dem Gegner immer drei Züge voraus, wobei die Gegner meist in den eigenen Reihen MI5 zu finden sind.

Eines Abends begegnet Catherine Standish, seine unscheinbare Assistentin, ihrem ehemaligen Liebhaber. Kurz danach wird sie in einen Lieferwagen gezerrt und verschleppt. Ein Bild von ihr, gefesselt und geknebelt wird an River Cartwright geschickt und damit nimmt die Geschichte ihren Verlauf.

Ein raffiniertes Katz und Maus Spiel beginnt, ein Agentenroman der Extraklasse, very british und skurril. Wer da wen in die Pfanne hauen will, bleibt lange im Dunkeln, aber das macht den besonderen Reiz dieser Reihe aus. Die Welt der Agenten, der Politik, der schmutzigen Spiele um Macht und Einfluss wird mit viel Action geschildert. Die Versager aus dem Slough House lassen sich nicht unterbuttern und zeigen, was sie drauf haben. Jeder von ihnen hat seine eigenen Fähigkeiten und auch wenn sie sich nicht leiden können, wenn eine der Ihren in Gefahr ist, halten sie zusammen.

Ich mag die Schreibweise von Herron mit seinen schnellen Perspektivwechseln sehr, er schreibt witzig, temporeich und voller ironisch-böser Anspielungen. Bei manchen hatte ich gleich ein reales Bild der britischen Politik vor Augen. Trotz der genussvoll zelebrierten Beschreibung von Jackson Lambs Unarten, hat sich auch in diesem Band wieder meine Sympathie für ihn eingestellt. Wie ich überhaupt die Beschreibung der ausgemusterten Agenten toll fand, sie sind ja nicht unfähig, wurden meist ein Opfer von Intrigen und warten – wohl vergebens – auf ihre Rehabilitation.

Auch nach dem dritten Band bin ich neugierig auf die weiteren Folgen.

 

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