Rezension Rezension (5/5*) zu Was in zwei Koffer paßt von Veronika Peters

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.371
21.161
49
Brandenburg
Sinnsuche. Alles ausprobiert.


Die Autorin hat ein sehr persönliches Buch geschrieben. Eines, das mich sehr angesprochen und mir gut gefallen hat, wenngleich ich die Protagonistin nicht immer verstanden habe.

Aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen packt Veronika in jungen Jahren ihren Koffer und macht sich auf, um in einem Benediktinerinnenkloster zu leben. Sie war schon öfters dort zum Ausruhen, um das Kloster kennenzulernen, sie springt also nicht ins ganzdunkle unbekannte Gewässer.

Und dennoch ist das Leben als Gast im Kloster anders gewesen als das Leben jenseits der Barriere. Besonders mit der jungen Schwester Hildegard, die frisch ernannte Magistra, die ihre geistliche Mentorin sein muß und der sie Gehorsam schuldet, kommt sie nicht gut klar. Die Magistra hat wenig Humor. Aber auch Vernonika ist nicht immer einfach, me thinks.

Veronika paßt nicht ins Schema. Deshalb sind sich die Nonnen uneins, ob Veronika zur Einkleidung, dem offiziellen Noviziat, zugelassen werden soll, das heißt, zu einer noch verbindlicheren Stufe des Zusammenlebens. Diese (Teil-)Ablehnung schmerzt und es gilt damit klarzukommen.

Nach weiteren Jahren im Kloster gilt es dann, die Ewige Profeß abzulegen. Und wieder herrscht keine Einigkeit darüber, ob dieser Weg der richtige für die störrische Veronika ist. Aber Veronika ist fest entschlossen und die Äbtissin bürgt für sie.

Veronika, die im Vorklosterleben als Erzieherin gearbeitet hat, wird in den Klosterjahren nachgeschult und nachgebildet. Sie holt das Abi nach, wird zum Studium der Katholischen Theologie und Philosophie bestimmt. Die neue Äbtissin, Raphaela, ihr zugwandt, meint, Veronikas Kopf brauche Arbeit. Nicht nur die Hände wollen beschäftigt sein. Wie wahr! Mit Bravour meistert sie jede geistige Herausforderung (und den Abschluß) und man ist stolz auf sie!

Nach dem erfolreich absolvierten Fernstudium, das aber durchaus teilweise „in der Welt“ stattgefunden hat hat, muss Veronika gegen ihren Willen in den Buchhandel. Sie soll das klösterliche Buchlabel und den Laden wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Hier gewinnt Veronika, etwas widerwillig, Unternehmergeist. Und eine Führungsposition. Aber ihre geistlichen Flügel scheinen gebrochen.



Dieser autobiografische Roman gefällt mir sehr gut. Ich schätze fast alle Romane dieser authentischen Autorin. Was mir fehlt, sind Einlassungen über den persönlichen Glauben. Man legt Gelübde ab, man singt und betet. Das macht man nicht nur der Musik wegen. Und der Sinnsuche wegen. Man kann es nur es tun, weil man einen festen Glauben hat an Jesus Christus. Oder ist dieser reine Makulatur. Kann einfach nicht sein.

Das Thema des persönlicher Glaubens habe ich jedenfalls schmerzlich vermisst im Buch. Mag sein, dass Veronika Peters, die ja wirklich viel von sich preisgibt, diese Dinge und ihre Einstellung dazu, für sich behalten möchte. Aber bei einem Roman über christliches Klosterleben kommt man eigentlich nicht drum rum.

Wie groß mag die Kluft zwischen studierter Theologie und persönlichem Glauben gewesen sein, wenn Veronika Peters nach langen zwölf Jahren Klosterleben trotzdem in der Lage ist, mit einem verheirateten Mann durchzubrennen? Ehebruch. Gelübdebruch. Im katholischen Glauben beides Todsünden. No idea. Ein Urteil steht mir nicht zu, aber meine Verwunderung ist offensichtlich und gewaltig.

Fazit: Berühernder und faszinierender Bericht einer Frau, die 12 Jahre in einem katholischen Kloster lebte.

Kategorie: Autobiografie
Goldmann Verlag, 2007




 
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RuLeka

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30. Januar 2018
6.403
23.949
49
66
Wie groß mag die Kluft zwischen studierter Theologie und persönlichem Glauben gewesen sein, wenn Veronika Peters nach langen zwölf Jahren Klosterleben trotzdem in der Lage ist, mit einem verheirateten Mann durchzubrennen? Ehebruch. Gelübdebruch. Im katholischen Glauben beides Todsünden. No idea. Ein Urteil steht mir nicht zu, aber meine Verwunderung ist offensichtlich und gewaltig.
Vielleicht war die Liebe zu diesem Mann stärker als alles andere. Sie ist ja bekanntlich eine Himmelsmacht.
 

RuLeka

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Sinnsuche. Alles ausprobiert.


Die Autorin hat ein sehr persönliches Buch geschrieben. Eines, das mich sehr angesprochen und mir gut gefallen hat, wenngleich ich die Protagonistin nicht immer verstanden habe.

Aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen packt Veronika in jungen Jahren ihren Koffer und macht sich auf, um in einem Benediktinerinnenkloster zu leben. Sie war schon öfters dort zum Ausruhen, um das Kloster kennenzulernen, sie springt also nicht ins ganzdunkle unbekannte Gewässer.

Und dennoch ist das Leben als Gast im Kloster anders gewesen als das Leben jenseits der Barriere. Besonders mit der jungen Schwester Hildegard, die frisch ernannte Magistra, die ihre geistliche Mentorin sein muß und der sie Gehorsam schuldet, kommt sie nicht gut klar. Die Magistra hat wenig Humor. Aber auch Vernonika ist nicht immer einfach, me thinks.

Veronika paßt nicht ins Schema. Deshalb sind sich die Nonnen uneins, ob Veronika zur Einkleidung, dem offiziellen Noviziat, zugelassen werden soll, das heißt, zu einer noch verbindlicheren Stufe des Zusammenlebens. Diese (Teil-)Ablehnung schmerzt und es gilt damit klarzukommen.

Nach weiteren Jahren im Kloster gilt es dann, die Ewige Profeß abzulegen. Und wieder herrscht keine Einigkeit darüber, ob dieser Weg der richtige für die störrische Veronika ist. Aber Veronika ist fest entschlossen und die Äbtissin bürgt für sie.

Veronika, die im Vorklosterleben als Erzieherin gearbeitet hat, wird in den Klosterjahren nachgeschult und nachgebildet. Sie holt das Abi nach, wird zum Studium der Katholischen Theologie und Philosophie bestimmt. Die neue Äbtissin, Raphaela, ihr zugwandt, meint, Veronikas Kopf brauche Arbeit. Nicht nur die Hände wollen beschäftigt sein. Wie wahr! Mit Bravour meistert sie jede geistige Herausforderung (und den Abschluß) und man ist stolz auf sie!

Nach dem erfolreich absolvierten Fernstudium, das aber durchaus teilweise „in der Welt“ stattgefunden hat hat, muss Veronika gegen ihren Willen in den Buchhandel. Sie soll das klösterliche Buchlabel und den Laden wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Hier gewinnt Veronika, etwas widerwillig, Unternehmergeist. Und eine Führungsposition. Aber ihre geistlichen Flügel scheinen gebrochen.



Dieser autobiografische Roman gefällt mir sehr gut. Ich schätze fast alle Romane dieser authentischen Autorin. Was mir fehlt, sind Einlassungen über den persönlichen Glauben. Man legt Gelübde ab, man singt und betet. Das macht man nicht nur der Musik wegen. Und der Sinnsuche wegen. Man kann es nur es tun, weil man einen festen Glauben hat an Jesus Christus. Oder ist dieser reine Makulatur. Kann einfach nicht sein.

Das Thema des persönlicher Glaubens habe ich jedenfalls schmerzlich vermisst im Buch. Mag sein, dass Veronika Peters, die ja wirklich viel von sich preisgibt, diese Dinge und ihre Einstellung dazu, für sich behalten möchte. Aber bei einem Roman über christliches Klosterleben kommt man eigentlich nicht drum rum.

Wie groß mag die Kluft zwischen studierter Theologie und persönlichem Glauben gewesen sein, wenn Veronika Peters nach langen zwölf Jahren Klosterleben trotzdem in der Lage ist, mit einem verheirateten Mann durchzubrennen? Ehebruch. Gelübdebruch. Im katholischen Glauben beides Todsünden. No idea. Ein Urteil steht mir nicht zu, aber meine Verwunderung ist offensichtlich und gewaltig.

Fazit: Berühernder und faszinierender Bericht einer Frau, die 12 Jahre in einem katholischen Kloster lebte.

Kategorie: Autobiografie
Goldmann Verlag, 2007




Das Buch war für mich ein faszinierender Einblick in eine mir unbekannte Welt. Und sie zeigt, wie sehr es menschelt hinter Klostermauern. Dein Kritikpunkt, dass man zu wenig über ihre spirituellen Hintergründe erfährt, wurde auch von anderen bemängelt. Vielleicht war ihr das zu persönlich, vielleicht wollte sie einfach einen Bericht über ihre Klosterjahre ablegen.
 
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Wandablue

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Dein Kritikpunkt, dass man zu wenig über ihre spirituellen Hintergründe erfährt, wurde auch von anderen bemängelt. Vielleicht war ihr das zu persönlich, vielleicht wollte sie einfach einen Bericht über ihre Klosterjahre ablegen
Vllt hatte sie kein eigenständiges Glaubensleben. Sie schreibt nicht einmal, dass sie gebetet hat. Oder in der Schrift nach Antworten sucht. Ehebruch ist was Schlimmes.
 

RuLeka

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Reue vorausgesetzt! (Sogar Wiedergutmachung ist gefordert).
Bereuen kann sie ihr Verhalten ernst, wenn sie sich scheiden lassen möchte ( kann ja nicht wünschenswert sein). Ansonsten wird sie ihr Verhalten nicht bereuen.
Aber Du bist ja fundamentalistischer als der Papst!
 

Wandablue

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@RuLeka : ich kann mir nicht vorstellen, dass Franziskus das anders sieht. Die Ehe (also die vom Ehemann) ist unauflöslich. Es sei denn, der Papst selber gibt einen Dispens. Mit dem Gelübde ist es ganz ähnlich.
 
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