4. Leseabschnitt: Die Liebe kehrt nach Sizilien zurück (S. 205 - 270)

Wandablue

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Die Liebe kehrt nach Sizilien zurück? Was bedeutet das?

In diesem Abschnitt erholt sich Seppl weiterhin auf hohem Niveau von seinen Kriegserlebnissen, er reist wie früher die Dandys es halt so machten, durch die Welt. Bildungsreise! Meistens reist er mit Muttern. Aber manchmal auch allein und dann trifft er die Frau seines Onkels, die fünfzehn Jahre älter ist als der Onkel. Schon ungewöhnlich. Damals. Alice Barbi.

Er lernt Alessandra Wolff kennen, die Lissy, die mit André verheiratet ist.Also eine angeheiratete Cousine, nicht blutsverwandt.

Er reist nach Lettland, um sie besser kennenzulernen, versteht, dass die Ehe mit André nur noch auf dem Papier besteht und beginnt ein Verhältnis mit ihr (eigentlich sie mit ihm) und heiratet sie sogar. Eine Fernbeziehung beginnt.

In der Jetztzeit haben Lissi und Seppl die absolut verrückte Idee, Joe zu adoptieren, damit der Titel vom Seppl vererbt werden kann. (Einerseits sagt der Sepp immer, er sei nicht so wichtig, aber er kann es nicht ertragen, dass sein Titel nicht weiterexistiert).

Bei einem Besuch bei seinen Cousins (Kinder von Teresa) auf Capo d'Orlando möchte Sepp vom Literatenluis wissen, ob sein Roman beim Verleger gut angekommen ist und wie Luis seine Fortsetzung findet, die er geschrieben hat. Luis, von Eifersucht auf den Leoparden zerfetzt, weigert sich, ihm zu antworten. Er lässt ihn schmoren.

Auf einem Bootsausflug mit Personal (keiner hat einen Segelschein oder Motorbootsführerschein) sagt Kasimir dem Seppl, die neuen Kapitel seien zu politisch und er würde Schwierigkeiten bekommen deswegen.

Dann kommen dem Seppl Gedanken zu einem weiterer Roman, was ihn heiter macht.
 

Literaturhexle

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Luis, von Eifersucht auf den Leoparden zerfetzt, weigert sich, ihm zu antworten.
Das mit der Eifersucht wurde ja zuvor schon erwähnt. Meinst du, das stimmt?
Agneta wir ja als Botin geschickt. Sie mahnt ihn, einfach nur Geduld zu üben.
Ich verstehe Luis nicht. Ist es das bekannte Schweigen des Adels? Blöd ist es und nervtötend.
Casimir, der sich zuvor dumm stellte, scheint tiefzustapeln. Er hat einen wachen Verstand, hat das Buch in seiner wesentlichen politischen Aussage verstanden - eine Aussage, über die Guiseppe nicht bewusst nachgedacht hat.

Morgen mehr dazu. Jetzt gehe ich erstmal schlafen:)
 

Wandablue

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ch verstehe Luis nicht. Ist es das bekannte Schweigen des Adels? Blöd ist es und nervtötend.

Na ja. Es gibt keine Erklärungen. Man muss es interpretieren. Ich habs als Eifersucht interpretiert. Denn das einzige, was Luis hat, ist seine Anerkennung als Dichter. Die er künstlich hoch hält. Oder glaubt jemand von euch, dass er schlafend auf dem Sofa tiefen Gedanken nachhängt? Natürlich ginge er nie so weit, seinen Neid zu artikulieren. Das tut man nicht.
 
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RuLeka

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30. Januar 2018
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Na ja. Es gibt keine Erklärungen. Man muss es interpretieren. Ich habs als Eifersucht interpretiert. Denn das einzige, was Luis hat, ist seine Anerkennung als Dichter. Die er künstlich hoch hält. Oder glaubt jemand von euch, dass er schlafend auf dem Sofa tiefen Gedanken nachhängt? Natürlich ginge er nie so weit, seinen Neid zu artikulieren. Das tut man nicht.
Dabei steckt er hier in einer Zwickmühle. Zu schlecht sollte der Roman seines Cousins auch nicht sein, denn das würde auch auf ihn abfallen.
 

Literaturhexle

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Interessant die Annäherung zwischen Sepp und Licy. Sie funken auf einer Ebene, teilen die Liebe zu Kunst und Literatur. Hier wird deutlich, dass Giuseppe doch kein asexuelles Wesen ist, er spürt so etwas wie Verlangen;)
Überrascht hat mich, wie offen Licy mit ihrer Liebe umgehen kann, obwohl sie verheiratet ist. Allerdings heißt es ja, dass die 1920er Jahre weit offenherziger waren als z.B. die 50er. Ihr Mann geht auch seiner Wege. Mit dem Wissen, das wir aus vorangegangenen Kapiteln haben, wissen wir, dass er seiner Frau das Herz gebrochen hat und homosexuell ist.

Sepp scheint diese Art Frauen zu mögen: die Selbstbewussten, die Aufrechten, Vitalen, Starken, die sich nehmen, was sie wollen. Er vergleicht sie mit seiner Mutter, die er trotz aller Dispute für ihre Stärke bewundert hat. Zuviel Kritik an ihr wird bislang noch nicht laut. Obwohl die Mutter einen riesigen Einfluss auf den noch zu Hause lebenden Sohn hat, erfahren wir nicht allzu viel von ihr. Nur, dass sie Licys Mutter Alice aus tiefer Seele ablehnt, was sich offenbar auf deren Tochter überträgt.

Licy ist sehr gebildet, machte eine zusätzliche therapeutische Ausbildung in der Schule Freuds, den sie sogar persönlich kennenlernte. Irritiert hat mich der Satz: "Sie hatte die schönen traurigen Augen seiner Mutter." So direkt möchte wohl keine Frau mit der Schwiegermutter verglichen werden:p.

Die Gegenwart mit dem Ausflug zu den Piccolos vermischt sich mit Gius Erinnerungen. Er betrachtet das junge Paar Gio und Mirella und zieht Parallelen zu seiner eigenen Verliebtheit. Interessant, dass Licy die Piccolo Villa meidet: Ihr fehlt das Verständnis für die Künstler-Allüren und den Faible für Okkultes... Herrlich! Licy hat eine feste Meinung und keinen Sinn für Getue. Als Getue schätze ich auch Lucios Gebahren und Geschweige ein. Dieses "Denken" mit Tuch über den Augen, dieses Geziere, auf klare Fragen auszuweichen... Behämmert. Casimiro ist es dann schließlich, der das erste Feedback zum Roman gibt. Ihm gegenüber empfindet Giu auch Empathie, etwas das ich bislang vermisst hatte (bezüglich dessen Verlust, der Einsamkeit und seiner daraus resultierenden Phobie).

Durch die Geschichte der Adoption wird auch das Verhältnis zu Gio und Mirella klar. Ich habe da bislang ja nix Sexuelles gesehen und sehe das bestätigt. Dass Gios Eltern des Sohn so einfach abgeben? Für einen WEITEREN Titel? Offensichtlich kann man in Italien zwei Elternpaare beerben, ich wüsste nicht, dass das bei uns so geht.

Auf S. 238/39 fühlt sich Giu sogar mal glücklich! Allerdings ist sein Glück sehr stark an das Gedeihen seines Romanes geknüpft, den er innerlich nicht abgeschlossen hat und noch weitere Seiten einfügt.

Licy ist bislang die einzige, die Beatrice kritisiert. Giu rechtfertigt deren Verhalten mit dem großen Kummer, den sie hat erleben müssen. Licy hält gegen: Als Therapeutin sagt sie "Sie ist ihren Schmerz nicht angegangen". Andererseits zeigt sie Verständnis, dass es dr Mutter nicht gefallen wird, ihren Sohn auch noch zu verlieren. Licy gefällt mir in den gezeigten Szenen immer besser.

Beachtlich, dass sie die Jahre der räumlichen Distanz so gut überstanden haben. Das zeugt von einer intensiven Bindung zueinander. Seiner Mutter gefällt das nicht. "Schweigen und Beschämumg waren schon immer ihre Waffen gewesen." (S. 252)

Aus seinen Reflexionen über Vergangenheit und Gegenwart zieht er neue Inspirationen für ein weiteres Buch. Die letzten Seiten des Abschnitts legen nahe, dass sein aktuelles Buch viel mehr auch mit ihm selbst zu tun hat, als er dachte.
 

kingofmusic

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[zitat]Wie fremd uns doch unsere Eltern sind, was? Wir können unser ganzes Leben mit ihnen verbringen, und doch bleiben sie uns verschlossen. (S. 268)[/zitat]

Gänsehautsatz.
 

Barbara62

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Das mit der Eifersucht wurde ja zuvor schon erwähnt. Meinst du, das stimmt?
Agneta wir ja als Botin geschickt. Sie mahnt ihn, einfach nur Geduld zu üben.
Ich verstehe Luis nicht. Ist es das bekannte Schweigen des Adels? Blöd ist es und nervtötend.
Casimir, der sich zuvor dumm stellte, scheint tiefzustapeln. Er hat einen wachen Verstand, hat das Buch in seiner wesentlichen politischen Aussage verstanden - eine Aussage, über die Guiseppe nicht bewusst nachgedacht hat.
Ich halte Lucio eindeutig für eifersüchtig. Mal sehen, ob er das Manuskript tatsächlich weitergeleitet hat...

Nur, dass sie Licys Mutter Alice aus tiefer Seele ablehnt, was sich offenbar auf deren Tochter überträgt.
Die Mutter hätte sicher jede Frau abgelehnt, die sich erdreistet, ihr ihren Augapfel wegzunehmen. Und nun auch noch eine, die das Gebäralter hinter sich hat... :rolleyes:

Durch die Geschichte der Adoption wird auch das Verhältnis zu Gio und Mirella klar. Ich habe da bislang ja nix Sexuelles gesehen und sehe das bestätigt. Dass Gios Eltern des Sohn so einfach abgeben? Für einen WEITEREN Titel? Offensichtlich kann man in Italien zwei Elternpaare beerben, ich wüsste nicht, dass das bei uns so geht.
Offenbar hat Gio ältere Geschwister, das heißt, er würde den Fürstentitel seines Vaters nicht erben. Und so bekommt er eben den von Giuseppe. Ist doch praktisch!
 

Barbara62

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Der eine Roman noch nicht fertig, der andere schon angedacht - nachdem sich wohl ewig nichts bei Giuseppe getan hat, überschlagen sich nun die Ereignisse. Krankheit, Schreiben und Adoption - er spricht selbst von einem "Leben im Umbruch". Da er anscheinend weiter qualmt, muss er sich damit beeilen, wenn er noch etwas davon haben will. ;)

Ich bin erneut über eine Übersetzung gestolpert: "Lettländer" (statt Lette). Wäre es ironisch gemeint - weil Licy über sie lästert - hätte es zumindest in Anführungszeichen gehört.
 

Literaturhexle

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In diesem Abschnitt wird einiges greifbarer. Das eher prekäre Verhältnis zur Mutter und die Liebe zu Licy. Allerhand das er sich über seine Mutter hinwegsetzt und heimlich zu Licy fährt, hätte ich Giuseppe gar nicht zugetraut.
Der Besuch bei seinen beiden Cousins und der Cousine war merkwürdig. Nicht nur das Lucio ihm aus dem Weg, wahrscheinlich wegen des Manuskripts, auch die Anwanlungen von Agata sind doch sehr befremdlich.
Die Krankheit wird immer bedrohlicher, ich ahne, dass ihm nicht mehr sehr viel Zeit bleiben wird.
Die Idee mit der Adoption ist auf der einen Seite hanebüchen, andererseits denkt er dabei auch ein wenig an Licy, dass sie hinterher jemanden hat, der sich um sie kümmert. Allerdings hätte Gio dies vielleicht auch ohne Adoption gemacht, scheint ja ein netter Kerl zu sein. Geht es ihm also doch in erster Linie darum seinen Namen zu vererben?
 

Sassenach123

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Offenbar hat Gio ältere Geschwister, das heißt, er würde den Fürstentitel seines Vaters nicht erben. Und so bekommt er eben den von Giuseppe. Ist doch praktisch!
Daran hab ich noch gar nicht gedacht, aber du hast Recht. Andererseits versteh ich das Getöse um die Vererbung des Namens eh nicht so ganz. Der Nutzen dieses Titels schwindet ja immer mehr. Guiseppe wird in gewissen Kreisen immer noch geachtet, aber finanziell sieht es ja jetzt schon schlecht aus. Ob der arme Gio sich dann irgendwann mit den Schulden auseinander setzen muss?
 

Sassenach123

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Ist zwar meistens so, kann ich mir aber in dem Fall nicht wirklich vorstellen. Zumal später die Einnahmen durch den Verkauf des Romans (wahrscheinlich) die Schulden "ausgeglichen" haben. Who knows? :cool:
An die Einnahmen des Romans hatte ich gar nicht gedacht. Aber du hast Recht, das könnte durchaus aus der Schuldensituation führen
 

Renie

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urch die Geschichte der Adoption wird auch das Verhältnis zu Gio und Mirella klar. Ich habe da bislang ja nix Sexuelles gesehen und sehe das bestätigt. Dass Gios Eltern des Sohn so einfach abgeben? Für einen WEITEREN Titel? Offensichtlich kann man in Italien zwei Elternpaare beerben, ich wüsste nicht, dass das bei uns so geht.
Es gibt doch bei uns diesen C-Promi-Fürsten Frederic von Anhalt, der Typ, der mit Zsa Zsa Gabor verheiratet war. Der war dick im Adoptionsgeschäft und hat gegen Bezahlung diverse zwielichtige Gestalten aus dem Rotlichtmilieu adoptiert. In Deutschland werden solche Adoptionen zumindest anerkannt.