2. Leseabschnitt: Palma di Montechiaro (S. 51 - 121)

Literaturhexle

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mehrfach pro Schuljahr "Maria Stuart" in verschiedenen Klassenstufen liest,
Das sind die Gegenbeispiele zum fleißigen Lehrer. Ihr tut das gut, weil sie den Stoff auswendig ohne Vorbereitung aufsagen kann. Diese Lehrer gibt es, sind zum Glück die Ausnahme und bringen die gesamte Innung in Verruf...
Ein Lehrer kam mit seinen Abiklassen regelmäßig nach der Abiprüfung in die Buchhandlung und ich konnte ihnen drei Bücher vorstellen
So ähnlich hat das der Lehrer unseres Sohnes auch gemacht. Was in der mädchenlastigen Klasse raus kam, war dieses:
Das Buch wurde in diesem Haushalt nicht komplett gelesen...:confused:
 

kingofmusic

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Ich lass mich überraschen, was mein Sohn irgendwann lesen darf/muss; die literarischen "Spaziergänge" auf der Schule meiner zwei anderen Kids sind unter ferner liefen - leider.
 

RuLeka

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Ich denke aber, wir sollten nicht zu sehr von uns ausgehen, heutige Jugendliche sind anders. Warum bezieht man sie nicht mehr ein? Wenn ich sehe, dass eine Deutschlehrerin an einem unserer Gymnasien mehrfach pro Schuljahr "Maria Stuart" in verschiedenen Klassenstufen liest, dann geht sie einfach gar nicht auf Schülerbedürfnisse ein. Es passt nicht dasselbe Buch für jede Klasse, das kann nicht klappen. Ein Lehrer kam mit seinen Abiklassen regelmäßig nach der Abiprüfung in die Buchhandlung und ich konnte ihnen drei Bücher vorstellen. Danach wurde abgestimmt. Klar war nicht jeder und jede einverstanden, aber sie hatten zumindest das Gefühl der Mitbestimmung. Und nicht jede Klasse hat sich für dasselbe Buch entschieden.
Das ist mir schon klar, dass sich das heutige Leseverhakten von Jugendlichen verändert hat.
Ich plädiere schon lange dafür, mehr Jugendbücher in der Schule zu lesen. In der Realschule wird das eher gemacht, aber im Gymnasium sieht der Lehrplan andere Lektüren vor.
Das Problem in der Schule ist überhaupt, dass die Bücher bis zum Erbrechen besprochen werden müssen und danach ein Leistungsnachweis gebracht werden muss. Damit vergrault man auch Leser.
 

Barbara62

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Das sind die Gegenbeispiele zum fleißigen Lehrer. Ihr tut das gut, weil sie den Stoff auswendig ohne Vorbereitung aufsagen kann. Diese Lehrer gibt es, sind zum Glück die Ausnahme und bringen die gesamte Innung in Verruf...

So ähnlich hat das der Lehrer unseres Sohnes auch gemacht. Was in der mädchenlastigen Klasse raus kam, war dieses:
Das Buch wurde in diesem Haushalt nicht komplett gelesen...:confused:
Ich kann dir versichern, dass ich so etwas NICHT vorgestellt hätte...
 
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Renie

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Seid ihr noch nicht da?
Sepp bricht nach Montechiaro auf, dem Stammsitz der Lampedusas. Vorher hat er sich bisschen geziert, weil Sepps sich halt zieren, der alte Zausel. Er hat seiner Holden nix erzählt, weiterhin, weil er das für schick hält, heimlich an seinen Tod zu denken. Er raucht auch weiterhin wie ein Schlot. Fahr in die Hölle, Alter. Er glaubt nämlich auch an nichts.

Im Benediktinerkloster wird ihm dann blümerant. Es wird ihm klar, dass die Nonnen/Äbtissin etwas haben, was er und seine bescheuerte Mutter nicht haben können: Gewissheit und Festigkeit. Wovon wahre innere Größe kommt.
Du, mit Deinen Fremdwörtern :D Was bedeutet "blümerant", kommt das Wort von Blümchen?
 

Renie

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Das einzige, was stört, ist die sehr häufige Verwendung des Wortes "schmal". Wäre ich Lektor gewesen, gäbs das nicht.
Da gibt es Einiges, was es nicht hätte geben sollen. Im Gegensatz zu anderen in dieser Runde, werde ich mit diesem Roman nicht warm.. Manch sprachliche Eigenwilligkeit ist ein Grund dafür: "Trauer, die Augen wie Kajal umrandet" - hat mich z. B. in die Knie gezwungen.

Ich jammere später noch mehr, lese aber erstmal, was hier sonst noch so steht.
 

Renie

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Egal, ich bin erst bei Seite 4 Eurer Beiträge und stelle fest, dass Ihr mich abgehängt habt. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich jetzt etwas schreibe, was schon ein anderer von sich gegeben hat, haue ich jetzt einfach meine Eindrücke raus:
Ich werde mit diesem Roman nicht warm. Sicherlich gibt es Momente, die ich sehr ansprechend finde, wozu natürlich die Gedanken über Kunst und Literatur zählen. Insgesamt ist mir der Roman zu zerfleddert, will heißen: es gibt unzählige Aspekte in der Geschichte, die jeder für sich genommen sehr interessant sind: Seppis Umgang mit seiner Krankheit - Seppi + Licy - Seppi, der Adelige - Seppis Schrifstellerei - italienische bzw. sizilianische Geschichte - Alter vs. Jugend - Vergänglichkeit - Der Leopard - etc. etc. etc. Und das ist bestimmt nur ein Teil dessen, was Price hier unterbringen möchte. Mich stört dabei der muntere und ständige Wechsel zwischen diesen Themen. Dadurch kratzt der Autor für mich nur an der Oberfläche und beginnt mich zu langweilen. Vieles ist für mich auch überflüssig, bspw. diese elendigen Rückblenden: mir doch egal, ob Seppis Cousin ein Gedicht geschrieben hat und Seppi und Lucio zu einer Preisverleihung gereist sind. Diese Episode ist für mich nett, aber völlig irrelevant.
Was mir gut gefällt, ist diese entrückte Stimmung, die mir das Gefühl gibt, aus großer Entfernung auf das Geschehen zu blicken. Außerdem erinnert mich diese Sommerhitze-Sizilien-Szenerie doch sehr stark an die Visconti-Filme der 50/60er Jahre, bei denen auch die Schauspieler-Riege um Anna Magnani, Marcello Mastroiann mitgewirkt hat. Visconti hat übrigens auch "Der Leopard" mit Burt Lancaster verfilmt.
 
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mir doch egal, ob Seppis Cousin ein Gedicht geschrieben hat und Seppi und Lucio zu einer Preisverleihung gereist sind.
hAHAHAHA- Renie! So ging es mir bei Dieses entsetzliche Glück.
Du hast natürlich mit allem völlig recht, bis auf deine Kritik an den Vergleichen, die sind meistens richtig gut. Auch der Kajalvergleich.

Ha - aber oder.

Ich komme von den Buchpreisbüchern her mit ihrer ambitionierten extravaganten Sprache und erhole mich bei Price. Ich werde lesegeheilt. Ich liebe diese Sprache. Mir völlig egal, was er mir erzählt. Oder doch nicht. Diese Familie ist völlig durchgeknallt. Da ist keiner normal.

Wir nähern uns diesem Chaos aber nicht auf die übliche Art. Durchdenkend, reflektierend, mit grandiosen Gestalten. Wir schleichen ein bisschen durch das Leben mit dem Sepp. Der das auch tut. Er läßt sich treiben, er denkt nicht nach, er denkt, aber nicht nach, nicht in die Tiefe, wenn überhaupt, trauert er der Vergangenheit nach. Sepp lässt geschehen. Und wenn du nicht geschehen lässt, an dir vorübertreiben, was es da für Fetzen gibt (die du - oben - super gut beschrieben hast), hast du leserisch verloren.

Was er dabei macht, der Sepp, ist eigentlich unerheblich. Lass dich drauf ein oder lass es. Je nach dem wird der Roman bei dir punkten oder durchfallen.

Wo kommst du her? Von Mörder und Handlungsbüchern?
 

Wandablue

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es gibt unzählige Aspekte in der Geschichte, die jeder für sich genommen sehr interessant sind: Seppis Umgang mit seiner Krankheit - Seppi + Licy - Seppi, der Adelige - Seppis Schrifstellerei - italienische bzw. sizilianische Geschichte - Alter vs. Jugend - Vergänglichkeit - Der Leopard - etc. etc. etc.

In die Tiefe gehen will der Autor nicht. Er lässt Bilder und Stimmungen entstehen. That s all.

"Und das ist bestimmt nur ein Teil dessen, was Price hier unterbringen möchte. Mich stört dabei der muntere und ständige Wechsel zwischen diesen Themen".

Und ich finde, das ist unheimlich gut gemacht!
 

Barbara62

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Ich komme von den Buchpreisbüchern her mit ihrer ambitionierten extravaganten Sprache und erhole mich bei Price. Ich werde lesegeheilt. Ich liebe diese Sprache. Mir völlig egal, was er mir erzählt. Oder doch nicht. Diese Familie ist völlig durchgeknallt. Da ist keiner normal.
Ich finde die Familie völlig normal - für Adel zu dieser Zeit eben. Sie leben in einer Welt, die es nicht mehr gibt, machen einfach weiter. Und genau das gefällt mir. Das erzählt Price wunderbar.
 

Barbara62

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Nein. Es ist ein "altes" Wort und passt insoweit super. Es bedeutet so was wie seltsam, umbequem, unbehaglich, so wie im Wartezimmer vom Zahnarzt.
Meine Großeltern haben das noch benutzt: "Mir wird ganz blümerant" (kurz vor der Ohnmacht... oder eben beim Zahnarzt..)
 

Barbara62

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Da gibt es Einiges, was es nicht hätte geben sollen. Im Gegensatz zu anderen in dieser Runde, werde ich mit diesem Roman nicht warm.. Manch sprachliche Eigenwilligkeit ist ein Grund dafür: "Trauer, die Augen wie Kajal umrandet" - hat mich z. B. in die Knie gezwungen.
Es gibt aber auch sehr schöne Metaphern, beispielsweise die Trauer, die sich wie ein Schal um die Mutter legt.
 

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Ich finde die Familie völlig normal - für Adel zu dieser Zeit eben. Sie leben in einer Welt, die es nicht mehr gibt, machen einfach weiter. Und genau das gefällt mir. Das erzählt Price wunderbar.

Einerseits. Aber andererseits sind sie nicht "normal". Sie reden nicht miteinander. Sie haben Fürchterliches erlebt, aber das wird nicht aufgearbeitet, jeder hat einen Fluchtmechanismus entwickelt und sie kümmern sich um nichts wirklich. Ihre Beziehungen sind hohl ... und seltsam. Die drei Cousins in ihrer Burg, keiner verheiratet, nirgendwo ein normales Familienleben. Normales Familienleben müssen sie sich ausborgen.
 

Literaturhexle

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Aber Renie, diesen zweiten Teil empfand ich auch als sehr zäh. Ein paar schöne Metaphern ersetzen keine interessante Handlung. Im dritten Teil wechseln zwar auch die Ebenen, aber es ist wieder fesselnder.
 
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kingofmusic

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Einerseits. Aber andererseits sind sie nicht "normal". Sie reden nicht miteinander. Sie haben Fürchterliches erlebt, aber das wird nicht aufgearbeitet, jeder hat einen Fluchtmechanismus entwickelt und sie kümmern sich um nichts wirklich. Ihre Beziehungen sind hohl ... und seltsam. Die drei Cousins in ihrer Burg, keiner verheiratet, nirgendwo ein normales Familienleben. Normales Familienleben müssen sie sich ausborgen.
Das mit dem "nicht miteinander reden" hatten wir doch auch bei Frau Romagnolo; scheint unter reichen Familien Standard zu sein :D.