Rezension Rezension (3/5*) zu Der letzte Satz: Roman von Robert Seethaler.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.868
7.757
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Buchinformationen und Rezensionen zu Der letzte Satz: Roman von Robert Seethaler
Kaufen >
Seine letzte Reise...

An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
"Der letzte Satz" ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

Melancholie - das ist das Wort, das mir gleich zu Beginn des kurzen Romans in den Sinn kam. Und dieses Wort blieb bei mir bis zum Ende. Ein alter Mann am Ende seines Lebens, auf dem Deck eines Schiffes. Um ihn herum das weite Meer und der Himmel - und der Schiffsjunge, der den Auftrag hat, ihn zu umsorgen. Denn Gustav Mahler wartet weniger auf das Ziel der Reise: Europa, sondern viel mehr auf den nun nahen Tod.

Er überlässt sich seinen Gedanken und Erinnerungen, wehmütig meist. Und durch die Rückblicke in die Vergangenheit schält sich in groben Zügen das Leben des alten Mannes heraus - das Leben eines berühmten Dirigenten und Komponisten: Gustav Mahler (7.7.1860 - 18.5.1911). Ein strenger Dirigent, der das äußerste von seinen Musikern forderte, ein von der Musik Besessener.

Aber auch ein Mann, der die Ruhe brauchte wie die Luft zum Atmen, lange Wanderungen unternahm, sich wohlfühlte in der Natur. Und ein Mensch, der einst seine große Liebe gefunden hat, doch der mit dem Tod seiner kleinen Tochter einen großen Verlust erlitt und dem seine Frau allmählich entglitt, weil die Musik den Mittelpunkt seines Lebens darstellte.

Ein akribischer, fleißiger, bis über alle Grenzen hinaus gehender, zur Perfektion getriebener Musiker - aber auch ein am Leben Gescheiterter, der am Ende nicht versteht, weshalb er alle um sich her verloren hat, einsam ist und verzagt. So jedenfalls zeichnet Robert Seethaler den österreichischen Komponisten - ein Abriss in Moll...

Wird die Kürze des Romans einem ganzen Leben gerecht? Seethaler hat mit seiner komprimierten Darstellung ein schemenhaftes Bild geschaffen, bei dem die melancholische Grundstimmung Satz für Satz in den Leser tröpfelt. Die Vita Gustav Mahlers allerdings bleibt dabei doch sehr fragmentarsich, die Person selbst sehr oberflächlich skizziert und wenig greifbar.

Für mich ein düsterer Leseeinruck, der mir insgesamt zu sehr an der Oberfläche blieb. Bilder einzelner Lebensstationen Gustav Mahlers tauchten vor meinem inneren Auge auf, doch als Person bekam ich den berühmten Komponisten leider nicht zu fassen...


© Parden

 
  • Hilfreiche Rezension
Reaktionen: kingofmusic

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.582
11.184
49
München
der mir insgesamt zu sehr an der Oberfläche blieb. Bilder einzelner Lebensstationen Gustav Mahlers tauchten vor meinem inneren Auge auf, doch als Person bekam ich den berühmten Komponisten leider nicht zu fassen...
Deinen Eindruck kann ich leider nur bestätigen. Mir gefallen andere Romane von #robert seethaler deutlich besser.
 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum