Karl Ove Knausgard: Sterben

Tiram

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4. November 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Sterben: Roman (Das autobiographische Projekt 1) von Karl Ove Knausgård
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Was hatte ich mich damals auf dieses Buch gefreut. Und was hat es für Vorschusslorbeeren erhalten.

Die ersten Seiten sind mir schon stark unter die Haut gegangen. Knausgard schreibt dort vom Tod. Dass es vielleicht verschiedene Arten von Tod gibt, da wir auf verschiedene Weisen mit dem Tod umgehen.
Da ist der Tod, von dem wir täglich hören. Der in den Nachrichten seine kurzen Minuten hat und dann aus unserem Gedächtnis verschwunden ist. Und es gibt den Tod, der uns persönlich berührt. Den wir uns weit weg wünschen, den wir nicht sehen wollen.
Knausgard beschreibt seine Kindheit. Das Zusammenleben mit einem Vater, der keine Gefühle zulässt. Vor dem er sogar Angst hat. Ich kann das gut nachempfinden.
Schon die ersten Seiten und Kapitel zeigen, dass er sich uns total öffnet.

Allerdings ist die erste Euphorie nach ziemlich 200 Seiten vorüber. Die weitere Beschreibung seiner Kindheit und Jugend ist so etwas von banal. Gut, er nennt viele Dinge beim Namen, die andere Autoren vielleicht etwas umschreiben würden. Das macht es aber nicht interessanter und nicht spannender.

Karl Ove Knausgard erzählt nicht in chronologischer Folge. Das macht es ein wenig schwer, ihm zu folgen.
Jetzt, wo er über den Tod seines Vaters schreibt, wird das Buch wieder interessant. Das soll nicht sensationshungrig klingen. Aber das Thema Vater-Sohn-Konflikt war es doch, was mich auf das Buch neugierig gemacht hat. Der Vater hat sich regelrecht zu Tode gesoffen. Und in welchem Zustand die beiden Söhne das Haus der Großmutter vorgefunden haben, bei der der Vater sich einquartiert hatte, ist grauenhaft.
Die Eindringlichkeit, mit der er darüber schreibt und wie er die Dinge beim Namen nennt, lässt mich schaudern und das Buch erst einmal abbrechen.

Bis heute habe ich es nicht wieder zur Hand genommen.