Rezension Rezension (3/5*) zu Die Erfindung des Countdowns: Roman von Daniel Mellem.

Yolande

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13. Februar 2020
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Erfindung des Countdowns: Roman von Mellem, Daniel
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Der Traum von der Mondrakete


Inhalt (Klappentext):

Nach dem Ersten Weltkrieg bricht das Zeitalter der Utopien an.

1920 zieht es den jungen Hermann Oberth von Siebenbürgen nach Göttingen, um Physik zu studieren - die spannendste Wissenschaft der Zeit. Hermann will den Menschheitstraum von der Mondrakete verwirklichen. Als der Durchbruch nah ist, weisen seine Professoren ihn ab.

Seine lebenslustige Frau Tilla versucht, einen gemeinsamen Alltag als Familie zu ermöglichen, als doch jemand an Hermanns Forschung glaubt: Wernher von Braun, Mitglied der SS. Doch statt der Mondrakete soll Hermann die V2 mitentwickeln, eine »Vergeltungswaffe« für die Nazis. Seine Kinder Ilse und Julius verliert er an den Krieg. Und so stellt sich ihm und auch Tilla mit voller Wucht die Frage nach der eigenen Verantwortung für die Geschichte.

Meine Meinung:

Ich hatte vorher noch nie von Hermann Oberth gehört. Deutsche Raketenforschung ist für mich mit dem Namen Wernher von Braun verbunden und es war interessant zu erfahren, dass Oberth sozusagen ein Lehrer und Vorbild von Brauns war. Dass Buch hat mir ganz gut gefallen. Der Schreibstil ist sachlich, die Geschichte chronologisch aufgebaut, allerdings mit einigen größeren Zeitsprüngen. Wissenschaftliche und technische Begriffe und Vorgänge sind, mit wenigen Ausnahmen, auch für Laien gut verständlich erklärt. Sehr schwer getan habe ich mich mit dem Charakter des Hermann Oberth. Daniel Mellem beschreibt ihn als sturen, besserwisserischen und empathielosen Menschen. Aus dem Kind, das mit großem Forschergeist seinen Traum einer Mondrakete verfolgt, wird ein getriebener Mensch, der alles diesem Ziel unterordnet. Die Rakete wird zum Lebensinhalt. Durch seine Herkunft aus Siebenbürgen, das nach dem 1. Weltkrieg plötzlich zu Rumänien gehörte, wurde er als Deutscher 2. Klasse behandelt, was ihn extrem nationalistisch machte. Die Gräuel und Schrecken des Krieges, die er als junger Soldat erlebte, sorgten paradoxerweise dafür, dass er seine Rakete als friedensstiftende Waffe ansah. Ein Lichtblick und sympathischer Gegenpol war für mich Oberths Ehefrau Tilla. Mit ihrer pragmatischen Art sorgte sie für die gemeinsamen 4 Kinder und organisierte das Alltagsleben. Sie versuchte positiven Einfluss auf die manchmal radikalen Ansichten ihres Mannes zu nehmen, konnte aber nicht verhindern, dass er sich seiner Familie mehr und mehr entfremdete.

Fazit:

Die Lebensgeschichte eines, außer in Fachkreisen, vergessenen Wissenschaftlers, der menschlich wohl erhebliche Defizite aufwies.


 

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