Rezension Rezension (5/5*) zu GOTT: Ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach.

RuLeka

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30. Januar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu GOTT: Ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach
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Ein Thema, das jeden angeht

Schon in „ Terror“, dem ersten Theaterstück von Ferdinand von Schirach, ging es um ein ethisch brisantes Thema. Und auch dort war das Publikum aufgerufen, am Ende selbst einen Richtspruch abzugeben. Genau nach dem gleichen Schema verläuft es hier. „ Gott“ ist wieder ein Theaterstück, das wie ein Gerichtsverfahren abläuft. Verhandelt wird der Fall Richard Gärtner. Er möchte die Herausgabe eines tödlichen Medikaments einklagen. Richard Gärtner ist zwar schon 78 Jahre alt, aber noch bei guter Gesundheit. Trotzdem möchte er nicht mehr weiterleben, weil seine Frau, mit der er 42 Jahre verheiratet war, gestorben ist. Ein Leben ohne sie erscheint ihm sinnlos. Seine Ärztin weigert sich aber, ihm beim Suizid zu helfen und nun wird die Sache vor dem Ethikrat verhandelt. Die rechtliche Frage ist seit einem kürzlich erlassenen Urteil des Bundesverfassungsgerichts geklärt; offen bleibt die ethische Frage. Darüber streiten nun verschiedene Sachverständige: ein Vertreter des Rechts, ein medizinischer Sachverständiger und ein Bischof, Mitglied der Glaubenskommission der Dt. Bischofskonferenz. Alle tragen ihre Gegenargumente vor, auf die Herr Gärtner und v.a. sein Anwalt antworten. Dabei wird das Thema aus verschiedenen Positionen betrachtet. Manche Argumente kennt man, aber es kommen auch Aspekte zur Sprache, die man nicht gleich im Blickfeld hat. Z.B. Verändert sich eine Gesellschaft, die aktive Sterbehilfe praktiziert ? Wird der emotionale Druck auf alte Menschen groß, ihrem Leben ein Ende zu setzen, da sie nur noch ein Kostenfaktor sind ? Wie stark belastet ein Suizid Angehörige und nahe Freunde? Ist somit nicht jeder Suizidant rücksichts - und verantwortungslos diesen Menschen gegenüber? Besondere Brisanz erhält der verhandelnde Fall, da Herr Gärtner nicht todkrank ist , sondern einfach des Lebens müde. Wie bewertet man dann einen Fall, wenn ein junger Mensch aufgrund belastender Erlebnisse sterben will? Am Ende geht es um die Frage: „ Wem gehört unser Leben?...Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?“ Dies muss jeder Leser, jeder Zuschauer selbst beantworten. Das Buch war für mich noch interessanter als „ Terror“, denn es behandelt ein Thema, das jeden Einzelnen von uns betrifft. Die Frage, „ Wie möchte ich sterben“, hat sich sicher jeder schon gestellt. Das Stück wühlt auf, polarisiert bestimmt auch. Auf jeden Fall fordert es die Auseinandersetzung , unbedingt im Gespräch mit anderen. Die Personen im Stück sind natürlich reine Thesenträger, keine psychologisch ausgefeilte Figuren. Das ist in diesem Fall kein Manko. Ferdinand von Schirach hat mit „ Gott“ wieder ein Buch/ Theaterstück vorgelegt, das ich jedem