Thema "Herzfaden" von Thomas Hettche

Literaturhexle

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Ist das nicht irre, wie viel man da findet, wenn man sucht?
Unbedingt! Ich freue mich, dass ihr hier noch mitmacht, obwohl das Buch schon eine Weile her ist :)
Posting mit Doppelzitat, de
Ich verstehe nicht, warum sich die Leute davor fürchten. Ist soch ganz einfach und wirkt auf den Lesenden nicht so unterbrochen;)
Aber soooo frustriert, dass sie sterben wollen könnte, war sie nicht, oder?
Nee. Das glaube ich nicht. Sie ist aus meiner Sicht einfach abgehauen, um Papi zu ärgern. Dann wurde sie eines Besseren belehrt, dass Puppen nicht ganz ohne sind :D
 

RuLeka

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Beim Gespräch mit den bekanntesten Figuren der Augsburger Puppenkiste fällt dem Mädchen auf, dass alle drei, das Urmel, Jim Knopf und Kalle Wirsch, keinen Vater haben. Das passt auch in die Zeit; nach dem Krieg wuchsen viele Kinder ohne Väter auf und es passt natürlich auch heute wieder. Das namenlose Mädchen lebt ja auch meistens bei der Mutter und ist nur an Wochenenden mal beim Vater.
 

Literaturhexle

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nach dem Krieg wuchsen viele Kinder ohne Väter auf und es passt natürlich auch heute wieder.
Sehr schön beobachtet! Eigentlich traurig, dass sich die Bilder aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen angleichen (wobei Tod natürlich etwas anderes ist als eine Trennung). Für das Mädchen wird es aber bestimmt einen Trost bedeuten: Anderen (Helden) erging es ebenso.
Wahrscheinlich würde man noch viele kleine Dinge finden, wenn man das Buch durchblättert;)
 
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Barbara62

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Barbara62

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Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch die fantastische Ebene. Der Roman nimmt das Trauma der Menschen nach dem Krieg auf. Hettche schafft es, die Atmosphäre sehr glaubwürdig rüberzubringen.
Es zeigt sich auch hier, dass mancher Nazi wieder sehr gut hat Fuß fassen können. Das kann man nicht glauben!

So richtig buchpreiswürdig kommt mir der Roman allerdings nicht vor. Ich hätte mir dafür noch ein bisschen mehr gewünscht. Allerdings kenne ich ja nur den Seethaler von der Longlist und der war auch kein Sieger...
Ich argumentiere jetzt mal als Buchhändlerin. Mir hat "Herzfaden" einerseits sehr gut gefallen, andererseits ist es ein wunderbar einfach zu verkaufendes Buch, mit dem der gebeutelte Handel im Weihnachtsgeschäft sehr gute Umsätze machen könnte. Es ist ein Roman, den man altersmäßig an alle ab 16 verkaufen kann - außer vielleicht an ganz Intellektuelle. Aber davon gibt es nicht soooo viele. Als Petra Hartlieb - im letzten Jahr Mitglied der Jury und Buchhändlerin - 2019 so argumentiert hat, wurde sie sehr gescholten, aber ich bin genau ihrer Meinung. Das Verkaufsargument sollte nicht ausschlaggebend sein, aber es sollte eine Rolle spielen. Viele Jahre habe ich erlebt, wie Kunden in die Buchhandlung kamen und den Preisträger einfach mal sehen wollten, aber bloß nicht kaufen... Natürlich wird sich "Herzfaden" auch ohne Auszeichnung gut verkaufen, aber mit der medialen Aufmerksamkeit eben noch deutlich besser.
 
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Literaturhexle

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Natürlich wird sich "Herzfaden" auch ohne Auszeichnung gut verkaufen, aber mit der medialen Aufmerksamkeit eben noch deutlich besser.
Da bin ich deutlich bei dir: der Buchpreisträger darf ein breites Publikum bedienen und auch für das Buch als solches werben.
Archipel samt seiner Autorin war viel zu verkopft. Das konnte nur eine Minderheit kaufen und verstehen.
Im Großen und Ganzen geht das für mich in Ordnung, wenn Hettche den Preis bekommt :)
 
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Barbara62

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Da bin ich deutlich bei dir: der Buchpreisträger darf ein breites Publikum bedienen und auch für das Buch als solches werben.
Archipel samt seiner Autorin war viel zu verkopft. Das konnte nur eine Minderheit kaufen und verstehen.
Im Großen und Ganzen geht das für mich in Ordnung, wenn Hettche den Preis bekommt :)
Danke, ich dachte schon, ich werde für diesen Beitrag gesteinigt... ;)
 
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RuLeka

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Ich argumentiere jetzt mal als Buchhändlerin. Mir hat "Herzfaden" einerseits sehr gut gefallen, andererseits ist es ein wunderbar einfach zu verkaufendes Buch, mit dem der gebeutelte Handel im Weihnachtsgeschäft sehr gute Umsätze machen könnte. Es ist ein Roman, den man altersmäßig an alle ab 16 verkaufen kann - außer vielleicht an ganz Intellektuelle. Aber davon gibt es nicht soooo viele. Als Petra Hartlieb - im letzten Jahr Mitglied der Jury und Buchhändlerin - 2019 so argumentiert hat, wurde sie sehr gescholten, aber ich bin genau ihrer Meinung. Das Verkaufsargument sollte nicht ausschlaggebend sein, aber es sollte eine Rolle spielen. Viele Jahre habe ich erlebt, wie Kunden in die Buchhandlung kamen und den Preisträger einfach mal sehen wollten, aber bloß nicht kaufen... Natürlich wird sich "Herzfaden" auch ohne Auszeichnung gut verkaufen, aber mit der medialen Aufmerksamkeit eben noch deutlich besser.
Ich bin kein Buchhändler, aber ich stimme Dir voll zu. Beim Deutschen Buchpreis darf das gern ein Argument sein. Schriftsteller schreiben nicht in erster Linie für Kritiker, sondern für Leser. Und wenn man bestrebt ist, dass immer mehr Menschen lesen, sollte man sie nicht vergraulen mit Büchern, die nur eine bestimmte Elite ansprechen. Natürlich muss die literarische Qualität eine Rolle spielen. Aber das sollte ein Buch haben, das auf die Longlist kommt.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Jetzt krame ich das wieder an die Oberfläche und habe durch eure klugen Beiträge nachträglich noch ein wenig mehr vom "Herzfaden" verstanden als zuvor. Insbesondere im Hinblick auf das größer und kleiner werdende Kasperl.

Zudem war auch ich überrascht, wie oberflächlich "leicht lesbar" der Roman für einen Buchpreis-Anwärter war - auch wenn er in der Tiefe viel mehr bereithält...