Rezension (4/5*) zu Die Tigerfrau von Téa Obreht

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Gast

Inhalt:
Die junge Ärztin Natalia arbeitet als Ärztin in einem Waisenhaus auf dem Balkan, als sie von dem Tod ihres Großvaters erfährt, zu dem sie eine innige Beziehung pflegte. Er starb auf Reisen, weit entfernt von daheim in einem Krankenhaus in Zdrevkow.
Eine ihrer frühesten Kindheitserinnerung an den Großvater ist der regelmäßige gemeinsame Spaziergang zum Zoo. Den Tiger haben sie immer besucht. Doch mit 13 Jahren wurde ihr dieser Spaziergang lästig; anderes, wie Musik von Johnny Cash und Bob Dylan hören, ist in den Vordergrund gerückt. Bei Kriegsausbruch wurde der Zoo geschlossen und somit fand ein Kindheitsritual sein Ende.
Natalia begibt sich auf Spurensuche und erinnert sich an zwei Geschichten, die man kennen muss, um ihren Großvater zu verstehen. In diesen Geschichten kommen zwei mysteriöse Gestalten vor: die taubstumme Tigerfrau, die in seinem Heimatdorf lebte und der Mann, der nicht sterben kann.
Ihm begegnete der Großvater mehrfach im Leben. Gavran Gailé, so heißt der Unsterbliche, hat eine Aufgabe: er kündigt den Menschen ihren baldigen Tod an. Natalias Großvater glaubt nicht an Gavrans Unsterblichkeit; dieser will es ihm beweisen und bietet eine Wette an. Als Pfand muss der Großvater sein Dschungelbuch, das ihm viel bedeutet, anbieten.
Natalia werden die mythischen Geschichten immer vertrauter, in denen die Liebe und der Tod thematisiert werden. Aberglaube spielt ebenfalls eine Rolle in diesem Roman.

Meinung:
Der Roman "Die Tigerfrau" ist angefüllt mit wunderbaren Szenen, die auch surreale Momente beinhalten. So begegnen z.B. der Großvater und Natalia eines Tages einem Elefanten auf der Straße.
Die Geschichte verfolgt keine lineare Handlung, sondern wechselt die Zeit- und Erzählebene. Die Geschichten sind ineinander verschachtelt. Erzählt wird aus Natalias Perspektive. Nur wenn der Großvater eine Geschichte erzählt, wechselt die Erzählperspektive. Eingeführt wird die Geschichte durch einen kursiven Satz.
Allen Charakteren versucht die Autorin gerecht zu werden und deren Handlungsweisen zu erklären. So wird z.B. die Geschichte von Luka erzählt, um sein späteres Verhalten gegenüber seiner Ehefrau zu erklären. Das Leben ist kompliziert, Verhalten und Denken der Menschen nicht geradlinig; Dorfklatsch kann einen Menschen schnell zu einem Außenseiter abstempeln und Aberglaube kann das Denken und Handeln der Menschen beeinflussen. Der Tod scheint ein durchgängiges Thema zu sein.

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Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 
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