Prix Goncourt 2019 – der Nummer-1-Bestseller aus Frankreich
Warum sitzt ein unauffälliger Mensch wie Paul Hansen im baufälligen Gefängnis von Montréal? Der in Frankreich aufgewachsene Sohn eines dänischen Pastors und einer Kinobesitzerin hatte schon einiges hinter sich, bevor er seine Berufung als Hausmeister in einer exklusiven Wohnanlage in Kanada fand. Ein Vierteljahrhundert lang lief alles rund – die Heizungsanlage ebenso wie die Kommunikation, bis Paul eines Tages die Sicherung durchbrennt. Nun erträgt er mit stoischer Ruhe seinen Zellengenossen Patrick, einen Hells-Angels-Biker, der sich jedoch von einer Maus ins Bockshorn jagen lässt. Paul hat viel Zeit zum Nachdenken – Zeit für tragikomische Lebenslektionen und unerwartetes Glück.Kaufen
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Der Roman „Jeder von uns bewohnt die Welt auf seine Weise“ von Jean-Paul Dubois gestaltet eine Handlung, in der ein „guter“ Mensch sich zu einer „bösen“ Tat gedrängt sieht und dadurch in einer Gefängniszelle landet, einem Ort, der so gar nicht zu ihm passt. Dort lernen wir den Helden Paul kennen, wie er sich bemüht mit dieser Situation und insbesondere mit seinem Zellennachbarn klar zu kommen. Von Beginn an stellt sich der Leser die das Buch entscheidende Frage: Wie konnte dieser Mensch nur hierher gelangen? Da muss einiges passiert sein, um dieses Resultat zu erreichen. Und der Leser ist gespannt auf die Auflösung. Denn: Die Fallhöhe ist sehr groß und kann nur durch eine bestechende Begründung irgendwie erklärbar gemacht werden. Diese Spannung trägt dann über weite Strecken die Begeisterung an dem Buch, die auch unterstützt wird durch eine Reihe von interessanten Figuren und Konstellationen, die man auf dem Lebensweg von Paul mitbekommt.
Der Autor schildert im Verlaufe des Romans dann immer wieder die bizarre Gefängniszellensituation im Wechsel mit einer Darstellung von Pauls Leben. Für Letzteres nimmt er sich sehr viel Zeit und schildert die Familiengeschichte, in der vor allem sein Vater, ein scheiternder Priester, eine große Rolle einnimmt. Der Vater, Pauls Frau und Pauls Hund sind es auch, die ihn im Gefängnis immer wieder mit seinem alten Leben in Verbindung bringen, wenn sie ihm als Geister erscheinen und Gesellschaft leisten. Paul zeigt sich in seinem Leben immer wieder als Figur, die von tiefer Menschlichkeit, Solidarität und Güte angetrieben wird. Aber trotzdem oder gerade deshalb: Paul hat es nicht immer leicht im Leben und er braucht sehr lange Umwege, um dann endlich an einen Ort zu gelangen, an dem er sich heimisch und zu Hause fühlt. Bis dahin hat er Orte wie Südfrankreich und Norddänemark – die Heimatorte seiner Eltern – hinter sich gelassen und das französischsprachige Kanada als Lebensort entdeckt. Hier findet er endlich so etwas wie eine „Heimstatt“. Das liegt sicher auch daran, dass er diesen Ort – ein großer Wohnkomplex, in dem er als so etwas wie ein Hausmeister arbeitet – mit seiner geliebten Frau und seinem Hund teilen kann. Doch seine Frau stirbt bei einem Flugzeugabsturz und der ihm heimatliche Ort, an dem ihm viele Menschen gut gesinnt sind, wird ihm von einem Mobbing betreibenden Chef verleidet und er wird daraus vertrieben. Und an dieser Stelle kommt es dann zu einer Affekthandlung, die Grund für seinen Gefängnisaufenthalt ist.
Mich konnte diese Begründung für den Fall des so ungeheuer menschlich gezeichneten Paul leider nicht überzeugen. Die Situation kann für mich nicht Pauls Fall in Gewalttätigkeit und Unmenschlichkeit begründen. Ich hätte von ihm andere Reaktionen auf die erlebten Ungerechtigkeiten erwartet und so funktionierte für mich der Roman in seinem ganzen Aufbau einfach nicht. Mit viel Begeisterung begann ich den Roman und hatte zwischendurch auch immer wieder große Freuden an dem Gelesenen, am Ende aber bleibt eine große Enttäuschung und es klafft eine Lücke in der Antwort auf die so grandios gestellte Frage: Wie konnte Paul in diese Situation geraten? Eine große und schriftstellerisch grandios gestaltete Frage wird mit einer eher kleinkrämerischen und enttäuschenden Antwort gepaart. Für mich bleiben deshalb nur 3 knappe Sterne für diesen Roman zu vergeben.
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