Rezension Rezension (5/5*) zu Der erste König: Historischer Roman von Sabrina Qunaj.

nicigirl85

Aktives Mitglied
6. Februar 2018
432
156
29
38
nicigirl85.blogspot.de
Herz oder Krone?

Ich habe bis jetzt jeden historischen Roman der Autorin gelesen und war immer sehr angetan, weshalb ich mich sehr auf das Erscheinen dieses Romans gefreut habe. Gespannt begann ich die fast 900 Seiten zu lesen.

In der Geschichte geht es um Offa, der sich nach dem Tod des Königs in einer Rolle wiederfindet, die vielleicht ein Kaliber zu groß ist. Doch das Leben fordert jeden irgendwann einmal. Wird ihm das Schicksal hold sein? Und was soll er mit dieser jungen Frau anfangen, die plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und ihm den Verstand zu rauben scheint?

Bevor es mit der Lektüre losgeht, bekommt der interessierte Leser Karten, Stammbäume und ein Personenregister, welche beim Lesen alle sehr helfen, um sich orientieren zu können. Bei solch umfangreichen Geschichten ist mir das immer sehr wichtig.

Der Roman beschreibt den Werdegang des ersten Angelsachsens, der König von England war, weshalb der gewählte Titel nicht besser passen könnte.

Zunächst lernt man Offa kennen. Ich mochte ihn, weil er mutig, aber gleichzeitig rücksichtsvoll seinen Kameraden gegenüber ist. Nie handelt er leichtsinnig, sondern stets bedacht und zum Wohl aller, was mich sehr beeindruckt hat, da er bereits sehr jung seinem Vater folgt. Im Verlauf der Geschichte spürt man dann immer mehr die Strenge, die so eine Rolle als König mit sich bringt, aber ungerecht ist er nie, manchmal fast etwas zu gutmütig, was ich an ihm mochte.

Hilda ist eine tragische Figur, die man gleichzeitig liebt und hasst. Ihr Schicksal ist wirklich hart und tat beim Lesen an manchen Stellen einem in der Seele weh, aber jeder ist seines Glückes Schmied und muss sehen, ob er ein guter oder schlechter Mensch sein will. Ihre Intrigen haben es in sich.

Am meisten berührt hat mich Drida, zumal ich mich am besten mit ihr identifizieren konnte. Sie hat wirklich keine leichte Rolle, steht sie doch immer zwischen den Stühlen. Ich mochte ihren Mut und ihren festen Willen. Ebenfalls klasse ihre Wölfin Luna, die sie begleitet. Das hatte fast einen Hauch von "Game of Thrones".

Ansonsten gelingt es der Autorin wieder richtig gut Zeitgeschichte und Liebe harmonisch zu verbinden. Beim Lesen bekommt man das Leben im 8. Jahrhundert hautnah mit, kann sich die walisischen und englischen Landschaften gut vorstellen und zwischen einzelnen Protagonisten knistert es.

Bedrückend lasen sich zudem auch die Schlachten und die teils ausweglosen Situationen, in denen sich die Krieger befanden. Und ich habe auch wieder was dazu gelernt, denn von Offa hatte ich zuvor noch nie etwas gehört.

Für mich wieder ein seitenstarker Roman, der sich las als wäre er nur halb so dick und eigentlich will man als Leser, dass es ewig so weitergeht.

Fazit: Abtauchen ins Mittelalter geht hiermit perfekt, daher kann ich nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Klasse!