3. Leseabschnitt: Kapitel 9 bis Kapitel 12 (S. 143 bis S. 207)

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Auch wenn mir die Geschichte und ihr Held immer noch sehr gut gefallen, häufen sich für mich die Stellen, wo ich denke: das klingt nicht stimmig, würde jemand wie Kalmann das wirklich so sagen bzw. denken?

Der Großvater ist sehr gut darin, Kalmann Dinge mit praktischen Beispielen und Vergleichen zu erklären, aber bezüglich der Quotenspekulation fand ich Kalmanns Gedanken doch etwas zu erzwungen. Auch seine Schlussfolgerung an anderer Stelle, dass Drogensucht nichts mit Nationalität zu tun hat, wirkt zwar sehr löblich, aber für mich etwas aufgesetzt.

Aber genug gejammert! Es gibt auch viele wirklich kostbare, wunderbar geschriebene Stellen, und Kalmann ist immer noch ein großartiger Charakter.

Er geht toll um mit den Wutausbrüchen seines Großvaters. Vielleicht, weil er ja manchmal auch Wutausbrüche hat, die er nur schwer kontrollieren kann? Ich fand auch sehr stimmig, dass der Gammelhai den eigentlichen Großvater, wie er vor seiner Demenz oder vor dem Alzheimer war, ans Licht holt. Gerüche lösen Erinnerungen aus, und so wie der Gammelhai stinkt...

Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Ich hatte ja schon fast befürchtet, dass mit Magga was passiert und Kalmann dann in Verdacht gerät! Er findet die Blutlache, er war der Letzte, der Magga lebend gesehen hat... Versucht jemand, ihm da was anzuhängen?

Noi zeigt mehr und mehr, dass er eigentlich ein recht unangenehmer Mensch ist. Seine Ansichten sind sexistisch und intolerant. Erstaunlich, dass er mit Kalmann befreundet ist!
 

SuPro

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28. Oktober 2019
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Ich finde es sehr interessant, jetzt mehr über Kalmanns Mutter und auch über seinen Vater, den Amerikaner zu erfahren., den er mit neun kennengelernt hat.

Jetzt wissen wir um den Grund seiner „Verkleidung“ (...völlig nachvollziehbar! Das passt z. B. punktgenau zu der Struktur eines geistig retardierten Menschen!) und jetzt wandelt sich auch mein Bild von seiner Mutter.
Es war bisher noch sehr blass. Ich dachte, sie wäre eine Frau, die ihren Sohn letztlich aus Desinteresse oder Abneigung verlassen hat. Die rund um die Uhr gearbeitet hatte, als er klein war und die auch kein großartiges Interesse an ihrem Sohn hatte.
Weil sie von dessen leiblichen Vater verlassen worden und weil er behindert war.

Aber jetzt lerne ich eine durchaus empathische, fleißige und auch verantwortungsvolle und besorgte Mutter kennen.

Eine Mutter, die durchaus zur Stelle ist, wenn die gebraucht wird. Das freut mich für Kalmann.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Aber jetzt lerne ich eine durchaus empathische, fleißige und auch verantwortungsvolle und besorgte Mutter kennen.

Eine Mutter, die durchaus zur Stelle ist, wenn die gebraucht wird. Das freut mich für Kalmann.

Oh ja, die Mutter hat mich auch positiv überrascht! Weil es ja irgendwo mal hieß, sie habe ihn eigentlich nach seiner Geburt ins Heim geben wollen, dachte ich, sie würde ihn wegen seiner Behinderung ablehnen.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Ich finde diesen Leseabschnitt auch sehr erhellend, wir erfahren viel über die Familie Kalmanns. Seine Mutter hatte ich als unsympathisch abgespeichert, aber jetzt zeigt sich, dass sie sich um Kalmann sorgt. Ihre Reaktion gegenüber Birna hat mir beeindruckt und sie hat mit ihrer Kritik vollkommen Recht.
Ich fand die Erklärungen zur Quote eigentlich einleuchtend - didaktisch reduziert ;)
Schade finde ich, dass Kalmann Nói Irin seinem Weltbild unterstützt, statt ihm das Beispiel seiner Mutter vor Augen zuführen.
Wie ihr bereits geschrieben hat, erklärt sich jetzt auch Kalmanns Outfit, das ist wirklich schlüssig. Gegenüber Sæmindur äußert er, dass er die Geschichte des Eisbären selbst nicht glaubt. Was sollen wir jetzt glauben und was bedeutet der Satz auf dem Buchrücken - weiterlesen :D.
Dass Nói krank ist und deshalb zuhause ist, wird auch aufgedeckt:
„weil er wegen seiner Krankheit den ganzen Tag in seinem Zimmer hocken musste“ (206) - sympathisch finde ich ihn nicht, vor allem seine Reaktion zu Maggas Tod ist inadäquat.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Die Mutter hat mich auch beeindruckt. Es ist nicht wenig, was auf ihr lastet. Anscheinend war der Vater früher Alkoholiker, war dann sicher auch nicht immer leicht für die Familie. Dann bekommt sie ein Kind von einem verheirateten Mann, der hier nur stationiert ist ( also wieder gehen wird). Und nach der Geburt stellt sich heraus, dass ihr Kind einen Schaden davongetragen hat. Da ist es verständlich, wenn sie die Unterbringung in einem Heim in Erwägung zieht. Sie muss ja als alleinstehende Mutter arbeiten gehen und vielleicht dachte sie auch, ihr Kind erhält dort die richtige Förderung.
Und nun fährt sie regelmäßig zu ihrem Sohn, bringt die Wohnung in Ordnung, kümmert sich um die Wäsche usw. Es wäre leichter für sie, wenn Kallmann in der Stadt in einer Wohngemeinschaft untergebracht wäre. Aber sie sieht auch, dass er hier im Ort gut integriert ist .
Kallmann schätzt das, was seine Mutter leistet. Das kommt im Gespräch mit Noi heraus, als dieser erzählt, wie der Koch über Frauen lästert.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Bei jedem Besuch scheint der Großvater mehr in seiner Demenz zu versinken. Nur der Geruch des Gammelhais hat ihn dieses Mal aus dem Vergessen geholt. Man sagt ja, dass Sinneseindrücke dabei helfen und Gammelhai spricht den Geruchssinn ganz gewaltig an;)

Erstaunt war ich über Kalmanns Mutter. Die ersten beiden Abschnitte hatte ich den Eindruck, dass nur eine kleine Rolle in Kalmanns Leben spielt, aber das stimmt nicht. Sie kommt regelmäßig, kümmert sich um Kalmann und offensichtlich ist die Bindung stark.

Noi ist auch ein Außenseiter, krank, einsam - aber im Gegensatz zu Kalmann, der offen ist, ist er ein zynischer Mensch. Wie er über den Tod von Magga spricht, ist da bezeichnend. Mit seinen Sprüchen kann er wahrscheinlich nur noch Kalmann beeindrucken.

Schön fand ich die Szene auf dem Meer. Kalmann ist dann ganz bei sich, das ist sein Element.
 

Bibliomarie

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Es war bisher noch sehr blass. Ich dachte, sie wäre eine Frau, die ihren Sohn letztlich aus Desinteresse oder Abneigung verlassen hat. Die rund um die Uhr gearbeitet hatte, als er klein war und die auch kein großartiges Interesse an ihrem Sohn hatte.

Den Eindruck konnte man anfangs tatsächlich gewinnen, denn sie spielte kaum eine Rolle, deshalb war ich über ihre Fürsorge positiv überrascht.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Noi ist auch ein Außenseiter, krank, einsam - aber im Gegensatz zu Kalmann, der offen ist, ist er ein zynischer Mensch. Wie er
Noi wirkte zu Anfang auf mich wie ein junger Mensch, der sich nur mit Computerspielen befasst. Er scheint in der Tat einiges jünger zu sein als Kalmann. Doch die Erkenntnis, dass er krank ist, ändert bei mir nichts an der Tatsache, dass ich ihn nicht sympathisch finde. Er hat recht radikale Ansichten, gut das Kalmann sich zumindest von ihm nicht beeinflussen lässt.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die Szene auf dem Meer, als Kalmann sich selbst beschreibt, hat mir sehr gut gefallen. Er mag die Stille, erkennt für sich selbst, dass er dort anders ist. Kein Wunder, dort kann er er selbst sein, ohne das jemand über ihn urteilt. Durch diesen Rückzugsort hat der Großvater ihm sehr geholfen. Ich denke, dass Menschen wie er ihn fast noch dringender brauchen als wir.
Maggi ist am Gammelhai erstickt, das ist ja fast schon makaber......in meinem Kopf gingen schon wilde Spekulationen um, wie sich ihr Tod wohl mit dem verschwinden von Robert vereinbaren lassen.
Das wir mehr über die Umstände erfahren haben, wie Kalmanns Mutter sich verhält, hat auch mich positiv gestimmt. Verurteilen könnte ich es aber trotzdem nicht, wenn sie ihn tatsächlich in ein Heim gegeben hätte, denn dieser Entschluss wäre sicher gefasst worden, in dem Glauben das Beste für ihn und seine Entwicklung zu tun, und nicht zwecks einer Abschiebung, um es selbst leicht zu haben. Das der Großvater ihn so gut zu nehmen wusste, und dies früh erkannt hat, war eine glückliche Fügung für Kalmann
 

wal.li

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Für mich kam Kalmanns Mutter in diesem Abschnitt auch besser rüber als vorher. Ich hatte vermutet, sie hat erst alles dem Großvater überlassen und dann Magga, Mir war auch nicht klar, dass Kalmann einen Vormund braucht. Sein Einschränkung scheint doch etwas stärker zu sein.
Auch wenn Magga zu viel gequasselt hat, war sie wohl doch eine wichtige Bezugsperson. Ob sie wirklich einfach den Fisch in den falschen Hals gekriegt hat?
Beim Auftauchen von Noi war ich mir erst nicht sicher, ob er ein imaginärer Freund ist. Doch als klar wurde, dass er existiert, erinnerte er mich an eine Figur aus der Ohterland Reihe von Tad Williams. Der war im Leben schwer krank und konnte in einem online Game normal und stark sein. Deshalb war er mir nicht so unsympathisch. Ich glaube, es ist nicht bekannt, was Noi hat. Er sagte mal, er und Kalmann zusammen wären perfekt. Noi kommt mir so vor, als sei er wütend auf die Krankheit und möglicherweise hat er deshalb seltsame Ansichten. Das entschuldigt natürlich auch nicht alles.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Die Erklärungen zu Kalmann Mutter haben mir gut gefallen, ebenso die Szene auf dem Meer, aber die Szene im Krämerladen war für mich der Höhepunkt in diesem Leseabschnitt. Hier zeigt der Autor, wie gut er die Komik beherrscht. Einfach ganz großes Kino!

Ansonsten weiß ich noch nicht so recht, wozu Maggas Erstickungstod in der Geschichte dient.

Interessant, dass wir erst jetzt von den Alkoholproblemen des Großvaters erfahren. Ein "normaler" Dreiunddreißigjähriger hätte das doch vermutlich bei den ersten Worten über den Großvater einfließen lassen, aber für Kalmann war das gar nicht wichtig. Er hat den Großvater so genommen, wie er war - so wie der Großvater ihn mit seiner geistigen Behinderung bedingungslos angenommen hat.

Ich frage mich, warum Nadja sich so für die Seewetterprognose und die Schiffspositionen interessiert. Schmuggeln die Litauer? Lohnt es sich überhaupt, innerhalb der EU zu schmuggeln? Ich denke aber eher nicht, dass das etwas mit Róberts Tod zu tun haben.

Ich finde den Roman/Krimi sehr spannend und bezüglich des Lebens in Island sehr erhellend. Die einfachen Erklärungen des Großvaters, beispielsweise über Wirkung der Fangquotenregelungen, sind auch für Nicht-Behinderte wie mich hilfreich. ;)
 

Barbara62

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Mir war auch nicht klar, dass Kalmann einen Vormund braucht. Sein Einschränkung scheint doch etwas stärker zu sein.
Das hat mich tatsächlich auch überrascht. Aber wir erfahren das alles aus Kalmanns Sicht und er erzählt uns sicher nicht von allen seinen Defiziten. Vielmehr erfahren wir vor allem, was er kann, z.B. auf dem Meer bei schwierigen Verhältnissen mit dem GPS zu navigieren.
 

Sassenach123

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Ich frage mich, warum Nadja sich so für die Seewetterprognose und die Schiffspositionen interessiert. Schmuggeln die Litauer? Lohnt es sich überhaupt, innerhalb der EU zu schmuggeln?
Das hat mich auch stutzig gemacht...auf einmal ist Nadja nett zu Kalmann und fragt ihn über solche Dinge aus.....schon irgendwie verdächtig
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Verurteilen könnte ich es aber trotzdem nicht, wenn sie ihn tatsächlich in ein Heim gegeben hätte, denn dieser Entschluss wäre sicher gefasst worden, in dem Glauben das Beste für ihn und seine Entwicklung zu tun, und nicht zwecks einer Abschiebung, um es selbst leicht zu haben.

So, wie man sie jetzt in der Geschichte erlebt, kann ich mir auch nur vorstellen, dass sie ihn ins Heim gegeben hätte, weil sie sich selber nicht imstande sah, gut für ihn und seine Bedürfnisse zu sorgen. Ohne den Großvater hätte sie ja auch irgendwie Geld verdienen müssen und sich gleichzeitig um ein Kind kümmern, dass besondere Fürsorge braucht.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Doch als klar wurde, dass er existiert, erinnerte er mich an eine Figur aus der Ohterland Reihe von Tad Williams. Der war im Leben schwer krank und konnte in einem online Game normal und stark sein. Deshalb war er mir nicht so unsympathisch.

Oh, wirklich? Du denkst da an Orlando, oder? Also, den Zusammenhang, dass hier ein sehr kranker Jugendlicher online ein Held sein kann, sehe ich, aber Orlando war mir deutlich sympathischer als Noi.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich vermute, dass hinter Maggas Erstickungstod doch mehr steckt, als es den Anschein hat.

Kalmann kennt seinen Opa wahrscheinlich nur als Alkoholiker, das ist für ihn sicher einfach normal.
Ich denke auch, dass Nadja Hintergedanken dabei hat, Kalmann über diese Informatinoen auszuquetschen. Er freut sich natürlich, dass sie sich für etwas interessiert, was er weiß und was ihn interessiert.
 

Renie

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Noi zeigt mehr und mehr, dass er eigentlich ein recht unangenehmer Mensch ist. Seine Ansichten sind sexistisch und intolerant. Erstaunlich, dass er mit Kalmann befreundet ist!

Mit seinen Sprüchen kann er wahrscheinlich nur noch Kalmann beeindrucken.

Deshalb war er mir nicht so unsympathisch. Ich glaube, es ist nicht bekannt, was Noi hat. Er sagte mal, er und Kalmann zusammen wären perfekt. Noi kommt mir so vor, als sei er wütend auf die Krankheit und möglicherweise hat er deshalb seltsame Ansichten. Das entschuldigt natürlich auch nicht alles.

Nois Zockerei und Sprücheklopferei erinnern mich an mein Pubertier und seine Kumpel. Ich traue manchmal meinen Ohren nicht. Und wenn ich dann in das Zimmer meines Sprücheklopfers komme, wird immer ganz hektisch das Kabel aus seinem Mikro gerissen. Denn es könnte ja peinlich werden, wenn seine Kumpels hören, wie ich ihm "den Kopf wasche". Letztendlich handelt es sich bei diesen Sprüchen um Imponiergehabe. Man(n) will möglichst cool erscheinen. Also, große Klappe und nichts dahinter. Ich schätze, Noi hat keine Kumpel, die er beeindrucken kann. Da kommt ihm Kalmann gerade recht.