Rezension Rezension (4/5*) zu Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers: Thriller von Nadine Matheson.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Schauriges Puzzle


Vor drei Jahren wurde Detective Inspector Anjelica Henley von der Londoner Serial Crime Unit bei der Verhaftung des Serienmörders Peter Olivier von diesem schwer verletzt. Seither hat sich in ihrem Leben einiges verändert. Nach ihrer Genesung wurde sie Mutter und vor allem arbeitete sie nur mehr im Innendienst.
Doch als nun an mehreren Fundorten Leichenteile auftauchen, ist Henley wieder „auf der Straße“. Denn die Vorgehensweise ähnelt dem des Jigsaw Man, wie Olivier von der Presse genannt wurde.

Die britische Strafverteidigerin und Autorin Nadine Matheson ist in Deptford in Südwest-London aufgewachsen, dort wo die Schauplätze ihres Debüts Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers angesiedelt sind. Es ist ein grundsolider, spannender Thriller, den Matheson hier vorgelegt hat. Die Autorin versetzt uns mitten in die brutale Wirklichkeit des Polizeialltags und die schaurige Gedankenwelt eines bösartigen Mörders.

DI Anjelica Henley hat an vielen Fronten zu kämpfen. Nicht nur, dass sie den auszubildenden Detective Salim Ramouter zugeteilt bekommt, muss sie auch ihr Privatleben mit der zermürbenden beruflichen Aufgabe vereinbaren. Sie hat als Leiterin der Ermittlungen keinen „nine to five job“ mehr, wofür ihr Mann Rob kein Verständnis zeigt. Die aktuellen Ermittlungen zeigen starke Parallelen auf zu dem überführten Serienmörder, dem sie einige -physische und psychische - Narben zu verdanken hat. Ihre persönlichen Empfindungen muss sie, um zu funktionieren, hintenanstellen.

„Ihr Muskelgedächtnis hatte das Kommando übernommen, als sie am Tatort eingetroffen war. Beobachte die Umgebung. Achte auf Vertrautes und Unvertrautes. Behandle alles als Beweis. Entwickle ein Narrativ. Sichere und schütze. Nach außen wirkte sie ruhig und beherrscht, innerlich hatte sie jedoch das Gefühl, als würde ihr Herz gleich platzen, und ihr drehte sich der Magen um.“

Obwohl der Nachahmungstäter einen ähnlichen modus operandi zeigt wie der verurteilte Mörder Peter Olivier, sind seine Motive lange im Unklaren. Olivier hatte aus Rache getötet, doch was treibt den Copy Killer an, ebenfalls Rache? Oder die reine Lust am Töten?

„Das Einzige, was Henley im Augenblick mit Sicherheit wusste, war, dass ihr Killer berühmt werden wollte. Er wollte sich einen Namen machen, sich in den Schlagzeilen sehen. Am Ende des Tages war es genau das, was alle Serienmörder oder -vergewaltiger wollten. Alles, nur nicht anonym bleiben.“

Der Jigsaw Man ist im Grunde keine ganz neue Geschichte. Eine traumatisierte Ermittlerin, ein verurteilter Mörder in Sicherungsverwahrung, ein Nachahmungstäter. Doch Serienkiller kommen nie ganz außer Mode. Der vorliegende Thriller ist ein schauriges Puzzle. Und das nicht nur wegen der grausam zur Schau gestellten Leichenteile, sondern auch weil die Auflösung in kleinen Häppchen serviert wird.

Der Schluss lässt vermuten, dass auch die Autorin Nadine Matheson zur Serientäterin werden könnte, dann das Ende verlangt geradezu nach einer Fortsetzung.



 

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