Rezension Rezension (4/5*) zu Abschiedsfarben von Bernhard Schlink.

wal.li

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1. Mai 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Abschiedsfarben von Schlink, Bernhard
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Wie viele Formen der Abschiede gibt es? Wenn sich ein Lebensabschnitt dem Ende entgegen neigt, heißt es Abschied nehmen vom Althergebrachten. Wenn der Tod die Pläne zerstört, müssen die übrig bleiben damit leben. Manchmal muss man von dem Abschied nehmen, was man sicher geglaubt hat. Auch kann es eine Verlustangst sein, wenn es einem eigentlich bestens geht und einem die Ahnung beschleicht, es ist nichts für die Ewigkeit. Doch ein möglicherweise herannahender Abschied kann auch eine Chance sein, die Dinge zu regeln, Worte auszusprechen, die vielleicht etwas klären. Einem Abschied kann auch ein Neubeginn innewohnen.

Ist es ein wehmütiger Blick in die Ferne, die sich der Autor gönnt oder vielleicht ein ruhiger Blick zurück? Jedenfalls beleuchtet er aus seiner Sicht, welch vielfältige Gedanken er sich über Abschiede macht. Auch wenn er es nicht ausmalt, so ist die Vorstellung von Abschiedsfarben sehr interessant. Düster ist sicher der Tod, ein sehnsuchtsvoller Blick in einen mild angestrahlten Sommerhimmel, ruft vielleicht eine sanfte Wehmut hervor. Vielleicht gelingt es nicht, sich in jede Story hineinzufühlen, doch meist springt eine Stimmung über.

Mit leisen Tönen bedeutet einem Bernhard Schlink, dass man nie davor gefeit ist, möglicherweise Abschied nehmen zu müssen. Und doch versinkt man nicht in Ängstlichkeit. Eher gelöst staunt man über die verschiedenen Arten der Abschiede und beginnt nochmals über die Abschiede nachzudenken, die man selbst schon nehmen wusste und die sich vielleicht nicht nur als Endpunkt darstellen, sondern auch als Neubeginn oder Aufbruch. Ein nachdenklich machendes Buch, dass mit großer Herzenswärme geschrieben zu sein scheint.


 
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