Rezension Rezension (4/5*) zu Verschollen in Palma: Ein Mallorca-Krimi von Mons Kallentoft.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Begierden, Gier und Geld


Heiße Sommer auf Mallorca. Partys, Sex, Drogen, Alkohol, und mittendrin irgendwo ist die sechzehnjährige Schwedin Emme Blanck. Tot oder lebendig? Emme, die seit drei Jahren in ihrem Urlaub in Palma vermisst wird. Seither sucht ihr Vater Tim unermüdlich nach ihr. Tim hat Stockholm und seine Frau Rebecka verlassen und arbeitet nun auf Mallorca als Privatdetektiv. Er erhält von Peter Kant, einem vermögenden Deutschen, den Auftrag, dessen Ehefrau Natascha zu beschatten und des Ehebruchs zu überführen. Kurz nach dem Tim seine Ermittlungsergebnisse präsentiert ist Natascha verschwunden, der Lover Tot und Peter Kant unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Doch Peter beteuert seine Unschuld. Ein abgekartetes Spiel? Tim gerät in ein dunkles Netzwerk aus Korruption, Gier und Macht.

Wer Mons Kallentoft und seine Bücher kennt, weiß, dass der schwedische Autor nicht zimperlich ist und seine Protagonisten nicht schont. So ergeht es auch Tim Blanck in dem Thriller „Verschollen in Palma“.

Tim Blanck ist ein Getriebener, er trinkt zu viel, hat genug eigenen Dreck am Stecken. Die Ehe mit der Ärztin Rebecka ist gescheitert. Während Rebecka eine neue Beziehung hat, die am Kinderwunsch des neuen Mannes in die Brüche zu gehen droht, hantelt sich Tim auf Mallorca von einem miesen Auftrag zum nächsten. Bei allem was Tim tut, hat er Flashbacks von Emme aus glücklichen Tagen, plagt sich mit Vorwürfen, seiner Tochter Emme eine Reise nach Mallorca erlaubt zu haben.

„Wen sehe ich da? Ist das Tim Blanck? Emmes Vater, Rebeckas Ex-Ehemann. Ist es der Privatdetektiv? Der einsame Mann auf Mallorca.“

Emme wollte eine unbeschwerte Zeit im Urlaub mit zwei Freundinnen verbringen, ohne Eltern. Doch die begehrte Urlaubsinsel besteht nicht nur aus Freude und Sonnenschein. Mons Kallentoft zeigt neben dem biergeschwängerten Ballermann und den Partylocations der reichen Elite auch die Schattenseiten des Urlaubsparadieses, die Armut, die schlechten Wohnverhältnisse, die Wasserknappheit und prekären Arbeitsbedingungen.

„…die armen Schlucker an Spaniern und Mallorquinern, die hier wohnen, kommen von ihrer Arbeit nach Hause, mit hängenden Schultern, gekrümmtem Rücken, müdem Gesicht, dem Gesicht eines Arbeiters, ein zufriedenes Gesicht, wieder ein Tag mit Arbeit, wieder ein Tag im Leben eines mileurista, wieder ein Tag mit Essen auf dem Tisch, wieder ein Tag, an dem man für die Kinder etwas Besseres erhoffen kann als das, was das Leben einem selbst bietet.“

Auf diesem Nährboden gedeiht ein prächtiger Sumpf von Gewalt, Prostitution, Amts- und Machtmissbrauch, der sich aufgrund der Verschwiegenheitskultur derer, die sich an der Macht berauschen, immer weiter wachsen wird. Tim erkennt dass Emmes Verschwinden mit seinem aktuellen Fall zusammenhängen muss….

„Gerade im Moment sind es nur vermisste Gesichter, die miteinander verschmelzen, Begierden, weitere Begierden, Gier und Geld, Geld und noch mehr Geld.“

…und was als verzweifelte Suche eines Vaters nach seiner Tochter beginnt, entlädt sich in einem furiosen Finale.