Rezension Rezension (4/5*) zu Helene geht baden (Conte Krimi) von Isabella Archan.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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So ein Gfrett mit den Mördern


„Ich hab das Fräul’n Helen baden seh’n, das war schön.
Da kann man Waden seh’n, rund und schön im Wasser stehn.“
(Fritz Grünbaum)

Es ist ein mörderisch heißer Sommer in Köln. Eine junge Frau, Moni Dahms, wird ermordet am Ufer eines Entenweihers aufgefunden. Markant sind vor allem die tiefen Einschnitte an ihrem Bauch. Die SOKO Moni tritt auf der Stelle, können den „Messermann“ wie der Mörder von der Presse tituliert wird, nicht finden. Dann wird Helene Opfer desselben Mannes. Nur weil der einsam Rentner Fritz von gegenüber den Angriff auf Helene mit einem Fernglas beobachten kann, wird Helene rechtzeitig gefunden.

„Helene geht baden“ ist der erste Krimi von der österreichischen Schauspielerin und Schriftstellerin Isabella Archan. Es ist ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der in kein Schema passt. Das liegt zu einem an der frechen Sprache und ganz besonders an der bemerkenswerten Erzählperspektive. Die Autorin dringt in die Köpfe der Opfer ein, macht die Tote lebendig und gibt einfühlsam und fantasievoll den geschunden Frauen eine ganz besondere Stimme.

„Moni ist tot, aber nicht blöd. Überhaupt erstaunt es sie, das sie immer noch so vernünftig denken kann“

Gleich zu Beginn sehen wir Monis toten Körper aus ihrer speziellen Sicht, später übernimmt Helene das Wort, betrachtet ihren geschlagenen, verletzten Körper von oben. Helene, die so gerne ein schaumiges duftendes Bad nimmt, die blonde lustige, üppige Helene, in die sich der alte Fritz von vis-a-vis ein bisschen verschaut hat.
„Die Verletzte, das Opfer, die Patientin, oder einfach »Das ist Helene«.“
Helene, die nach dem Angriff auf sie, jeden groß gewachsenen Mann als ihren Angreifer sieht, den Willa Stark, die ermittelnde Polizistin, auf ihre Liste der Verdächtigen setzen muss.

Willa Stark ist eine schräge Persönlichkeit, nägelkauend, nasebohrend, konfus und hartnäckig. Ihr eigener Onkel Willi war vor Jahren wegen Totschlags verurteilt worden. Vielleicht findet sie deshalb so leicht die „entscheidenden Verknüpfungen zwischen all den Verdächtigen und Motiven. Vielleicht weil in ihren Adern Mörderblut floss.“ Teamfähig ist sie nicht gerade, die Willa, „das Fräulein Ösi“. Aus dem österreichischen Graz hat sich Willa über Europol nach Köln versetzen lassen. Dort hat sie es sich mit ihrem Kater Jimmy gemütlich gemacht und gut Anschluss in das deutsche Team gefunden. Aber wenn es stressig wird, dann schlägt es ihr ganz schnell den steirischen Dialekt raus.

„So ein Gfrett…du saudeppertes ....“

Und es ist wahrlich ein Gfrett, bis die Polizei den „Messermann“ endlich stellt. Bis dahin lebt die Geschichte von zwei ungewöhnlichen Protagonistinnen. Gut gemacht!