Zunächst einmal war ich befremdet, dass die Familie noch nie zusammen in den Urlaub gefahren war. Der Vater wollte die Mutter für sich haben...
Der Junge empfand seine Mutter auf dieser Reise als besonders schön. Die überraschende Nacht im Hotel wird als gemeinsames Abenteuer verstanden. Hübsch fand ich den Satz "Dies waren also Mutter-Ferien", weil es offensichtlich etwas großzügiger zuging
Eine feine Ablehnung spürte ich, als die Mutter "Lolita" las (das Thema hatten wir bereits bei "Picknick mit Anna"...), der Junge darin stöberte und auf einmal Mädchen und Frauen mit anderen Augen sah. Im Alter von 11 Jahren im Jahre 1957
.
Dann kamen die körperlichen Erkundungstouren - auch das hat man gefühlt schon einige Male gelesen. Meistens von älteren Herren geschrieben... Mich langweilte es.
Aber dann bekommt Schlink die Kurve: Die Mädchen haben die Mutter des Jungen beobachtet! Der Junge ist verwirrt, er weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Diese Gefühlslage wurde sehr gut rübergebracht. Die Mutter bemerkt die Veränderung, fragt den Jungen, was los ist und er bricht sein Schweigen. Die Mutter reagiert UNGLAUBLICH sensibel, vorausschauend und gefühlvoll! Das ist mir für die damalige Zeit etwas unglaubwürdig, zugunsten des hübschen Endes der Geschichte will ich aber nicht so plienzig sein
Es ist der Abschied von der Kindheit. Wäre der Junge etwas älter, hätte ich die Handlung glaubhafter empfunden, jedoch wäre ihr dann auch die kindliche Unschuld abhanden gekommen.
Interessant noch die späteren Reflexionen: Ob die Affäre der Mutter richtiger gewesen wäre als die des Vaters? Ihm hätte er es übler genommen, wahrscheilich, weil er zur Mutter einfach ein liebevolleres Verhältnis hatte.
Obwohl diese Geschichte in meinen Augen noch die Kurve gekriegt hat, gehört sie für mich zu den schwächeren bislang.