Rezension Rezension (5/5*) zu Stan von John Connolly.

Serapion

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5. Juli 2014
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Im Süden
Stan - auf keinen Fall Doof!

Unter normalen Umständen hätte ich dieses Buch nie gelesen. Dafür sind mir die Filme dieser Zeit zu wenig präsent und ich gestehe, mich haben sie auch nicht so wirklich interessiert. Aber ein Buchfreund auf Instagram hat mich neugierig gemacht auf diesen biografischen Roman über Stan Laurel, den wir in Deutschland als "Doof" kennen.

Kurz vor seinem Tod schaut er auf sein Leben zurück und auf die Menschen, die ihn begleitet haben. Das hat manchmal etwas Nachschlagen verlangt, weil ich mit dem einen oder anderen Namen nichts anfangen konnte - und der Roman ist ein teilweise schon auch Who-is-Who der amerikanischen Filmwelt des frühen 20. Jahrhunderts.

Aber eines war mir schon nach wenigen Seiten klar - diesen Mann haben viele völlig unterschätzt. Der Ruhm, den Stan Lauren und Oliver Hardy (die meisten nannten ihn Babe) erreichten, war sehr hart erarbeitet und im Vergleich zu anderen haben sie im harten und mafiösen Filmgeschäft dieser Zeit viel zu wenig für ihre Arbeit verdient. Und was sie bekamen, haben sie zum Großteil an Ex-Frauen (vor allem Stan - wie man so viel Pech mit Frauen haben kann - nicht weil er als Star ständig neue wollte, sondern weil er nicht allein sein konnte), das Finanzamt oder im Glücksspiel (Oliver Hardy) abgegeben. Und beide mussten erleben, wie ihr Ruhm verblasste. Vor allem immer im Vergleich zum großen Bezugspunkt aller Komiker dieser Zeit - Charly Chaplin... Wenn übrigens nur die Hälfte dessen stimmt, was über ihn in dem Buch steht, dürfte man keinen Film mehr von ihm anschauen. Das alles erzählt der Autor nicht in Form einer trockenen Biografie, sondern als erzähltes Leben. Das bedeutet natürlich auch, dass man nicht jedes Detail als wahr annehmen darf und nicht jede Wertung objektiv sein muss. Aber eben deshalb ist ja auch keine wissenschaftliche Abhandlung.

Aber was am meisten berührt in diesem Buch: Stan und Oliver waren nicht wie viele andere berühmte Filmpaare einfach nur Partner, sondern wirkliche Freunde. Den Tod von Babe hat Stan Laurel nie verwunden, er hat danach keinen Film mehr gedreht, war kaum noch in der Öffentlichkeit. Der Roman ist eine berührende Liebeserklärung an eine außergewöhnliche Freundschaft und allein deshalb wirklich ein grandioses Buch!

"Träum nicht, dass Du wach wärst, um dann beim Aufwachen festzustellen, dass Du schläfst."

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