Rezension Rezension (3/5*) zu Der wunde Himmel von Jeannette Oertel.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Gefährliche Liebeschaft

Tabea Blum muss ich erst wieder neu einfinden in ihrer Heimatstadt Berlin, der sie vor Jahren den Rücken gekehrt hat. Nun ist sie zurück und hoch motiviert, als sie ihre neue Stelle als Sekretärin des Botschafters der Arabischen Republik Elydien antritt. Es ist eine komplett neue Welt, die sie betritt und das diplomatische Parkett ist sehr glatt. Hals über Kopf beginnt sie eine Affäre mit Rayan Mansur, der für die „innere Sicherheit“ zuständig ist und für noch vieles mehr. Bald ist sie nicht nur verstrickt in dieser Amour fou, sondern wird Spielball der Mächtigen in Politik und Geheimdiensten. Außerdem wird sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, mit Angelegenheiten, die noch zu DDR-Zeiten ihrer Familie zugestoßen sind.

Jeannette Oertels Debüt „Der wunde Himmel“ ist ein sehr spannender Politik- und Spionagethriller, aber nicht nur. Schauplatz des Romans ist ein Deutschland in der nahen Zukunft. Der fiktive arabisch Staat Elydien wird beherrscht von einem Diktator, gegen den sich eine Rebellion richtet. Die politischen Unruhen wirken sich bis nach Deutschland aus. Elydische Diplomaten, die amerikanische CIA, der deutsche Bundesnachrichtendienst, russische GRU sie alle verfolgen unterschiedliche Ziele und Pläne. Tabea ist hin und hergerissen zwischen Loyalität und Leidenschaft, bald weiß sie nicht mehr wem sie trauen darf.

Für einen Spannungsroman oder gar Politthriller hätte ich mir einen weniger salbungsvollen Titel gewünscht und dafür ein etwas tougheres Cover. Aber da ist natürlich noch die gefährliche Liaison, die Tabea mit Rayan eingeht. Ihr Zwiespalt zwischen Verstand und Begehren wird deutlich zum Ausdruck gebracht. Wenn diplomatische Verhandlungen zwischen Kopf, Herz und Unterleib scheitern, dann stellen diese Körperteile wohl sämtliche Kommunikation ein. Tabea unterwirft sich fast bis zur Selbstaufgabe. Für meinen Geschmack sagt sie etwas zu oft „Niemals wieder“ um sich Ryan im Handumdrehen wieder hinzugeben. Was mir an Jeannette Oertels sinnlicher Sprache gefiel, war, dass sie Dinge beim Namen nennt ohne schwülstige Metapher zu verwenden. Das kommt gut, finde ich.

Wer also Lust verspürt auf einen spannenden Genremix, wird mit diesem Buch viel Freude haben.



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