Rezension Rezension (5/5*) zu Marianengraben: Roman von .

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Paula taucht auf


Paula trauert um ihren kleinen Bruder. Seit der 10-jährige Tim vor zwei Jahren bei einem Badeunfall im Meer ums Leben kam bekommt sie nichts mehr auf die Reihe: kein Studium, keinen Haushalt, keinen Sport kein Leben. Nicht einmal ans Grab des geliebten Bruder schafft sie es. Nun soll sie aus therapeutischen Gründen dort hin. Das schafft Paula allerdings nur mitten in der Nacht und dann trifft sie am Friedhof auf den alten schrulligen Helmut, der gerade die Urne seiner Frau Helga ausgräbt. Nach Südtirol will er sie bringen, mit dem Wohnmobil, damit sie dort ihre letzte Ruhe findet. Paula begibt sich mit Helmut und dessen riesiger Schäferhündin Judy auf einen Roadtrip der ganz besonderen Sorte.

Es gibt Orte auf dieser Welt, die liegen so unerreichbar, dass es schier unmöglich scheint diese zu erreichen. Der Marianengraben im westlichen pazifischen Ozean ist an seiner tiefsten Stelle 11.934 Meter tief! Soviel Wasserdruck hält der Mensch niemals aus. Paula ist auch an einem Punkt, so tief unten, so unter Druck, so bedrückt, dass ein Mensch das kaum aushalten kann. Es ist der Verlust und die Trauer um einen wunderbar geliebten Menschen, der Paula ganz tief unten hält. Erst als ihr Leben eine völlig unerwartete Kapriole schlägt, beginnt sie aufzutauchen. Tag für Tag ein bisschen mehr, Seite um Seite, Kapitel um Kapitel in diesem besonderen Buch der deutschen Autorin Jasmin Schreiber.

Paula und Helmut sind ein seltsames Paar. Aus einer anfänglichen Zweckgemeinschaft wird echte Verbundenheit. Während der kauzige Helmut Paula nicht immer sanft aber bestimmt ins Leben zurückführt, begleitet Paula den alten und kranken Mann beim Sterben.

„Dinge passieren, und wir können nichts dagegen tun….Menschen ertrinken, Füchse fressen Hühner, Leute sterben an Krebs…. Und ich sage Ihnen das, weil das Leben nicht auf Pause schaltet und auf Sie wartet. Es geht weiter und auch Sie kommen dem Tod immer näher.“

Leben und Sterben, Freude und Trauer, Kommen und Gehen, Lachen und Weinen, Höhen und Tiefen: eines existiert nicht ohne das andere. Jasmin Schreiber schafft in diesem Buch, die Facetten des Lebens, die schönen wie die traurigen zu vereinbaren und das mit einer erzählerischen Leichtigkeit. Bei diesem Buch weint das eine Auge, während das andere lacht.